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15-Jährige muss nach Corona-Impfung zum Aids-Test

Schock für eine 15-jährige Schweizerin: Nach ihrer Impfung gegen das Corona erfährt sie, dass die Spritze möglicherweise mehrfach verwendet wurde.

20 Minuten
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Die 15-Jährige wurde in einem Spital gegen das Virus geimpft. 
Die 15-Jährige wurde in einem Spital gegen das Virus geimpft. 
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Es ist ein potenziell folgenschwerer Vorfall im Spital Emmental Burgdorf im Schweizer Kanton Bern. M. F.* (15) wird am Donnerstagmorgen zum zweiten Mal gegen das Coronavirus geimpft. Kurz nach dem Termin erhält sie einen Anruf vom Spital: Die Spritze ist möglicherweise mehrfach verwendet worden.

"Ich war gerade im Sportunterricht, als ich plötzlich gesehen habe, dass mich eine Nummer mehrmals versucht hat zu erreichen", sagt M. F. zum Schweizer Onlineportal "20 Minuten". "Ich dachte zuerst, es gehe um die Berufswahl. Dann habe ich zurückgerufen und es war ein Mitarbeiter des Spitals dran."

"Kippte vor Nervosität fast um"

"Er war sehr nervös und sprach hektisch, ich habe gar nicht richtig verstanden, was passiert ist", so M. F. weiter. "Er sagte mir, ich müsse unbedingt so schnell wie möglich in den Notfall kommen. Ich sagte ihm, ich sei gerade in der Schule, aber er meinte, es sei dringend."

Also macht sich die 15-Jährige mit einem mulmigen Gefühl im Bauch auf den Weg ins Spital. Der Lehrer gibt ihr einen Mitschüler als Begleitung mit: "Ich war so nervös, dass ich fast umgekippt wäre."

Blut wird jetzt getestet

"Im Spital haben sie mir Blut genommen und viele Fragen gestellt, von A bis Z", erzählt M. F. Und endlich klärt sie jemand auf, was los ist: Die Spritze, die bei ihr für die Corona-Impfung verwendet worden war, sei ein weiteres Mal benutzt worden. Doch das mehrfache Verwenden von Spritzen ist gefährlich, weil dadurch Krankheiten und Infektionen übertragen werden können.

Das von M. F. entnommene Blut wird nun auf übertragbare Krankheiten wie Aids und Hepatitis B und C überprüft. Bei einer Infektion dauert es mehrere Wochen bis Monate, bei Aids sind es drei Monate, bis sie nachgewiesen werden kann. "Wenn sich jemand mit einer fremden Nadel sticht, dann werden bei beiden betroffenen Personen Hepatitis B, Hepatitis C und HIV getestet. Diese Testungen dürfen unmittelbar nach dem Ereignis durchgeführt werden", erklärt das Spital gegenüber "20 Minuten".

"Ich hatte nicht das Gefühl, dass der Arzt sicher ist, dass alles stimmt, was er mir gesagt hat", erzählt M. F. "Meiner Meinung nach können sie gar nicht wissen, ob ich oder eine andere Person zuerst geimpft wurde. Sie haben mir nur gesagt, es sei aufgefallen, dass eine Spritze zu wenig im Abfall gelegen habe."

Rätsel um leere Spritze

Diese Darstellung bestreitet das Spital Burgdorf. "Eine Person A hat sich gegen Corona impfen lassen, wurde in den Wartebereich begleitet und die Koje wurde für den nächsten Impftermin vorbereitet", heißt es auf Anfrage. "Die nächste Person (Person B) hat in der Koje Platz genommen und wurde geimpft, wobei die impfende Person nach dem Einstich feststellte, dass die Spritze leer war."

Es gebe zwei Möglichkeiten, warum die Spritze leer gewesen sein kann: "Entweder wurde die Spritze gar nie aufgezogen oder die Spritze, mit der Person A geimpft wurde, wurde nicht entsorgt, sondern zurück auf das Medikamententablett gelegt."

"Aufgrund dieser Unsicherheit hat sich der Leiter des Impfzentrums nach Kenntnisnahme des Vorfalls sofort für das standardisierte und medizinisch korrekte Vorgehen bei Stichverletzungen entschieden. Die Betroffenen wurden telefonisch kontaktiert, man hat ihnen den Verdacht geschildert und hat sie gebeten, für eine Blutentnahme ins Spital zu kommen – diese Blutentnahme erfolgt selbstverständlich auf freiwilliger Basis", heißt es weiter. Es sei der erste solche Fall bei über 100.000 Impfungen.

"Es geht hier um Menschenleben"

"So etwas darf einfach nicht passieren", findet hingegen M. F. "Es geht hier um Gesundheit und um Menschenleben, da ist besondere Vorsicht gefragt. Ich wünsche das absolut niemandem."

Für die 15-Jährige geht das Bangen für den Moment weiter. "Sie haben mir gesagt, dass sie mich anrufen werden, sollte etwas mit meinem Blut nicht in Ordnung sein", sagt sie. "Wenn alles gut ist, höre ich nichts mehr von ihnen." Wobei ihr niemand gesagt habe, ab wann sie wieder aufatmen kann.

Hat der Zwischenfall Konsequenzen? "Selbstverständlich werden die Prozesse überprüft und das Personal wird laufend sensibilisiert und geschult", heißt es beim Spital. Die Familie F. will die Sache indes nicht auf sich beruhen lassen. Wie M. F.s Vater gegenüber 20 Minuten angibt, hat er bereits einen Anwalt eingeschaltet.

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