Salzburg
14 Mio. Tabletten gingen durch Salzburger Pizzeria
Nach drei Jahren an internationalen Ermittlungen startet der größte Drogenprozess des Jahres am Dienstag am Salzburger Landesgericht.
14 Beschuldigte müssen sich ab Dienstag vor dem Landesgericht Salzburg verantworten. Sechs von ihnen sind Österreicher mit libanesischen Wurzeln oder Libanesen, zudem drei Syrer, jeweils ein Türke, ein Deutscher, ein Niederländer, ein Ungar und eine Österreicherin mit marokkanischen Wurzeln. Den Angeklagten wird vorgeworfen, Teil einer international agierenden Drogenbande zu sein. Ihr Geschäft war hauptsächlich das Aufputschmittel "Captagon".
Die Aufputschtabletten wurden laut Anklage im Libanon hergestellt und waren für den Verkauf in Saudi-Arabien bestimmt. Weil Importe aus der EU in Saudi-Arabien seltener kontrolliert werden, wählte man dazu den Umweg über Europa. Über eine Scheinfirma wurden die Pillen mit dem Schiff nach Belgien transportiert, versteckt zum Beispiel in Pizzaöfen, Waschmaschinen und Elektrogeräten.
Pizzeria als Drehscheibe
Eine Pizzeria in Bürmoos (Flachgau) bildete hierzu die Drehscheibe für die Drogenhändler. Die Pillen wurden dort gelagert, umverpackt und weitergeschickt. Die Herstellung des Aufputschmittels kostet drei bis vier Cent pro Tablette, in Saudi-Arabien können sie um drei Euro verkauft werden – eine beträchtliche Gewinnspanne.
Kronzeuge mit Dolmetscherin liiert
Aufregung gab es vor dem Prozess um einen Kronzeugen. Der Iraker war, was dem Gericht nicht bekannt war, mit der Hauptdolmetscherin in den Ermittlungen liiert. Sie wurde nun von der Dolmetscher-Liste gestrichen. Der Kopf der Drogenbande und seine rechte Hand, beide Libanesen, werden noch gesucht. Für den Prozess sind mindestens 15 Tage anberaumt.