Coronavirus

"100.000 € Strafe, wenn jetzt noch wer Party feiert"

Star-Anchorwoman Corinna Milborn begrüßte am Mittwoch eine Experten-Runde in "Pro und Contra". Thema: Corona-Lockdown ohne Wirkung – was kommt jetzt?

Heute Redaktion
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Die "Pro und Contra"-Runde
Die "Pro und Contra"-Runde
privat

Stetig steigende Corona-Zahlen – 7.514 neue Positiv-Befunde gab es alleine am Mittwoch – bringen derzeit die Österreicher zum Nachdenken. Muss der "Lockdown light" schon am Freitag verschärft werden? Bei Puls-4-Infochefin diskutierten Mittwochabend "Heute"-Herausgeberin Eva Dichand, Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ), Mathematiker Peter Markowich, Universitätsprofessor, Hans-Peter Hutter, Stv. Leiter Institut für Umwelthygiene und Umweltmedizin an der Universität Wien und Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder.

"Italien-ähnliche Zustände in 2 Wochen"

Mediziner Hans-Peter Hutter gestand eingangs ein, dass die Situation in den Spitälern: "beunruhigend" sei: "Man kratzt an der Decke. Es gibt noch keine Überlastung, aber wir müssen die Maßnahmen ernster nehmen als bisher." Düsterer sieht der Mathematiker Peter Markowich die Lage: "Italien-ähnliche Situation in ein bis zwei Wochen." Man müsse dringend gegensteuern, "wenn man nicht Bergamo in Wien haben will."

Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker blieb auch in der "Pro und Contra"-Runde seinem besonnenen und abwägenden Image treu. Von Horror-Berechnungen hält er nichts: "Epidemien", so Peter Hacker, "sind niemals rein nach mathematischen Kurven gelaufen. Es gibt Einflussfaktoren, die mathematisch nicht abgebildet werden können." Die 60-plus-Generation müsse "endlich kapieren: Es ist wirklich ernst". Heißt: Enkelkinder nicht mehr abbusseln und mit dem Bus auf Ausflüge fahren.

Größerer Babyelefant gefordert

Albertina-Direktor Klaus-Albrecht Schröder will davon wenig wissen und kritisierte pauschal "Versäumnisse der Politik". Home Schooling will er, so lange es geht, vermeiden, schließlich habe er in der Albertina 70 bis 80 Prozent, die bei Schulschließungen zuhause bleiben müssen. "Davor sprechen wir dem Handel schon das Existenzrecht ab. Das darf nur die Ultima Ratio sein. Erweitern wir die Abstandsregeln auf eineinhalb bis zwei Meter."

Verlegerin Eva Dichand positionierte sich einmal mehr entschieden gegen eine vollständige Rückkehr zum Distance Learning aus: "Es gibt keine Cluster an Schulen." Stadtrat Peter Hacker ergänzte: "Der absolut überwiegende Ansteckungsort ist die Familie." Darüber hinaus riet er: "Unser Hauptfokus ist auch auf Sozialräume und Begegnungen am Arbeitsplatz zu richten." "Heute"-Chefin Eva Dichand war mit Hacker auch bei einem weiteren Punkt einer Meinung: "Testen, testen, testen – in den Schulen und Altersheimen. Wenn man einen Cluster früh abfängt, bringt man den Reproduktionsfaktor hinunter."

"Heute"-Chefin Eva Dichand war zu Gast bei "Pro und Contra" auf Puls 24
"Heute"-Chefin Eva Dichand war zu Gast bei "Pro und Contra" auf Puls 24
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Babyelefant auf 2 Meter erhöhen

Das reicht für Mathematiker Peter Markowich nicht weit genug. Er fordert: "Baby-Elefant von ein auf zwei Meter erhöhen, Home Office, überall, wo es möglich ist – ohne Ausreden, jetzt Schulen schließen für eine kurze Zeit." Diese solle man dafür nützen, "die Schul-Infrastruktur halbwegs pandemiegerecht zu ändern – wir haben keine Zeit zu warten."

Peter Hacker (SPÖ): "Man wird in Einkaufszentren stärker bremsen müssen."

Gesundheitsstadtrat Hacker ist weiter gegen eine Schulschließung: "Kinder sind nicht die Treiber der Epidemie." Vielmehr seien Bilder aus überfüllten Einkaufszentren – wie am vergangenen Wochenende gesehen – für ihn "völlig inakzeptabel". Hacker: "Wir brauchen ein besseres Regulativ und die Einhaltung eines 2-Meter-Abstandes." Das würde bedingen: "Wesentlich weniger Menschen rein als bisher. Es kann nicht sein, dass so viele Leute gleichzeitig drinnen sind. Da wird man stärker bremsen müssen."

Dichand will "100.000 Euro Strafe"

Eva Dichand ist – analog zu Frankreich, wo es 300-Euro-Strafen und ein Handytracking bei nächtlichen Ausgangssperren gibt – auch in diesem Punkt für eine strengere Überwachung. Sie fordert schärfere Konsequenzen; etwas überspitzt sprach sie sich für drakonische Strafen aus: "Jeder, der jetzt noch ein Nachtclubbing veranstaltet, soll 100.000 Euro Strafe zahlen. Und wer nach der Ausgangssperre noch draußen ist und eine Party feiert, soll auch gleich 100.000 Euro zahlen."

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