Immer mehr Kinder werden kriminell: In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der angezeigten Straftaten von Jugendlichen zwischen zehn und 14 Jahren verdoppelt – von nicht einmal 5.000 auf knapp 10.000. Das zeigt die österreichweite Kriminalstatistik des Innenministeriums.
Nachdem erst kürzlich drei Jugendliche mit einem gestohlenen SUV in den Garten einer Familie in Leonding (Bez. Linz-Land) rasten, werden nun die Rufe nach härteren Strafen laut. Mit einer Studie gingen das Land OÖ und die Linzer Johannes Kepler Universität (JKU) den Hintergründen für Jugendkriminalität auf den Grund.
Befragt wurden insgesamt 50 Straftäter im Alter zwischen 13 und 19 Jahren. Das wurde untersucht: "Was Kinder und Jugendliche mit regen Polizeikontakten zu ihrem Handeln bewegt und was sie benötigen würden, um ihr Handeln zu ändern", sagt JKU-Professor Helmut Hirtenlehner vom Institut für Strafrechtswissenschaften.
Jugendliche Mehrfachtäter bewegen sich laut Untersuchung oft in kriminellen Freundeskreisen, die Straftaten fördern. In diesen Gruppen dominieren Werte wie Respekt, Ehre und Status – diese werden häufig durch Gewalt erlangt.
Besonders junge Männer mit Migrationshintergrund sind in der Statistik auffällig. Denn: Angespannte Familienverhältnisse (z.B. die Abwesenheit des Vaters, viele Geschwister oder schwierige ökonomische Situationen) können häufig zu Jugendkriminalität führen.
Außerdem bestehe in vielen Fällen ein großes Beaufsichtigungsdefizit. Heißt: "Die Eltern wissen oft nicht, wo ihre Kinder sind", erklärt Hirtenlehner. Steht dann einmal die Polizei vor der Tür, würden die Mütter das Verhalten der Jugendlichen oft decken. Warum? Damit es zu keiner körperlichen Gewalt durch den Vater kommt. Kriminelles Handeln werde mit einem patriarchalischen Weltbild gerechtfertigt.
Auffällig seien auch Gemeinsamkeiten beim Thema Schule. Kriminelle Jugendliche hätten meist schlechte Noten und sprachliche Defizite. Außerdem ein wichtiger Faktor: exzessives Schwänzen. "Sie sehen oft wochenlang keine Schule von innen", so Hirtenlehner. Durch das Fernbleiben vom Unterricht hätten die Teenager eine Menge Freizeit und Gelegenheiten für strafbare Handlungen.
Wegen des Anstieges der Jugendkriminalität fordert der zuständige Landesrat Christian Dörfel (ÖVP) vom Bund gesetzliche Verschärfungen – u.a. für das Strafmündigkeitsalter. Konkret sollen bei schweren oder wiederholten Straftaten auch schon 12-Jährige belangt werden können. Außerdem wünscht er sich eine bessere Handhabe für die Polizei bei jungen Tätern.
Dafür gibt es auch Rückenwind von der FPÖ. In der kommenden Landtagssitzung am Donnerstag machen sie die drei slowakischen Brüder zum Thema: Vom zuständigen SP-Landesrat Michael Lindner wollen sie wissen, welche Maßnahmen und Leistungen die Kinder- und Jugendhilfe im Zusammenhang mit den Geschwistern schon erbracht hat.
"Nach den zahlreichen Vorfällen mit Problemjugendlichen müssen endlich Konsequenzen fixiert werden", fordert FP-Klubobmann Herwig Mahr. Der konkrete Vorschlag: In Betreuungseinrichtungen sollen für jugendliche Intensivtäter Hausarrest oder Fußfesseln ermöglicht werden. Außerdem müsse die Strafmündigkeit angepasst werden.