Österreich
"Heute geht alles zu Ende" – dann holte er Messer
Ein Slowake (56) soll in Wartberg/Aist vor den Augen seiner Tochter (11) versucht haben, seine Gattin im Stiegenhaus umzubringen. Er stand Dienstag in Linz vor Gericht.
"Ich habe etwas Schlimmes getan, aber ich wollte meine Frau nicht töten. Gabi war alles für mich", beteuerte der Angeklagte Stanislav S. (56) vor dem Richter am Linzer Landesgericht mit gebrochener Stimme. Während seiner Befragung brach er immer wieder in Tränen aus.
Der Diplom-Krankenpfleger aus Wartberg/Aist (Bez. Freistadt) war immer sehr eifersüchtig, wie er auch bei der Verhandlung zugab.
Im Zuge seiner Eifersucht soll es dann auch zu dem brutalen Übergriff auf seine mittlerweile geschiedene Frau und Mutter seiner drei Kinder (15, 11, 5), Gabriela S. (43), gekommen sein. Etwas verwirrend: Bei der Befragung nach seinem Familienstand gab er noch an, verheiratet zu sein.
Angeklagter bestreitet Tötungsabsicht
Laut Anklage hat er versucht, die 43-Jährige am 2. Juli vergangenen Jahres im Stiegenhaus vor der gemeinsamen Wohnung umzubringen. Die Tötungsabsicht bestritt der Angeklagte aber vehement während der gesamten Verhandlung.
Der vorgeworfene Angriff hatte aber schon am Tag zuvor seinen Ursprung. Gabriela S., ebenfalls als Krankenpflegerin tätig, sei an ihrem freien Tag in Tschechien in einem Nagelstudio gewesen.
Der Beschuldigte kam nach Hause und wusste nicht, wo sich seine Frau aufhielt. Als er sie telefonisch erreichte, meinte sie, bald wieder heim zu kommen. Ihr Gatte hatte laut seinen Aussagen aber "Wir kommen bald nach Hause" verstanden.
Für ihn war deshalb klar: Gabriela ist mit einem anderen Mann unterwegs. Daraufhin fuhr er laut Anklage selbst mit dem Auto zu einer Tankstelle nach Unterweitersdorf (Bez. Urfahr-Umgebung), um dort dann seine Frau auf dem Heimweg abzupassen und quasi in flagranti zu erwischen.
Tatsächlich war die 43-Jährige aber nicht mit einem anderen Mann unterwegs. "Mein Mandant hat seine Frau dort nicht gesehen. Er hat es sich eingebildet", so sein Verteidiger vor Gericht.
Da es am selben Abend zu keiner Aussprache mehr kam, wollte er sie am eben besagten 2. Juli zur Rede stellen.
Aufgrund seiner verletzten linken Schulter ließ sich der Beschuldigte krank schreiben, blieb dann zu Hause. Im Beisein seines älteren Sohnes habe er dann gesagt: "Heute wird alles zu Ende gehen. Es wird sehr schmerzhaft." Dies gab der mittlerweile 15-jährige Sebastian (Name von der Redaktion geändert) vor der Polizei an.
Alkotest ergab 1,1 Promille
Zu diesem Zeitpunkt hatte der Beschuldigte schon reichlich Alkohol getrunken (ein Alkotest ergab später 1,1 Promille). Er selbst beteuerte vor dem Richter, nur drei Bier getrunken zu haben, gab aber zu: "Ich habe Probleme mit Alkohol. Wenn ich zu viel trinke, werde ich aggressiv."
Als kurz nach 15 Uhr dann Gabriela mit ihrer Tochter Sandra (11 Jahre, Name von der Redaktion geändert) nach Hause kam, wurden die beiden schon von Sebastian gewarnt. Laut Anklageschrift meinte er: "Heute ist es mit Papa wieder ganz schlimm."
Gabriela wollte eigentlich auch gleich gehen, die Tochter musste aber noch auf die Toilette. In der Zwischenzeit wollte der eifersüchtige Familienvater seine Frau zur Rede stellen. Er meinte, sie solle aus seinem Leben verschwinden und knallte die Türe zu, so die Anklage.
Nur Augenblicke später öffnete die 43-Jährige erneut die Tür und sah sich mit weiteren Beschimpfungen konfrontiert. Als sie dann aufgrund der absurden Vorwürfe lächelte, rastete der Slowake aus.
10-20 Mal auf Opfer einegschlagen
Er soll daraufhin zehn bis 20 Mal mit der Faust auf das Gesicht des Opfers eingeschlagen haben, so dass dieses zu Boden ging. Danach habe er sich auf sie gesetzt und gewürgt. Laut seinen Aussagen aber "nur" mit einer Hand, da die linke Schulter ja verletzt gewesen war.
Auch seine weinende und schreiende Tochter, die laut Staatsanwalt versucht hatte, ihren Papa von der Mama loszureißen, konnte ihn nicht stoppen.
Dabei soll er zu der Elfjährigen nur lapidar gesagt haben: "Warte noch kurz. Es wird schon bald fertig sein." Laut der Schülerin sei ihre Mama im Gesicht schon blau gewesen.
Er soll auch immer wieder geschrien haben, die Mutter seiner Kinder umzubringen.
Während das Mädchen bei den Nachbarn Sturm läutete, gelang es der 43-Jährigen, sich mit Tritten zu wehren und schließlich loszureißen. In der Nachbarswohnung fand sie kurzzeitig Schutz.
Aber nur kurz, denn schon wenig später stürmte der Angeklagte mit einem Brotmesser zurück zur Nachbarin. Dieser gelang es dann aber durch Einreden auf den Beschuldigten, das Messer abzunehmen.
Die Verletzte (sie erlitt eine Rissquetschwunde am Kopf, zahlreiche Prellungen und Abschürfungen und verlor einen Schneidezahn) flüchtete danach in die eigene Wohnung.
Die Polizei konnte den Familienvater schließlich festnehmen. Der wegen Alkohol-Delikten zweifach Vorbestrafte meinte er könne sich nicht erinnern, wie oft er auf seine Frau eingeschlagen habe. Die Tötungsabsicht bestritt er mit folgender Aussage: "Dann hätte ich mir doch ein ganz anderes Messer geholt."
Spätabends dann das Urteil: drei Jahre unbedingt (rechtskräftig) wegen absichtlich schwerer Körperverletzung und gefährlicher Drohung.