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"Costa Concordia ist ein Schiff, kein Auto"
Beim Prozess um die Havarie des Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" vor der toskanischen Insel Giglio hat die Geliebte des Angeklagten den Kapitän in Schutz genommen. Die Verteidiger von Francesco Schettino haben am Mittwoch beim Prozess einen Vergleich vorgeschlagen. Sie wollen eine Haftstrafe von dreieinhalb Jahren für Francesco Schettino.
Beim Prozess um die Havarie des Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" vor der toskanischen Insel Giglio hat die Geliebte des Angeklagten den Kapitän in Schutz genommen. Die Verteidiger von Francesco Schettino haben am Mittwoch beim Prozess einen Vergleich vorgeschlagen. Sie wollen eine Haftstrafe von dreieinhalb Jahren für Francesco Schettino.
Zugelassen wurden am Prozess 242 Privatbeteiligte. Sollte Schettino schuldig gesprochen werden, drohen ihm 20 Jahre Haft. Schon bei der Voranhörung im Mai hatten Schettinos Anwälte einen Vergleich beantragt, der jedoch vom Untersuchungsrichter abgelehnt worden war. Gewährt wurde der Vergleich jedoch weiteren fünf Angeklagten, darunter dem Steuermann der "Costa Concordia".
Schettino-Geliebte: "Costa Concordia ist ein Schiff"
Zur Verhandlung am Mittwoch erschien auch die 26-jährige Domnica Tschemortan. Die kühle blonde erschien in einer weißen Bluse, einem blitzblauen Bleistift-Rock und eine farblich dazupassende Clutch sowie weiße Highheels. Ihr Gesicht hatte sie angangs hinter einer Sonnenbrille versteckt. Die Moldawierin soll sich zum Zeitpunkt des Unglücks mit Schettino auf der Kommandobrücke des Schiffes aufgehalten haben.
Laut ihren Aussagen hatte sie geholfen, russische Passagiere zu evakuieren. Die Frau, die eine Beziehung zum Kapitän zugegeben hatte, gilt als wichtige Zeugin. Sie sei Schettinos Gast an Bord gewesen, berichtete die Frau, deren Nähe zu Schettino in der Unglücksnacht zur Spekulation geführt hatte, er sei abgelenkt worden. „Ich bin überrascht, dass eine einzige Person bei diesem Prozess angeklagt ist. Die Costa Concordia ist ein Schiff, nicht ein Auto“, so die Moldawierin.
Costa Crociere darf teilnehmen
Der Präsident des Gerichts, Giovanni Puliatti, entschied am Mittwoch, dass die Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere als Privatbeteiligte am Prozess teilnehmen darf. Die Anwälte der Passagiere hatten den Ausschluss der Reederei aus dem Prozess gefordert, da die Kreuzfahrtgesellschaft ihrer Ansicht nach für die Havarie mitverantwortlich sei und daher nicht als Privatbeteiligte Entschädigungen vom Kapitän fordern könne.
Die "Costa Concordia" hatte am Abend des 13. Jänner 2012 bei einem riskanten Manöver einen Felsen gerammt und war nur wenige Meter vor Giglio leck geschlagen. Schettino verließ das Schiff und kehrte trotz mehrfacher Aufforderung der Hafenbehörde nicht an Bord zurück, während die meisten Passagiere noch versuchten, sich in Sicherheit zu bringen.
Die "Costa Concordia" kenterte und liegt bis heute vor der Küste Giglios auf der Seite. Bemühungen zur Bergung des Schiffes dauern an. Bei dem Unglück kamen 32 Menschen ums Leben. An Bord befanden sich 77 Österreicher, die sich alle retten konnten. Beim Verfahren gegen Schettino sind mehr als 400 Zeugen geladen, es gibt 250 Nebenkläger. Ein Urteil wird erst in einigen Monaten erwartet.
Schettino muss sich wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung, Verursachung von Umweltschäden und Verlassens eines Schiffes in Seenot verantworten. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft.