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"Children of Morta" im Test: Ein Überraschungshit
Roguelike/Roguelite-Games gibt es wie Sand am Meer. "Children of Morta" sticht aber aufgrund der Grafik und der Geschichte deutlich aus der Masse hervor.
Für PC war "Children of Morta" schon einige Wochen spielbar, nun ist das Werk aus dem Hause Dead Mage auch für Playstation 4 und Xbox One erschienen. Und im November ist der Start für die Nintendo Switch eingeplant. Das Roguelite bietet traditionsgemäß prozedural generierte Level, aber keinen Permadeath, sondern Neustarts mit ergatterter Erdahrunf und Ausrüstung.
Was "Children of Morta" aber vom Roguelite-Einheitsbrei abhebt, ist die Geschichte. Hier steht nicht ein übermächtiger Held im Mittelpunkt, sondern die sechsköpfige Familie Bergson. John, Linda, Kevin, Lucy, Mark und Joey sind durchaus liebenswerte Charaktere, die sich grundlegend voneinander unterscheiden. Vater John schützt seine Familie mit Schwert und Schild, Tochter Linda nutzt den Bogen, Lucy bändigt wiederum das Feuer.
Die Macher haben aber nicht nur unterschiedliche Spielcharaktere geschaffen, sondern allen Figuren eine liebevolle Hintergrundstory verpasst und sie direkt in die Handlung eingewoben. Die Familie will ja eigentlich nur ein friedliches Leben in ihrem Berghäuschen verbringen, doch eine dunkle Fäulnis breitet sich immer mehr in der Welt aus. Die Aufgabe der Bergsons besteht nun darin, Naturgeister zu suchen und um Rat zu fragen.
Düstere Story mit Witz
Die Story selbst klingt zwar platt, entfaltet sich aber nach und nach äußerst düster und emotional, ohne dabei auf eine gehörige Prise Witz zu verzichten. Klasse gemacht: Nicht so sehr das Abenteuer an sich, sondern die Beziehung der Familienmitglieder zueinander spielt die Hauptrolle in dem Action-Rollenspiel. Wie Kämpfer in den Krieg gegen das Böse ziehen, beleuchten so gut wie alle Abenteuer. Welche Sorgen und Ängste ihre Eltern, Brüder und Schwestern ausstehen aber abseits von "Children of Morta" die wenigsten.
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Wer Englisch kann, trifft hier auf exzellente Sprecher, ansonsten müssen deutsche Untertitel herhalten. Großartig ist dazu die Grafik des Spiels. Die farbenfrohe, handgezeichnete Pixelwelt begeistert von der ersten Sekunde an und bekommt durch eine geniale Beleuchtungstechnik Leben eingehaucht. Selbst wer mit dem Retro-Stil vieler Games nichts anfangen kann, wird hier mehr als nur einen Blick riskieren.
Kleine Schwächen im Kampf
Zwei kleine Schwächen offenbaren sich im Kampf. Zwar steuert man nach und nach alle Familienmitglieder und jedes spielt sich einzigartig, ist aber auch auf seine Waffe beschränkt. Ein Durchprobieren mit nur einer Figur gibt es nicht, wer Abwechslung will, muss die Figur wechseln. Und: Zwar ist die Steuerung mit wenigen Angriffs- und Fähigkeiten-Aktionen einsteigerfreundlich, verzögert aber nach dem Button-Druck etwas ungewohnt.
Beim Rest der Technik geht es wieder Roguelite-traditionell zu. Je nach Fortschritt im Spiel schaltet der Spieler immer mehr Familienmitglieder frei. Jeder einzelne verfügt über eigene Nah- und Fernkampfkräfte, die sich beim Einsatz immer weiter verbessern. In Truhen und Geheimpassagen finden sich zudem Items, die Kampfkraft und Gesundheit stärken oder verheerende Spezialangriffe auslösen. Letztere und andere Angriffe lassen sich per Schnelltaste auslösen, was kein Button-Erlernen notwendig macht.
Ein Überraschungshit
Die Attribute der jeweiligen Figur werden im Heim der Familie per Fähigkeitenbaum verbessert. Auch eine liebenswerte Eigenheit des Spiels: Im Haus kümmert sich der Vater um die Fähigkeiten des Nachwuchses, im Keller können die verschiedenen Spielgebiete betreten werden. Wer mit einem neuen Familienmitglied in den Kampf zieht, ist dabei nicht automatisch unterlegen: Die generellen Werte wie Kampfkraft und Gesundheit teilen sich alle Figuren, nur die Klassen-spezifischen beschränken sich auf den jeweiligen Charakter.
Auf eine Online-Anbindung muss man noch etwas warten, schon jetzt lässt sich "Children of Morta" aber mit einem Mitspieler im lokalen Koop zocken. Ob alleine oder zu zweit, gut 15 bis 20 Spielstunden warten auf Abenteurer. Mit dem Spiel ist den Machern durchaus ein Überraschungshit gelungen. "Children of Morta" hat zwar alle Roguelite-Stärken, zeigt sich aber untypisch für das Genre mit äußerst starker Story, atemberaubender Grafik und einem Spitzen-Sound.