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Erkältungen könnten künftig Geschichte sein
Wird im Körper ein spezifisches Protein blockiert, können sich Erkältungsviren nicht mehr vermehren. Forscher hoffen nun, die Krankheit auszurotten.
Sie kommt so sicher wie das Amen in der Kirche: Die nächste Erkältung. Durchschnittlich stecken wir uns jedes Jahr zwei- bis fünfmal an. Das macht die Erkältung zur weltweit häufigsten Infektionskrankheit. Das liegt daran, dass es etwa 160 der für Erkältungen verantwortliche Rhinoviren gibt, die zudem die Fähigkeit haben, zu mutieren. So sieht sich das Immunsystem immer wieder mit neuen Angreifern konfrontiert.
Nun haben Forscher der kalifornischen Universität Stanford einen Weg gefunden, Rhinoviren, die zur Gruppe der Enteroviren gehören, zu stoppen. Dafür züchteten sie eine Reihe menschlicher Zellen, bei denen sie jeweils ein zufälliges Gen deaktivierten. Anschließend infizierten sie die Zellen mit dem Rhinovirus RV-C15 und dem Enterovirus EV-C68, das eine der Kinderlähmung ähnliche Krankheit auslöst.
Fehlendes Protein hemmt Vermehrung
Es zeigte sich, dass sich in Zellen, denen das Gen zur Produktion des Proteins SETD3 fehlte, die Viren nicht vermehren konnten, wie die Forscher im Fachjournal "Nature Microbiology" schreiben. Anschließend infizierten sie weitere Zellen ohne SETD3-Protein mit drei Rhinoviren, einem Kinderlähmungsvirus und weiteren Enteroviren. Keines konnte sich vermehren.
Wie sich ein Fehlen des SETD3-Proteins auf den menschlichen Körper auswirkt, ist noch unklar. Von den Forschern gezüchtete Mäuse ohne SETD3-Protein entwickelten sich zu gesunden und fruchtbaren Tieren, die sich zudem gegen zwei sonst tödliche Enteroviren immun zeigten.
Medikament in weiter Ferne
Darüber hinaus stellte das Team um Hauptautor Jan Carette fest, dass die Viren jenen Teil des SETD3-Proteins, der von menschlichen Zellen verwendet wird, gar nicht nutzen. "Das gibt uns die Hoffnung, dass wir ein Medikament entwickeln können, das mit breiter antiviraler Wirkung nicht nur gegen Rhinoviren, sondern vielleicht sogar gegen alle Enteroviren hilft.
Und das, ohne die normale Funktion des SETD3-Proteins in unseren Zellen zu stören", wird Carette in einer Mitteilung der Universität Stanford zitiert.
Noch liegen allerdings Versuche am Menschen in weiter Ferne. Und so dürfte es noch einige Zeit dauern, bis wir unsere Winter gänzlich ohne Triefnase, Halsweh und Sinusitis-Kopfschmerzen genießen können.