Ukraine
Experte sagt im ORF, wann Putin Atomraketen abfeuert
Die Russen wollen den Donbass, die Ukrainer keinen Meter Boden verlieren und die Amerikaner die Krim. Das könnte Putin zur Atom-Eskalation bringen.
Die EU-Staaten ringen um ein Embargo von russischem Öl, bei Erdgas ist die Union noch gespaltener. Bundeskanzler Karl Nehammer will für Österreich ein Veto gegen eine solche Sanktion einlegen. Zu groß sei die heimische Abhängigkeit von Putins Brennstoff.
Währenddessen geht der Invasionskrieg im Osten der Ukraine mit voller Härte weiter. Die russische Offensive konzentriert sich nun voll auf die Eroberung des sogenannten Donbass. Die Verteidiger halten mit aller Macht dagegen, starten auch Gegenschläge, die die Russen aus einzelnen Ortschaften zurückdrängen können. Auf beiden Seiten gibt es heftige Verluste, nach ukrainischen Angaben sind bereits mehr als 30.000 russische Soldaten getötet worden. Die eigenen Zahlen veröffentlicht man weniger bereitwillig.
Öl-Embargo "wichtige Waffe"
In der ZIB2 am Montag mit der schwangeren Margit Laufer analysierte Gerhard Mangott, Russland-Experte und Professor für internationale Politik, die aktuelle Lage. Die EU riskiere durch den wochenlangen Streit über das 6. Sanktionspaket einen Gesichtsverlust. "Jetzt scheint die Union zerrissen. Sie ist geteilt und gegenüber dadurch geschwächt." Zumindest das Öl-Embargo wäre aber eine wichtige Waffe in der Hand der EU, da diese Einnahmen für Putins Staatshaushalt noch viel wichtiger als die Einnahmen aus den Gas-Verträgen seien.
Bedingungen für Waffenlieferungen
Auch was die Waffenlieferungen angehe, sei der Westen gespalten, da die Meinungen der einzelnen Länder über einen zu erzielenden Sieg in der Ukraine stark divergieren würden. Während die Vereinigten Staaten offenbar jeden einzelnen russischen Soldaten aus dem Land verjagen und sogar die Krim zurückerobern wollen würden, würden sich Deutschland, Frankreich und Italien hingegen für einen raschen Waffenstillstand und eine Rückkehr von Putins Armee auf ihre Positionen von 2014 wünschen. Deshalb würden die Deutschen die Waffenlieferungen bewusst verzögern.
Minimalziel: Donbass
Für Wladimir Putin hingegen ist die Eroberung ("Befreiung") des Donbass offenbar das Minimalziel. Das hat sein Außenminister Sergei Lawrow erst am Montag bestätigt. Er bezeichnete es als "bedingungslose Priorität" Putins.
Ob es danach weitere Offensiven etwa in Richtung Moldau und Transnistrien geben wird, ist alle außerhalb des Kremls noch völlig unklar. Einige Stimmen sprechen sich aber dagegen aus, da die erlittenen Verluste unter den Truppen dafür bereits zu groß geworden sein könnten.
Drückt Putin Atom-Knopf?
Mangott warnt: Für die westlichen Unterstützer gehe es eben auch um die Frage, wie weit man Russland mit den Waffenlieferungen an die Ukraine demütigen wolle. Um den Donbass oder auch die Region Cherson könne die Ukraine durchaus mit allen Mitteln kämpfen, doch sobald Soldaten womöglich Fuß auf die Krim setzen, wird es brandgefährlich. Eine solcher Rückeroberungsversuch könne Putin zu einer taktischen Eskalation bewegen, die um jeden Preis verhindert werden muss. Der Kreml-Chef könnte den roten Knopf drücken und eine Atombombe abfeuern.
Alle aktuellen Entwicklungen zum Ukraine-Krieg auf einen Blick >