Wien
"Das Managen der Pandemie bin ich ihm nicht neidig"
Zur Präsentation seiner Autobiografie "Freundschaft" schaute Alt-Stadtchef Häupl im Wiener Rathaus vorbei. Und plauschte dort mit seinem Nachfolger.
Zwei "Polit-Giganten", wie es Moderatorin Sonja Kato ausdrückte, saßen sich Mittwochabend vor rund 300 Gästen im Festsaal gegenüber. Anlass war die späte Rathaus-Präsentation von Wiens Ex-SPÖ-Chef Michael Häupls Autobiographie "Freundschaft" (erschienen im Brandstätter Verlag), das im Gebäude der Stadt aus rechtlichen Gründen hier zwar nicht verkauft, wohl aber signiert werden durfte. Was Häupl im Anschluss auch bereitwillig machte. Nur zum Essen und Trinken gab es nichts, wie Kato sich auch eingangs gleich entschuldigte. Pandemie und so.
"Es war nicht leicht, dich ins Rathaus zu kriegen..."
Späte Präsentation, weil die Erinnerungen des Alt-Bürgermeisters mittlerweile bereits in die 3. Auflage gehen. "Es war nicht leicht, dich ins Rathaus zu kriegen...", merkte Michael Ludwig dann auch leicht süffisant an. Er habe sofort nach Bekanntwerden des Projekts das Rathaus als Ort für die Präsentation angeboten, Häupl stellte sein Buch aber an mehreren anderen Locations zuerst vor.
"Den Unterschied will ich Klavier spielen können"
Der aktuelle Hausherr gab sich dann aber ebenso wenig nachtragend ("Man steht immer auf den Schultern seiner Vorgänger") wie Häupl neidisch ("Das Managen der Pandemie bin ich ihm nicht neidig. Geordnet, nachvollziehbar - er hat das fantastisch gemacht."). Auch in der Flüchtlingsfrage lobte Häupl, der mittlerweile als Volkshilfe-Präsident auch die Sicht von NGOs sehr gut kennt, seinen Nachfolger: "Man hat das Gefühl, die Stadt will helfen – der Bund noch immer nicht." Den Unterschied im Umgang mit geflüchteten Menschen wolle er Klavierspielen können, so Häupl.
Verhalten des Bundes "nicht akzeptabel"
Die unterschiedliche Behandlung von Geflüchteten (Anm.: Ukrainer werden vom Bund in vielen Belangen besser gestellt, als Geflüchtete mit anderen Herkunftsländern) sei "nicht akzeptabel", so Häupl. Es sei schließlich nicht die Frage, woher ein Geflüchteter kommt, sondern welche Hilfe die Person brauche. Auch die von der Bundesregierung getroffene Unterscheidung in der Bezeichnung – Vertriebene versus Flüchtlinge – schmeckt dem Alt-Stadtchef überhaupt nicht.
Und wie soll Ludwigs Autobiographie einmal heißen? "Ohne die Menschen in Wien bin ich nichts", so der Stadtchef. Angelehnt an die Aussage des "schwer unterschätzten" Altkanzlers Fred Sinowatz. Der sagte dereinst "Ohne die Partei bin ich nichts". Denn nur dank der Partei sei er in der Lage gewesen zu handeln und zu gestalten.