Politik
Erst Fürbitte, dann Rücktritt – so trat Köstinger ab
Sie saß für die ÖVP im EU-Parlament und war unter Türkis-Blau und Türkis-Grün Ministerin. Gestern erklärte Elisabeth Köstinger ihren Rücktritt.
Fünf Tage vor dem ÖVP-Parteitag der Knalleffekt: Tourismusministerin Köstinger (43) tritt zurück, verzichtet auf Gehaltsfortzahlung und wechselt in die Privatwirtschaft. Wie es zum Schritt kam, der (fast) alle überraschte:
Kurz-Rücktritt Auslöser
Sie habe seit dem Kurz-Abgang mit Rücktrittsgedanken gespielt, in den vergangenen Tagen hätten sich die Indizien für das baldige Aus verdichtet, berichten Vertraute.
Wochenendtermine
Am Samstag ist Köstinger noch Gast bei der Eröffnung des Wein-Wellness-Hotels der Familie Scheiblhofer in Andau. Dabei: Burgenlands Landeschef Doskozil. Ihr Rücktritt: kein Thema. Am Sonntag ist sie bei der Erstkommunion ihres Patenkinds im Stephansdom. "Sie war aufgeräumt, fröhlich, hat sogar eine Fürbitte gelesen. Nie hätte man ihr das angesehen", so Dompfarrer Faber.
Nehammer erfuhr's gestern
Dass sie zurücktreten wolle, habe sie dem Kanzler schon bei dessen Amtsübernahme gesagt. Der habe sie gebeten, für eine Übergangsphase zu bleiben. Gestern um 7 Uhr früh informiert Köstinger ihr Team, um 8.30 Uhr den Kanzler über das sofortige Aus.
Telefone laufen heiß
Gleich danach ruft der Kanzler Vizekanzler Kogler an. Köstinger überbringt die Nachricht um kurz nach 9 Uhr persönlich den Medien, auch "Heute", telefoniert auch die Landeshauptleute durch.
9.46 Uhr Einladung zur "Persönlichen Erklärung"
Ursprünglich war für 11 Uhr eine Köstinger-PK zum Thema EU-Bilanz vorgesehen. Kurzfristig wird daraus eine "Persönliche Erklärung".
11.17 Uhr Rücktritt
Köstinger zieht 13 Minuten lang Bilanz über ihre 13 Jahre in der Politik. Sie lächelt, vergießt keine Träne.
Größere Rochade
Im Lauf des Tages verdichten sich die Indizien, dass auch Wirtschaftsministerin Schramböck hinwirft. Um 15.42 Uhr passiert das via Facebook- und Instagram-Video.