Ukraine
Klitschko fordert Schröder zum Moskau-Umzug auf
Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko hat die Schnauze voll von Russland-Lobbyist Gerhard Schröder. "Zieh doch nach Moskau", fordert er ihn auf.
Angesichts seiner Äußerungen in der "New York Times" und seiner Propaganda für den Kreml "fragt man sich, warum Schröder in Hannover wohnt", sagte der Kiewer Bürgermeister und frühere Schwergewichts-Boxweltmeister Vitali Klitschko gegenüber der "Bild"-Zeitung". "Wenn er weiter für Mörder arbeitet, kann man nur sagen: Zieh doch nach Moskau!"
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Des Weiteren fordert Klitschko, dass "darüber nachgedacht" werde, ob die Konten des Altkanzlers eingefroren werden sollen und Schröder auf eine No-Fly-Liste gesetzt werden könne, wenn er weiterhin als "Kriegsverbrecher-Lobbyist" Geld vom Kreml kassiere. Laut der "New York Times" verdient Gerhard Schröder für seine Tätigkeit für den Gas- und Ölkonzern Rosneft und seine Aufsichtsrat-Tätigkeit bei der Nord Stream AG fast eine Million Dollar im Jahr.
Klitschkos Ansicht teilen auch deutsche Politiker wie etwa der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU, der die SPD auffordert, Schröder aus der Partei auszuschließen. Das Interview sei schon "ziemlich verstörend" und müsse Folgen haben. "Wenn Gerhard Schröder an seinen gut bezahlten Mandaten bei Putin festhält, kann er nicht mehr Mitglied der SPD sein", sagte er. Auch der CDU- Europaabgeordnete Markus Ferber verlangt gegenüber der "Bild", Schröders Vermögen müsse eingefroren werden und Außenministerin Baerbock müsse Schröders Diplomatenpass einziehen. SPD-Co-Chef Lars Klingbeil hatte schon zuvor festgestellt, Schröder habe sich "für die falsche Seite der Geschichte entschieden".
"Ich mache jetzt keinen auf mea culpa"
In der Tat lassen Zitate aus dem Gespräch der "Times" mit Schröder aufhorchen. So sagte Schröder etwa zum Massaker von Butscha, die Gräueltaten "müssten noch untersucht werden", bevor Schuldzuweisungen gemacht würden. Er sei sicher, dass die Befehle dazu "von unteren Rängen" erteilt worden seien. Dass sein Freund Putin die verantwortliche Einheit erst vor kurzem auszeichnete, ignorierte Schröder offenbar.
Der Krieg selbst sei zwar "ein Fehler", doch Putin habe "ein Interesse, ihn zu beenden." Überhaupt sei das Bild, das die Öffentlichkeit von Russlands Staatschef habe, "nur die halbe Wahrheit", so Schröder, der von gemeinsamen Sauna-Gängen schwärmte. Beim Gespräch mit der Berlin-Korrespondentin der "Times", das bei "üppigen Mengen" Weißwein geführt wurde, habe Schröder gesagt, er "mache jetzt nicht einen auf mea culpa" (meine Schuld), das sei "nicht so mein Ding". Er habe schließlich immer den Interessen Deutschlands gedient.
Für die Zeitung ist Schröder "der Ex-Kanzler, der Putins Mann in Deutschland geworden ist", wie sie entsprechend auch titelt. Er habe sich so "zum Paria der deutschen Politik gemacht".