Wien
Türkiser 10-Punkte-Plan gegen Lehrernotstand in Wien
Der Personalmangel wird immer akuter, warnt die ÖVP Wien. Kleinere Klassen, mehr Support und eine Parkpickerl-Ausnahme sollen nun dagegen helfen.
"Der Personalnotstand an den Wiener Pflichtschulen wird immer akuter und damit die Bedingungen für Wiens Schülerinnen und Schüler in den Klassen immer schlechter", kritisieren der Klubobmann der Volkspartei Wien Markus Wölbitsch und Bildungssprecher Gemeinderat Harald Zierfuß.
Gleichzeitig gebe es in Wien größere Klassen mit rund drei Kinder mehr als im Österreichschnitt, dazu herrsche ein hoher Anteil von Kindern mit nicht-deutscher Umgangssprache (58,5 Prozent in Volksschulen) sowie zahlreiche Integrationsprobleme und Fälle von Gewalt an Schulen.
Beirat zu "Lehrerarbeitsplatz" startet am 31. März
Bereits seit Beginn des Jahres mache man daher auf die "prekäre Situation" aufmerksam, die Einberufung des "Ständigen Beirat der Bildungsdirektion Wien" zum Thema "Lehrerarbeitsplatz" am 31. März sei eine direkte Folge.
Dennoch müsse mehr getan werden, befinden die Stadt-Türkisen. Sie riefen Lehrerinnen und Lehrer dazu auf, ihre Vorschläge einzubringen. Diese fasste die ÖVP Wien in zehn konkreten Forderungspunkten im Vorfeld des "Beirats" zusammen.
"Wir haben zehn konkrete Maßnahmen mit Betroffenen aufgestellt, die wir vehement im Rathaus einfordern werden. Wer gut ausgebildete und hoch motivierte Lehrerinnen und Lehrer für Wiens Schüler haben möchte, muss auch ein entsprechendes Arbeitsumfeld und Rahmenbedingungen schaffen. Der Verlust jedes einzelnen Lehrers geht auf Kosten der Bildung unserer Kinder", betont Zierfuß.
Und so sieht das türkise 10-Punkte-Programm zur Bewältigung des Lehrernotstandes in Wien aus:
Mit einem effizienteren Mitteleinsatz der Planstellen sollen die Klassen verkleinert, die Kindern besser gefördert und die Arbeitsbedingungen verbessert werden.
Das Ziel der Wiener Stadtregierung, jede Wiener Pflichtschule mit einer administrativen Unterstützungskraft auszustatten, müsse von der Stadt zeitlich konkretisiert und auf eine Vollzeitkraft pro Schule ausgebaut werden. Aktuell verfügen 80 Prozent aller Wiener Pflichtschulen über administrative Unterstützung, wie Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) Anfang März erklärte.
Da "zahlreiche" Wiener Lehrerinnen und Lehrer regelmäßig über die nicht ausreichende Erreichbarkeit und Unterstützung seitens der Wiener Bildungsdirektion klagten, will die ÖVP dort aufstocken. Die Bildungsdirektion müsse seitens der Stadt ausreichend Personalressourcen bekommen, um ihre Aufgaben effektiv erfüllen zu können, so die ÖVP.
Jeder große Schulstandort in Wien benötige einen Schulsozialarbeiter sowie einen verfügbaren Schularzt, der auch per Gesetz für jede Schule vorgeschrieben ist. "Damit sich die Lehrkräfte auf ihre Arbeit konzentrieren können", wird argumentiert.
Gewalt, Mobbing und Diskriminierung seien seit vielen Jahren traurige Realität an vielen Wiener Schulen. Daher fordert die ÖVP Wien eine umfassende, flächendeckende Gewaltprävention in Zusammenarbeit mit der Polizei.
Im Februar warnte Wiens oberster Pflichtschullehrergewerkschafter Thomas Krebs von der Fraktion Christlicher Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter (FCG), dass immer mehr Lehrer wegen des nun wienweit geltenden Parkpickerls Wien verlassen würden, wir haben berichtet. Angesichts der Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung fordert die ÖVP Wien "so schnell wie möglich Lösungen für dieses systemrelevante Personal".
Um die rund 3.300 einpendelnden Pflichtschullehrer in Wien zu halten, solle die Stadt bei der Wohnungssuche helfen. Etwa bei den Gemeindewohnungen oder dem "Fonds für temporäres Wohnen".
Um die Arbeitsbedingungen an den Schulen zu verbessern, hält die ÖVP "klar definierte und ruhige Arbeitsplätze für Lehrerinnen und Lehrer" für notwendig.
Die für Schülerinnen und Schüler gestartete Digitalisierungsoffensive zur Ausstattung mit Laptops und Tablets müsse von Seiten der Stadt bedarfsorientiert auch für die Wiener Pflichtschullehrer erweitert werden.
Gerade in Zeiten von "akutem Lehrermangel bzw. Lehrernotstand" sei es unverständlich, dass Bewerbungen nur in bestimmten Zeitfenstern erfolgen können. Unkomplizierte Bewerbungen von Lehrerinnen und Lehrern in Form einer einzigen Bewerbung sollten 365 Tage im Jahr möglich sein.
"Wien kann sich keinen weiteren Qualitätsverlust leisten"
"Gerade für Wiens Schülerinnen und Schüler benötigen wir jeden einzelnen Lehrer. Schließlich haben Wiens Kinder bereits jetzt ungleich größere Herausforderungen in den Klassen als andere Bundesländer. Wir können uns keinen weiteren Qualitätsverlust durch die Abwanderung von Lehrkräften leisten“, betont Wölbitsch.