Österreich

Trotz Corona-Anstieg: "Wir müssen Menschen treffen"

Wir werden von einer globalen Krise in die nächste geschleudert. Wie wir bestmöglich durch die schwere Zeit kommen, verrät Psychiaterin Julia Göd.

Sandra Kartik
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Psychiaterin Julia Göd plädiert dafür, gerade in schweren Zeiten zu tun, "was uns Freude macht, ohne die Sicherheit aus den Augen zu verlieren."
Psychiaterin Julia Göd plädiert dafür, gerade in schweren Zeiten zu tun, "was uns Freude macht, ohne die Sicherheit aus den Augen zu verlieren."
Huger, iStock

Zwei Jahre Pandemie haben uns stark zugesetzt – gesundheitlich, mental und finanziell. Statt dem ersehnten Ende von Corona gehen die täglichen Infektionszahlen weiterhin durch die Decke. Dazu tobt der Krieg in der Ukraine, der Angst, Unsicherheit und Betroffenheit auslöst. Wer selbst keine Verwandten oder Freunde im Kriegsgebiet hat, sieht dennoch die unerträglichen Bilder der Opfer und Zerstörung, die ankommenden Geflüchteten und spürt die täglich steigenden Energiepreise. 

Wie kommt man durch diese schwere Zeit, ohne mental zu großen Schaden zu nehmen? "Wir ziehen unsere Kraft aus dem Zusammensein mit anderen Menschen", sagt Psychiaterin Julia Göd im "Heute"-Gespräch. "Nach zwei Jahren Covid sehen wir ganz klar, wie schlecht sich die Isolation auf die psychische Gesundheit ausgewirkt hat." Nicht nur Alleinlebende und psychisch beeinträchtigte Menschen haben unter dem erzwungenen Alleinsein gelitten.

Für die Psychiaterin, die am 19. März zur Ärztekammerwahl für die Grünen Ärztinnen und Ärzte antritt, ist deshalb klar: "Auch wenn die Zahlen hoch sind, ist es für unsere mentale Gesundheit wichtig, uns mit anderen zu treffen. Vor allem mit den Menschen, die uns nahestehen." Doch Göd fügt hinzu: "Am sichersten ist das dann, wenn man geboostert und getestet ist."

"Ich konnte viele zum Impfen bekehren"

Als Ärztin zählt die Wienerin zu den ersten Geimpften des Landes. Viele ihrer Patienten standen dem Jaukerl skeptisch gegenüber, Göd musste über Monate immer wieder Überzeugungsarbeit leisten. "Ich habe das Gespräch mit allen gesucht, die ungeimpft zu mir kamen. Ich konnte viele bekehren", freut sie sich. "Wo wären wir heute ohne Impfung: Wieder im kompletten Lockdown. Ich empfehle jedem, der sie noch nicht hat, deshalb den Booster."

Viele Österreicher zwischen 20 und 50 Jahren hätten sich die Covid-Auffrischung noch nicht geholt, zeigen aktuelle Zahlen. "Gerade bei Omikron schützt die Booster-Impfung vor schweren Verläufen."

"Wir müssen zurück zur Normalität"

Göd plädiert trotz anhaltend hoher Coronazahlen dafür, "dass wir uns unser Leben zurückerobern. Wir sollten alles machen, was uns Freude bringt, ohne die Sicherheit aus den Augen zu verlieren." Obwohl die Welt seit zwei Jahren nicht mehr dieselbe ist, sagt die Psychiaterin: "Wir müssen zurück zur Normalität – aber unbedingt mit Impfung."

Um besser mit dem Grauen des Ukraine-Kriegs umgehen zu können, empfiehlt sie: "Mit Freunden und Familie darüber sprechen, Essen, Geld und Medikamente spenden" – etwa über die Ukrainische Kirche in Wien, Nachbar in Not, Diakonie oder Caritas. "Das Gefühl, wir sind nicht alleine, wir teilen diese schwierige Zeit mit anderen Menschen und mit den Betroffenen, kann helfen, die eigenen Ängste zu kontrollieren."

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