Klimaschutz

WWF warnt vor Verschärfung der Plastikkrise

Die Meeresverschmutzung durch Plastik wächst exponentiell. Voraussichtlich Verdoppelung der Plastikproduktion bis 2040 erwartet.

Lydia Matzka-Saboi
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Laut einer WWF-Studie droht bis 2050 eine Vervierfachung des Plastikmülls im Meer.
Laut einer WWF-Studie droht bis 2050 eine Vervierfachung des Plastikmülls im Meer.
Getty Images/iStockphoto

Bis 2050 droht laut der vom WWF beauftragten Studie des deutschen Alfred-Wegener-Instituts (AWI) eine Vervierfachung der Plastikkonzentration. "Wir erleben eine ‚Plastifizierung‘ der Ozeane. Die fatalen Folgen für marine Ökosysteme und viele Tierarten sehen wir schon heute und lassen Schlimmes befürchten", sagte Axel Hein, Meeresexperte des WWF Österreich.

Die neuen Erkenntnisse liefern die Voraussage einer Kettenreaktion: "Die Kunststoffproduktion wird sich bis 2040 voraussichtlich mehr als verdoppeln. In der Folge vervierfacht sich größeres Makroplastik im Ozean in den nächsten 30 Jahren. Dieses zersetzt sich in immer kleinere Teile bis hin zu Mikro- und Nanoplastik. Bis zum Ende des Jahrhunderts droht die Menge des marinen Mikroplastiks um das 50-Fache zuzunehmen", warnte der WWF-Experte.

20 Mio. Tonnen Plastikmüll pro Jahr 

Bereits jetzt sind bei knapp 90 Prozent der untersuchten Meeresarten Auswirkungen festgestellt worden, sagte die Meeresbiologin und Mitautorin der Studie, Melanie Bergmann vom Alfred-Wegener-Institut. Allerdings seien diese Zusammenhänge noch wenig erforscht. Aber: "Die dokumentierten Auswirkungen sind äußerst beunruhigend", so Bergmann. Beim Alfred-Wegener-Institut handelt es sich um ein international anerkanntes Forschungsinstitut, das sich auf die Erforschung der Polargebiete und der sie umgebenen Meere spezialisiert hat.

In Plastikmüll können sich Tiere wie Robben oder Meeresschildkröten verfangen und ersticken. Das gleiche Schicksal könne Vögel ereilen, die ihre Nester aus Plastikabfall bauen. Wenn der Müll den Meeresboden bedeckt, fehlt Korallen und Schwämmen Licht und Sauerstoff.

Schildkröten, Raubfische, Delfine und Wale verwechseln Plastikteile gerne mit Beutetieren. Nach dem Verzehr hätten sie ein falsches Sättigungsgefühl, litten unter Verstopfung und an inneren Verletzungen. Mit dem Plastikmüll nähmen die Tiere zudem Chemikalien auf, die ihre Fortpflanzung beeinträchtigen.

Plastikverschmutzung trifft auf bereits überlastete Meere

Besonders betroffen seien das Mittelmeer, das Gelbe Meer und das Ostchinesische Meer. Korallenriffe und Mangrovenwälder seien in Gefahr. Vor der indonesischen Insel Java sei an einigen Stellen die Hälfte des Meeresbodens mit Plastikmüll bedeckt. Auch in der Tiefsee, die 70 Prozent der Erdoberfläche ausmache, sammle sich immer mehr Kunststoffabfall. Der Müll werde häufig direkt ins Meer gekippt oder bei Hochwasser von Deponien weggespült.

Bis zum Ende des Jahrhunderts könnten der Studie zufolge Meeresgebiete von einer etwa 60-fachen Fläche Österreichs ökologisch riskante Schwellenwerte der Mikroplastikkonzentration überschreiten. Im Vorfeld des UNO-Umweltgipfels am 28. Februar in der kenianischen Hauptstadt Nairobi forderte der WWF daher den Beschluss eines global rechtsverbindlichen Abkommens gegen den Eintrag von Plastikmüll in die Ozeane.

UN-Umweltkonferenz gegen Plastikverschmutzung

Etwa 19-23 Millionen Tonnen Plastikmüll gelangen pro Jahr vom Land in die Gewässer der Welt. Das entspricht fast zwei LKW-Ladungen pro Minute. Die UN-Umweltkonferenz (UNEA 5.2) findet heuer vom 28.2. bis 2.3. in Nairobi statt. Dort soll über das Mandat zur Entwicklung eines rechtsverbindlichen Abkommens gegen den Plastikeintrag in die Meere entschieden werden.

"Wie die Klimakrise betrifft auch die Plastikflut den gesamten Planeten. Die Emissionen sind nicht rückholbar. Regionale oder freiwillige Maßnahmen reichen nicht aus, um die Krise zu bewältigen. Die UN-Umweltkonferenz muss mit einem rechtsverbindlichen Abkommen einen Kurswechsel bringen", fordert WWF-Experte Hein.