Niederösterreich

Primar: "So ringen junge Coronapatienten um ihr Leben"

Stefan Palma, Chef der Anästhesiologie und Intensiv im Horner Spital, berichtet über den harten Alltag. Und: Covid-19 löse Thrombosen aus.

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Dr. Stefan Palma (2. v. li.) bei der Arbeit
Dr. Stefan Palma (2. v. li.) bei der Arbeit
Landesklinikum Horn

Viele junge Patienten kämpfen im Spital ums nackte Überleben. Dabei handelt es sich oftmals um "gesunde" Patienten, die gar nicht wissen, dass sie einen Risikofaktor für einen ungünstigen Covid-Verlauf haben - wie etwa eine nicht diagnostizierte Zuckerkrankheit.

Künstliches Koma

Da noch keine Symptome bestehen werden Blutzuckerspiegel und Blutdruck zum Großteil von jüngeren Menschen zumeist gar nicht gemessen bzw. beobachtet bzw. beachtet. Diese jungen Patienten liegen dann manchmal wochenlang auf der Intensivstation, entwickeln schwerste Organschäden wie Lungenversagen mit ausgeprägter Atemnot und benötigen je nach individuellem Fall dann Maßnahmen wie einer dicht sitzenden Beatmungsmaske zur Atemunterstützung bis hin zur künstlichen Beatmung über einen Beatmungsschlauch in der Luftröhre im künstlichen Koma.

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    Landeskrankenhaus Horn
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    privat

    "Jeder Patient der im Rahmen einer Covid-Infektion auf einer Intensivstation behandelt werden muss, kämpft bereits um sein Überleben. Dieser Kampf ist für viele Patienten der Beginn eines langen Weges. Regelmäßig muss das hochspezialisierte Team bestehend aus Internisten, Anästhesisten, Pflegepersonen und vielen anderen Therapeuten diesen Weg mit Patienten gehen." sagt Primar Dr. Stefan Palma (43), Leiter der Horner Anästhesiologie und Intensivmedizin gegenüber den "Bezirksblättern".

    Im Landesklinikum Horn werden derzeit an den Abteilungen für Innere Medizin und der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin multiple Covid-Patienten betreut. Es handle sich hierbei in den meisten Fällen um kritisch kranke Covid-Patienten und um jene mit langwierigen Covid-Verläufen. "Großteils sind es an unserer Abteilung im Moment jüngere Patienten, die eine intensivmedizinische Betreuung benötigen. Menschen, die sprichwörtlich mitten aus dem Leben gerissen werden durch die Infektion", so der Mediziner weiter.

    "Viele junge Patienten haben Vorerkrankungen, die noch gar nicht diagnostiziert wurden", Prim. Stefan Palma

    Der erfahrene Arzt weiter: "Neben schweren und ausgeprägten Vorerkrankungen zeigen sich jedoch sehr häufig auch sogenannte „Volkserkrankungen“ wie Bluthochdruck und Diabetes als Grundlage für einen schweren Krankheitsverlauf. Diese Beobachtung wird auch von vielen intensivmedizinisch tätigen Kollegen geteilt. Wir sehen junge Patienten, mit teilweise noch nicht diagnostizierten Vorerkrankungen, moderatem Übergewicht, Diabetes oder mäßiger arterieller Hypertonie, welche Risikofaktoren für einen potentiell dramatischen Verlauf mit Intensivaufenthalt darstellen."

    Thrombose durch Covid

    Eine Corona-Infektion löst sehr oft auch etwa massivste Gerinnungsstörungen mit Gefäßverschlüssen aus. „In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu betonen, dass während sich die Menschen Sorgen bezüglich etwaiger thromboembolischer Nebenwirkungen der Impfung machen, es das SARS-CoV-2 Virus selbst ist, welches viel häufiger Durchblutungsstörungen und Thrombosen verursacht.“, erläutert der Intensivmediziner Dr. Palma. „Es ist ein wahrer Kampf ums Überleben in diesen Fällen, oft über Tage oder Wochen, den die Patienten leider nicht selten verlieren.“

    Covid-Patienten, die auf der Intensivstation übernommen werden müssen, seien jene, die es am schwersten getroffen hätte. Stefan Palma appelliert an alle Menschen sich umgehend impfen bzw. boostern zu lassen. „Wir haben mehrere Impfstoffe, die milliardenfach benutzt und ausreichend erforscht wurden. Jeder in Österreich zugelassene Impfstoff wurde adäquat geprüft, millionenfach verabreicht und kann als sicher angesehen werden.“

    "Impfen"

    Die Frage, ob ein Warten auf den derzeit noch nicht zugelassenen Totimpfstoff gegen Covid (wie von vielen Impfgegnern praktiziert) eine sinnvolle Alternative sei, beantwortet der Anästhesist folgendermaßen: "Ich bin der Ansicht, man sollte sich jetzt - ohne Zuwarten - mit den verfügbaren Impfstoffen impfen lassen. Ich vertraue der Wissenschaft und bin froh, selbst bereits seit langem geimpft und geboostert sein zu dürfen."