Niederösterreich
Pädagoginnen-Flucht in Liesing wegen Parkpickerl
Claudia N. sorgt sich um Sohn Paul (3): Seit Ende 2019 schmiss die 4. Kindergartenpädagogin das Handtuch. Ein Grund: Das Parkpickerl.
"Alleine seit Ende 2019 gingen vier Kindergartenpädagoginnen weg. Kaum hat sich mein Paul an die neue Tante gewöhnt, ist sie schon wieder weg", berichtet die Wienerin Claudia N. (37) besorgt und allmählich genervt.
Der 3-jährige Paul besucht den Kindergarten der Kinderfreunde in der Traviatagasse in Wien-Liesing. "Mit dem Hort selbst bin ich sehr zufrieden. Nur ich habe den Eindruck, dass Kindergartenpädagoginnen schlecht bezahlt werden, schlechte Rahmenbedingungen haben. Einige pendeln aus Niederösterreich oder dem Burgenland ein. Und das drohende Parkpickerl im 23. Bezirk ist halt ein zusätzlicher Kündigungsgrund", meint die 37-Jährige, die selbst in Wien-8 arbeitet.
"Parkpickerl ist Kündigungsgrund"
Der ständige Wechsel der Pädagoginnen täte den 20 Kindern der betroffenen Gruppe einfach nicht gut, meint die besorgte 37-Jährige.
Bei den Wiener Kinderfreunden ist man sich der Probleme bewusst. "Es ist uns klar, dass die Pädagoginnen Bezugspersonen für die Kinder sind. Tatsächlich sind die Arbeitsbedingungen für Elementarpädagogen in allen Bundesländern unterschiedlich. Und natürlich ist es attraktiver, einen Job im Wohnumfeld anzunehmen, falls einer frei wird. Da wir als Arbeitgeber sehr angesehen sind, kommen Pädagoginnen aus Niederösterreich und Burgenland zu uns. Das Parkpickerl ist nun sicherlich auch ein weiterer Punkt für die Entscheidung, doch einen Job in Wohnnähe anzunehmen", sagt Michaela Müller-Wenzel, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit der Wiener Kinderfreunde.
Politik gefordert
Mit der aktuellen Kampagne "Mehr Knödel für den Kindergarten" versuchen jetzt die Kinderfreunde auf die Probleme aufmerksam zu machen. "Es gehören Lösungen her und zwar von ganz oben. Wie etwa mehr Bezahlung oder Stellplätze für die Mitarbeiter", meint Claudia N. Ein anderer Kindergarten oder eine Versetzung von Paul in einen Hort im benachbarten Niederösterreich sei für die junge Mutter die wirklich allerletzte Option.