Gesundheit

So viele Aerosole verbreiten Kinder tatsächlich

Eine deutsche Studie untersuchte jetzt die Aerosolabgabe von Kindern und Erwachsenen. Der Vergleich bringt Überraschendes zu Tage.

Sabine Primes
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Punkto Aersole stellen Kinder keine größere Gefahr als Erwachsene dar. Die Menge der Viren entscheidet über die Infektiosität. 
Punkto Aersole stellen Kinder keine größere Gefahr als Erwachsene dar. Die Menge der Viren entscheidet über die Infektiosität. 
Getty Images/iStockphoto

Das Einatmen virushaltiger Partikel ist der Hauptübertragungsweg für SARS-CoV-2-Viren. Ist eine Person mit SARS-CoV-2 infiziert, können die in den Atemwegen gebildeten Aerosolpartikel Viren enthalten, die damit in die Luft gelangen und von anderen Personen eingeatmet werden können. Aber nicht nur beim Atmen, sondern auch beim Singen, Sprechen oder Rufen werden Aerosolpartikel gebildet. Mit höheren Emissionsraten steigt das Risiko einer Übertragung virushaltiger Aerosolpartikel sowohl im Nahfeld einer infektiösen Person, als auch im Fernfeld - im gesamten Raum. Vor allem in geschlossenen Räumen, insbesondere bei ungünstigen Rahmenbedingungen wie längerem Aufenthalt der infektiösen Person, unzureichender Lüftung und kleinen Räumen besteht eine erhöhte Infektionsgefahr.

Bisher fokussierten sich Untersuchungen zum Ausstoß von Aerosolen vor allem auf Erwachsene. Eine neue Studie der Berliner Charité und der Technischen Universität Berlin hat Aerosolpartikelemissionen von Grundschulkindern und Erwachsenen beim Atmen, Sprechen, Singen und Rufen untersucht. Dabei wurden die Ausstöße mittels Laserpartikelzähler in einem Reinraum gemessen.

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    Die Gürtelrose (auch Herpes Zoster genannt) tritt typischerweise als Spätfolge der Windpocken auf. Mehrere Menschen, die in der Schweiz gegen das Coronavirus geimpft wurden, beklagen sich nun über die schmerzhaften Bläschen.
    Die Gürtelrose (auch Herpes Zoster genannt) tritt typischerweise als Spätfolge der Windpocken auf. Mehrere Menschen, die in der Schweiz gegen das Coronavirus geimpft wurden, beklagen sich nun über die schmerzhaften Bläschen.
    imago/CHROMORANGE

    Vier Mädchen und 11 Jungen, alle zwischen 8 und 10 Jahre alt, nahmen an der Untersuchung teil. Sie waren Mitglieder zweier semiprofessioneller Kinderchöre mit Singerfahrung. Als Referenzgruppe wurden 15 Mitglieder (8 Frauen, 7 Männer, Alter 23 bis 64 Jahre) eines semiprofessionellen Erwachsenenchores untersucht - ebenfalls mit mehrjähriger Singerfahrung. 

    Kinder geben weniger Aerosole ab, Lautstärke entscheidend

    Bei Ruheatmung, beim Sprechen und beim Singen fanden sich bei den Kindern erheblich geringere Emissionsraten im Vergleich mit Erwachsenen. Im Detail: Beim Sprechen stießen Kinder eine Anzahl von Partikeln aus wie Erwachsene beim Atmen. Kinder beim Singen stießen ähnlich viele Partikel wie Erwachsene beim Sprechen aus. Ein wesentlicher Faktor für die Unterschiede der Emissionsraten beider Gruppen ist die Lautstärke. Für die Testbedingungen Sprechen und Singen wurden Kinder und Erwachsene gebeten, die Aufgabe in mittlerer Stimmstärke auszuführen, um realitätsnahe Situationen abzubilden. Die damit verbundenen geringeren Schallpegel in der Gruppe der Kinder begründen einen Teil der unterschiedlichen Emissionsraten.

    Weitere Ursachen sind in den anatomischen und physiologischen Unterschieden der Stimmproduktion von Kindern und Erwachsenen anzunehmen. Kinder haben kürzere Stimmlippen und zeigen geringere Kontaktzeiten der Stimmlippen im Schwingungszyklus im kindlichen Stimmregister. Beim Rufen ließen sich hingegen deutlich höhere Partikelemissionen der Kinder feststellen. Grund dafür ist der beim Rufen dominierende Faktor der Lautstärke.

    Die Menge ausgestoßener Viren entscheidet über den Grad der Infektiosität

    Dass Kinder laut dieser Studie zwar weniger Aerosole ausstoßen, bedeutet nicht, dass bei Kindern weniger Vorsicht walten müsse als bei Erwachsenen. Die Menge der Viren, die gemeinsam mit den Aerosolen ausgestoßen werden, wurden hierbei nämlich nicht untersucht. Allerdings sei dank ausgeklügelten Sicherheits- und Raumkonzepten mehr möglich.