Gesundheit
Welche Schäden hoher Blutdruck im Gehirn verursacht
Bluthochdruck ist meist die Folge eines ungesunden Lebensstils und kann den Körper nachhaltig schädigen. Auch das Gehirn, wie Studien zeigen.
Blutdruckmessen gehört zum Standard-Procedere beim Hausarztbesuch. Und das nicht ohne Grund, denn chronischer Bluthochdruck schädigt das Gehirn. Bluthochdruck gilt als primärer Risikofaktor für zerebrale ischämische Erkrankungen der kleinen Gefäße, insbesondere für die Entwicklung von Läsionen der weißen Substanz und steht damit mit dem kognitiven Verfall und der Pathogenese der Alzheimer-Krankheit und verwandter Demenzerkrankungen in Verbindung.
Ein Zieldruck von 120 statt 140 mmHg sorgt bei hypertonen Patienten dafür, dass die Substantia alba im Alter weniger Schaden nimmt, zeigt die Studie von Assistenzprofessor Dr. Ilya M. Nasrallah, Department of Radiology, University of Pennsylvania.
Es wurden 449 Erwachsene mit Bluthochdruck ab 50 Jahren ohne Vorgeschichte von Diabetes oder Schlaganfall an 27 Standorten in den USA rekrutiert. Die Teilnehmer erhielten eine Therapie und wurden auf einen systolischen Blutdruck von entweder weniger als 120 mm Hg oder weniger als 140 mm Hg eingestellt. Zusätzlich wurden Aufnahmen mit dem Magnetresonanztomographen (MRT) gemacht, um die Entwicklung des Gehirns zu beobachten. Die Aufnahmen wurden zu Studienbeginn und nach 4 Jahren Nachbeobachtung durchgeführt.
Die MRT-Aufnahmen zeigten, dass bei hypertensiven Erwachsenen das Erreichen eines systolischen Blutdrucks von weniger als 120 mm Hg im Vergleich zu weniger als 140 mm Hg mit einer geringeren Zunahme des Volumens der zerebralen weißen Substanz und einer größeren Abnahme des Gesamthirnvolumens assoziiert war.
Dass hoher Blutdruck dem Gehirn im Alter zusetzt, bestätigen auch Professor Dr. Keenan A. Walker, Department of Neurology, Johns Hopkins University School of Medicine, Baltimore, und Kollegen in ihrer Studie, die bisher 24 Beobachtungsjahre umfasst. Von 4761 Teilnehmern entwickelten innerhalb von etwa 15 Jahren 17 Prozent milde kognitive Einschränkungen und 11 Prozent eine Demenz. Verglichen mit Normotonen war nach Berücksichtigung der Störfaktoren eine Hypertonie, die seit dem mittleren Alter bestand, später mit einem um 49 Prozent erhöhten Demenzrisiko verbunden.
Zur Bestimmung des Blutdrucks werden zwei Werte ermittelt, der systolische und der diastolische Blutdruck:
Der systolische Druck (oberer Messwert) entspricht dem während der Anspannungs- und Auswurfphase der linken Herzkammer maximal entwickelten Druck. Die Anspannungs- und Auswurfphase wird als Systole bezeichnet.
Der diastolische Wert (unterer Messwert) entspricht dem niedrigsten Druck während der Entspannungs- und Erweiterungsphase des Herzmuskels. Die Phase zwischen größter Druckentwicklung (systolischer Druck) und größtem Druckabfall (diastolischer Druck) wird als Diastole bezeichnet. Während der Diastole füllen sich die Herzkammern mit neuem Blut.
Der Blutdruck wird in mmHg angegeben. 1 mmHg ist der Druck, den ein Millimeter (mm) einer Quecksilbersäule (Hg) ausübt. Dabei entspricht: 1 mmHg = 0,00133 bar.
Hypotonie führt zu Unterversorgung des Gehirns
Noch düsterer sah es für Senioren aus, die im Alter in eine Hypotonie abrutschten, also einen zu niedrigen Blutdruck aufwiesen. Hier erhöhte sich das Risiko um 62 Prozent. Besonders deutlich war der Zusammenhang bei Demenzpatienten unter 74 Jahren.
Die Autoren vermuten, dass früher Bluthochdruck einerseits über Schäden der weißen Substanz zum Demenzrisiko beiträgt. Andererseits nimmt vielleicht durch die Schäden auch die Selbstregulierung des Gehirns Schaden. Bei einem Blutdruckabfall könnte das Gehirn die Blutversorgung nicht mehr konstant halten, was zu krankhaften Veränderungen führt.