Politik
Lehrervertreterin tritt nach Islam-Sager zurück
"Die Scharia ist für viele meiner Schüler höherstehend", hatte Lehrervertreterin Susanne Wiesinger öffentlich angeprangert. Zum Ärger der Gewerkschaft – jetzt tritt sie zurück.
Eine Wiener Lehrervertreterin ist unter Beschuss geraten, nachdem sie vor dem steigenden Einfluss des Islams an den Schulen gewarnt hatte: "Das ist eine Klasse von 25, wo man 21 Kinder in unsere Gesellschaft mal integrieren müsste – nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell. Das kann keiner schaffen", klagt Susanne Wiesinger in einem Interview mit der Recherche-Plattform "Addendum": "Wohin sollen wir sie integrieren? Wir sind die einzigen der österreichischen Mehrheitsgesellschaft, die sie kennen".
Seit 25 Jahren unterrichtet Wiesinger in Wien-Favoriten, die letzten zehn an einer Neuen Mittelschule. Früher sei sie noch mit Inhalten zu ihren Schülern durchgedrungen, erklärt die 53-Jährige, heutzutage würden sich – besonders muslimische – Schüler kaum noch dafür interessieren. Bei ihnen zähle fast nur noch ihr Glaube. "Die Scharia ist für viele meiner Schüler sicherlich höherstehend", so die Pädagogin. "Das ist schon das Wichtigste, ein guter Muslim und eine gute Muslima zu sein."
"Nicht gesund für eine Gesellschaft"
Das äußert sich auch im Klassenzimmer: Gemeinsames Musizieren und Tanzen werde aus religiösen Gründen abgelehnt. Und auch bei den Streits unter den Kids sind immer öfter Glaubensfragen die Ursache. Ähnliches habe sie bei den Eltern beobachten können. Auch ihnen gehe es oft nicht um Bildung sondern nur um den islamischen Glauben. "Das ist das, was sie in ihren Augen mehr wert macht. Worin sie sich abheben von uns."
"Da entwickelt sich etwas in eine Richtung, die nicht gesund ist für eine Gesellschaft", prangert Wiesinger den wachsenden Einfluss des Islams an den Wiener Schulen an. Es ist das erste Mal, dass eine Personalvertreterin der sozialdemokratischen Lehrergewerkschaft so offen über Integrationsprobleme im Klassenzimmer spricht – gewissermaßen ein Tabu-Bruch. Denn bei der sozialdemokratischen Gewerkschaft sind solche Äußerungen nicht gerne gesehen: "Man wird immer gewarnt, nicht mit der Presse zu sprechen", erklärt die 53-Jährige. Seit dem Regierungsantritt der ÖVP-FPÖ-Koalition hätte sich dies sogar noch verschärft. "Das Thema ist von Schwarz besetzt", ist sich Wiesinger sicher: Hier würden parteipolitische Interessen und Ideologien vor das Wohl der Schulen und Schüler gestellt.
Nach Kritik: Wiesinger legt Gewerkschaftsposten nieder
Nachdem Wiesinger ihre Erlebnisse an die Öffentlichkeit getragen hatte, wurde sie scharf kritisiert – besonders aus den eigenen Reihen. "Ich halte die Geiselhaft mit der Parteipolitik nicht mehr aus", so die 53-Jährige in einer Videobotschaft, die am heutigen Freitag von "Addendum" auf Facebook veröffentlicht wurde, gab sie ihren Rücktritt aus der Gewerkschaft bekannt.
"Das wirklich Wichtige: Integration, Deutsch, Brennpunktschulen, Restklassen – damit beschäftigen wir uns nicht", so Wiesinger über ihre Arbeit in der Gewerkschaft. Stattdessen würde etwa langwierig darüber debattiert, auf welches Papier die Schulnachricht gedruckt werde. "Ich habe geglaubt, ich bin im falschen Film. Stundenlang ging die Diskussion, auf welchem Papier man ein Zeugnis druckt. Gibt's ja nicht, oder?! Am liebsten hätte ich es auf Klopapier gedruckt, weil es ganz egal ist. Es geht um was ganz anderes."
Aber den Einfluss des Islams an den Wiener Schulen zu thematisieren sei eben nicht Parteilinie, ist sich die Lehrerin sicher. Auch wenn sie nun bald nicht mehr Personalvertreterin sein wird, will Wiesinger nicht ihre Augen vor den wachsenden Probleme verschließen und diese auch weiterhin anprangern. (rcp)