Österreich

Unangenehme Fragen bei Jamie Olivers Stippvisite

Heute Redaktion
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Der Kurzbesuch des britischen Starkochs Jamie Oliver im Jamie's Italian war perfekt organisiert. Doch inmitten allgemeiner Heiterkeit sprach jemand die Restaurantschließungen an.

Jamie Oliver ist ein Medienprofi durch und durch. Der PR-Termin am Freitag im Jamie's Italian in der Wiener City war ein zeitlich präzise koordiniertes Event mit allem drum und dran. Trotzdem ist beim ersten Besuch des Franchise-Restaurants nicht alles nach seinem Geschmack verlaufen.

10.45 bis 10.55 Uhr hieß es erst mal: "Zugang nur für Fotografen und Kamerateams." Bevor das Restaurant von Journalisten und Fans (sie waren glückliche Gewinner einer Verlosung) betreten werden durfte und es zum gemeinsamen Speisen ging, gab es Instruktionen seitens des Managements: "Restaurant betreten, links an der Bar vorbei, bitte vor der Treppe stehen bleiben. Jamie Oliver wird dort die Stufen runterkommen und mit allen ein Selfie machen. Danach gibt es ein gemeinsames Essen, wo Jamie Oliver, wenn es soweit ist, Fragen beantworten wird." Ein Mangel an Disziplin kann man dem Management wahrlich nicht vorwerfen.

Stippvisite, neues Buch und ein Gewinnspiel

Der Brite besuchte das Lokal in der Wiener City zum ersten Mal. "Das ist üblich bei Jamie. Wenn jemand ein Lokal unter seinem Namen aufgemacht hat, dann schaut er nach ein paar Monaten vorbei, um zu sehen, wie es läuft", so die Mitarbeiterin des DK Verlags, das auch das neueste Buch des Starkochs veröffentlichen wird.

Ein geschäftiges PR-Event, das weniger als zwei Stunden dauerte und doch recht gemütlich wirkte. Einerseits lag es daran, dass der Kult-Fernsehkoch sich unglaublich entspannt zeigte, andererseits schlichen Mitarbeiter des Managements wie lautlose Ninjas umher und tuschelten, ob eh alles nach Plan läuft. Natürlich tat es das nicht. Zur versprochenen Foto-Session stand der Brite plötzlich beim rechten Aufgang zum Speisesaal und nicht wie angekündigt auf der linken Seite. Ein Scherzkeks durch und durch.

ca. 15 Minuten pro Mahlzeit

Danach ging es flott weiter. Mr. Oliver kündigte die Speisen an und sprach wiederholt seine Liebe für die italienische Küche aus. Ausgiebiges genießen war bei dem knappen Zeitplan kaum möglich. Der Koch wusste jedoch mit seiner unbeschwerten Art gut abzulenken. Er meinte „das Rad nicht neu erfinden zu wollen" und so schmeckte es auch: solide bis sehr gut, aber nichts Ungewöhnliches. Jamie`s Italian ist nicht das leichteste Essen, so waren die meisten froh mit einem großen Hunger zum Testessen gekommen zu sein.

Unangenehme Fragen und Olivers Retourkutsche

Nach den drei Mahlzeiten kam der Frage & Antworten-Block, welcher ebenfalls knapp bemessen war. Abgesehen von Fragen nach Jamie Olivers Ernährungs-Tipps und Vorlieben sprach eine Journalistin eine Sache an, die sich für den gebeutelten Geschäftsmann und Gastronom wie ein schwerer Stein im Magen anfühlen muss. Das militärisch gedrillte Management hätte dies ebenfalls gern verhindert: Das Thema mit den zahlreichen Restaurantschließungen.

Kurz war gedämpfte Stimmung im Saal, einige der Anwesenden dürften Bescheid wissen, dass erst vor wenigen Tagen wieder fünf weitere Restaurants in Australien haben schließen müssen. Der Brite ließ sich die gute Laune nicht nehmen und antwortete herzlich offen auf die heikle Frage: „Danke, dass Sie die wunderbare Stimmung hier mit dieser Frage an die Wand gefahren haben" (in English: "Thanks for f***ing up the good atmosphere here."), sagte er scherzhaft und führte in einem längeren Monolog weiter aus, wie schwierig das Leben als Gastronom ist. Vor allem, wenn man seine „Mitarbeiter nicht mit dem Mindestlohn abspeisen" wollen würde. Sein Plädoyer schloss er mit einer an die Journalistin gerichteten schnippischen aber nicht respektlosen Bemerkung: "Your business isn't going well either." Das sorgte auch bei den Medienvertretern für Lacher.

Dann war es auch schon 12.30 Uhr und auf die Minute genau verließ Englands berühmtester Koch nach kurzer Verabschiedung in einem gemächlichen Eiltempo das Restaurant. Es geht zurück nach England, wo das "tough Business" wartet.