Österreich
Aufregung um "Analsex-Workshop" an der Uni Wien
Die freiheitlichen Studenten schäumen wegen der Förderung einer pikanten Veranstaltung. "Heute.at" weiß, wie viel Geld fließt und warum das Projekt unterstützt wird.
Der "Ring Freiheitlicher Studenten" (RFS) wettert in einer Aussendung über einen von der ÖH Uni Wien geförderten Workshop zum Thema "Anatomie und Analsex", der am 10. April stattfindet. RFS-Obmann Lukas Heim bezeichnet das Projekt gar als "widerlich" und spricht von verschwendeten Studentengeldern.
"Wir reden über Ejakulation von Menschen mit Penis und Menschen mit Vulva, über Orgasmen und schließlich über den Po", heißt es in der Beschreibung der Veranstaltung auf Facebook. Die Anmeldung ist nicht mehr möglich, alle Plätze sind voll.
Es ist der erste Workshop unter dem Banner "Zweite Aufklärung" im Sommersemester. Etwas später folgen noch zwei weitere – am 14. Mai mit einem Überraschungsthema und am 29. Mai mit dem Fokus auf Beziehungen und Sex. Im vergangenen Wintersemester wurden bereits drei Workshops abgehalten.
1.600 Euro für sechs Workshops
Doch: Wie viele Fördergelder fließen wirklich in den Workshop? Und von wem stammen sie? Wie die Österreichische HochschülerInnenschaft an der Uni Wien auf Anfrage von "Heute.at" mitteilt, wurden dem Projekt von der ÖH Uni Wien selbst 1.000 Euro sowie den Studienvertretungen Gender Studies und Politikwissenschaft je 300 Euro zugesichert. Das gilt für die Veranstaltungsreihe mit sechs Workshops.
"Der Selbstbeschreibung des Förderantrags folgend, finden wir eine Workshopreihe von qualifizierten SexualpädagogInnen, die Studierenden einen reflektierten, sensiblen und verantwortungsvollen Zugang zu ihrer Sexualität näher bringen will, förderungswürdig", erklärt Sandra Velebit vom Vorsitzteam der ÖH Uni Wien gegenüber "Heute.at".
Das gelte vor allem in Zeiten des Internets, "wo viele Falsch- oder Halbinformationen herumschwirren und der konventionelle Sexualunterricht in der Schule oft nicht alle sexuellen Praktiken und Lebensformen abdeckt". Für Lehramtsstudierende bestehe vor dem Hintergrund des kontroversen Vereins "TeenStar" ein Mehrwert.
So kontert ÖH die Vorwürfe
Der RFS wittert "Pornofantasien". Die "sexuellen Vorlieben von einigen wenigen ÖH-Funktionären" würden aus dem Budget der Hochschülerschaft finanziert. Seitens der ÖH der Konter: "Das Gesellschafts- und Familienbild des RFS basiert auf einem starren, völkischen Mutter-Vater-Kind Modell und schließt ein aufgeklärtes Sexualleben von Grund auf aus. Wir wollen, dass Studierende selbstbestimmt leben können. Dazu gehört auch aufgeklärte und reflektierte Sexualität."
Pikant: Die ÖH-Wahl steht an. Vor diesem Hintergrund kritisierte der RFS im selben Atemzug auch vermeintlich fehlende Förderungen von Frauen in Fächern wie Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik sowie Wickeltischen an der Uni Wien. Sogar der ÖH-Kindergarten sei geschlossen worden.
Vorwürfe, die man bei der ÖH Uni Wien zurückweist. Neben finanzieller Unterstützung für Projekte der Frauenförderung setze man sich kontinuierlich für Studierende mit Kindern ein und habe sogar einen Wickeltisch in den eigenen Räumlichkeiten. Der Kindergarten wurde nicht geschlossen, sondern 2012 aus der ÖH entkoppelt und erhält weiterhin Förderungen.
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(lu)