Österreich
FPÖ wirft Caritas Versagen bei Asylbetreuung vor
Nach dem brutalen Mord an einem Asylwerber aus Bangladesch am Areal des Quartiers St. Gabriel in Maria Enzersdorf (Mödling), wirft die FPNÖ dem Betreiber, der Caritas Wien, Schlamperei und Ignoranz vor.
Seit mehr als 25 Jahren werden in der Unterkunft Sankt Gabriel in Maria Enzersdorf (Bezirk Mödling) von der Caritas Wien Flüchtlinge mit psychischen Problemen betreut. Jetzt sollen die über 100 Bewohner in andere Quartiere umverteilt werden – "Heute" berichtete. Asyllandesrat Gottfried Waldhäusl ordnete die Umsiedlung an, nachdem ein Asylwerber aus Bangladesch im Mai am Areal von St. Gabriel brutal mit einem Steinmeißel ermordet worden war – mehr dazu hier.
FPNÖ: "Caritas hat Vertrag nicht eingehalten"
Die Caritas Wien, der Betreiber, übte heftige Kritik an der Maßnahme. Man habe sich bereits öfter an das Land NÖ gewandt, die angemessene Betreuung schwer kranker Flüchtlinge sei mit den zur Verfügung gestellten Mitteln kaum bewältigbar.
Die FPNÖ wirft der Caritas nun "Schlamperei, Ignoranz oder Wurschtigkeit" vor. In einer Anfragebeantwortung durch FP-Landesrat Waldhäusl heißt es, die Caritas habe den Vertrag mit dem Land NÖ nicht eingehalten. Auch sei keine Hausordnung in Sankt Gabriel ausgehängt worden. „Zudem gibt es keinerlei räumliche Trennung zwischen den dort untergebrachten, unbegleiteten minderjährigen Fremden und Sonderbetreuungsfällen, wo eine Fremdgefährdung definitiv nicht ausgeschlossen werden kann", kritisiert FPNÖ-Klubchef Martin Huber.
Auch Vorfälle wie gewalttätige Übergriffe seien nicht alle beim Land NÖ gemeldet worden.
68.000 Euro für Reinigungsfirma?
Auch hagelt es Kritik an den Ausgaben: So habe die Caritas für die Pflege der Allgemeinflächen eine Reinigungsfirma engagiert, die jährlich 68.000 Euro für die Putzarbeiten verrechne. Auch "sanitäre Missstände" seien festgestellt worden.
„Trotz dieser unhaltbaren Zustände forderte die Caritas Wien vom Land NÖ 350.000 Euro für die Umsetzung eines Projektes, eine angebotene Soforthilfe von 50.000 bis 70.000 Euro wurde aber abgelehnt", so Huber.
Die Caritas will die Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen, man wolle die Fakten nun genau recherchieren. An der Seriosität der Anfragebeantwortung wird allerdings gezweifelt.
Caritas Wien-Geschäftsführer Klaus Schwertner: "Wie unsachlich hier agiert wird, zeigt sich bereits in der Beantwortung der Frage 1. Es handelt sich bei der genannten Zahl 171 um die Hausnummer und nicht um die Zahl der Bewohnerinnen und Bewohner. Aktuell leben 116 geflüchtete Menschen in St. Gabriel. Eine Stellungnahme der Caritas folgt in Kürze."
Auch weitere Anschuldigungen weist die Caritas vehement zurück. Der Vertrag mit dem Land sei zu jeder Zeit eingehalten, durch freiwillige Helfer gar übererfüllt worden. "Die Caritas forderte kein Geld, sondern hat auf Bitte der zuständigen Behörde ein Konzept vorgelegt. Es gab nie ein Angebot einer Soforthilfe seitens der zuständigen Behörde, sondern den Vorschlag, das vorgelegte Gesamtkonzept mit dem angebotenen Betrag umzusetzen", so die NGO in einer Aussendung.
Weiters lade man Gottfried Waldhäusl erneut zu einem Besuch in St. Gabriel ein. Der Landesrat sei bis dato kein einziges Mal vor Ort gewesen, um sich die Zustände anzusehen.
(nit)