Österreich
Biomasse-Anlagen von der Schließung bedroht
Mit dem neuen Biomasse-Grundsatzgesetz soll 47 Kraftwerken geholfen werden. "Uns droht trotzdem die Schließung", so Bioma Energie AG-Vorstand Herbert Mandl.
Das Holzkraftwerk der Bioma Energie AG in St. Andrä in Kärnten ist eines von jenen 47 Kraftwerken, für die mit dem neuen Biomasse-Grundsatzgesetz eine Übergangsregelung beschlossen werden soll. Dennoch ist das Kraftwerk akut von der Schließung bedroht. Denn die Anlage kann die Anforderungen des Gesetzes in der Praxis nicht erfüllen.
Vorstand Herbert Mandl erläutert in einer Aussendung die schwierige Situation: „Das Gesetz fordert einen Brennstoffnutzungsgrad von mindestens 60 % und zwar das ganze Jahr über. Unser Werk kann diesen Brennstoffnutzungsgrad im Winter erreichen, aber nicht ganzjährig. Wir versorgen private Haushalte mit Fernwärme. Das bedeutet einen deutlichen Rückgang des Wärmebedarfs im Sommer und damit sinkt im Durchschnitt auch der Brennstoffnutzungsgrad."
Dabei ist es Mandl wichtig, darauf hinzuweisen, dass das Werk der Bioma keineswegs veraltet ist: „Als wir unser Werk errichtet haben, gab es das 60 %-Kriterium noch nicht. Die gesamte Anlage ist jetzt erst 13 Jahre alt und würde ohne Probleme mindestens noch einmal so lange laufen. Jetzt alles abzudrehen, nur wegen eines willkürlich gewählten und technisch ungeeigneten Kriteriums, ist doch volkswirtschaftlich und ökologisch widersinnig. Und wir sind mit diesem Problem ja nicht allein, das betrifft auch zahlreiche andere Anlagen. Wir brauchen in der Praxis erreichbare Effizienzkriterien."
Die Auswirkungen der Schließung des Holzkraftwerks in St. Andrä sind jedenfalls enorm: „Wir mussten bereits sieben Mitarbeiter kündigen, am 27. April stellen wir die Turbine ab und werden das Werk nur noch als Heizwerk weiterbetreiben. Dafür brauchen wir nur einen Mitarbeiter. Mir fällt es nicht leicht, Leute zu kündigen, mit denen ich so lange gut zusammengearbeitet habe", betont Mandl.
"Elf von 47 Werken werden es nicht schaffen"
Auch für die Lieferanten bedeutet die Einstellung der Stromproduktion eine massive Verschlechterung. Die Brennstoffeinkaufsmengen müssen um 90 % reduziert werden. „Für den reinen Heizwerksbetrieb brauchen wir deutlich weniger Brennstoff. Außerdem müssen wir aus wirtschaftlichen Gründen im Sommer die Fernwärmeproduktion auf Heizöl umstellen. Der Teillastbetrieb mit Holzhackschnitzeln ist wirtschaftlich einfach nicht darstellbar", bedauert Mandl. „Wir möchten ja gerne weitermachen. Die Maßnahmen, die wir jetzt setzen müssen, sind aber durch die fragwürdigen politischen Entscheidungen der letzten Monate notwendig geworden. Wenn die Politik ein Einsehen hat und erkennt, dass man uns eine Chance geben muss, dann geht das Holzkraftwerk St. Andrä sofort wieder in Betrieb."
Im "Heute"-Gespräch sagt Mandl: "Wir haben in den letzten Wochen intensiv auf die Problematik hingewiesen. Von den 47 Werken werden es laut derzeitigem Stand elf nicht schaffen, 23 schon, bei den restlichen weiß man es noch nicht. Hauptbetroffen ist Niederösterreich mit 14 Werken, fünf davon werden es aller Voraussicht nach nicht schaffen."
Auch ein weiteres Werk neben St. Andrä in Gmünd sei in akuter Schließungsgefahr: "Auch hier sind sieben Mitarbeiter und zwei in der Verwaltung betroffen, viele waren seit Beginn vor 13 Jahren dabei. Das schmerzt."
Mandl hoffe, dass es vor dem Beschluss im Nationalrat (voraussichtlich noch im April) noch ein Umdenken und eine Reparatur des Biomasse-Grundsatzgesetzes gibt: "Bis dorthin sind Änderungen ja möglich."
(wes)