Österreich
"Straflager": Herbe Kritik an Asylheim Drasenhofen
Das neue Quartier für auffällige Asylwerber in Drasenhofen sorgt für heftige Diskussionen, die Asylkoordination sieht einen verstoß gegen internationales Recht.
Die Asylkoordination Österreich bezeichnet die von FP-Landesrat Gottfried Waldhäusl vorgestellte Unterkunft in Drasenhofen (Bez. Mistelbach, "Heute" berichtete) für auffällige minderjährige Flüchtlinge als "Straflager". Die Einrichtung verstoße gegen internationales Recht. Es handle sich um eine Internierung von Flüchtlingskindern.
"Minderjährige Asylwerber werden über Anordnung des Landesrates in ein Quartier an der tschechischen Grenze gebracht und stehen dort quasi unter Hausarrest. Das Quartier ist mitten im Nirgendwo und umzäunt", so Anny Knapp, Obfrau der Asylkoordination.
Asylkoordination ortet Freiheitsentzug
Einer der Betroffenen habe berichtet, er dürfe sich nur im Haus frei bewegen und das Areal nicht verlassen. Nicht einmal Besorgungen wie Zigaretten kaufen seien möglich. Selbst in den Garten zu gehen, sei ohne Erlaubnis und Begleitung durch einen Security verboten. Außer Karten Spielen gebe es keine Beschäftigungen im Haus. Sogar den Kontakt mit einem TV-Team, das vor Ort recherchierte, habe man verboten.
Die Ayslkoordination ortet einen rechtswidrigen Freiheitsentzug. An die nö. Landesregierung erging daher die Aufforderung, das Quartier umgehend zu schließen und die Jugendlichen zurück in ihre bisherigen Unterkünfte zu bringen.
Waldhäusl steht hinter dem Projekt
Landesrat Gottfried Waldhäusl zeigt sich davon wenig beeindruckt. Die erhöhten Sicherheitsvorkehrungen seien dazu gedacht, dass Konflikten der Asylwerber untereinander rascher begegnet werden könne. "Schließlich sind beispielsweise notorische und potentielle Unruhestifter darunter, die schon in anderen Unterkünften anderen Mitbewohnern und Betreuern das Leben schwer gemacht haben. Jugendliche eben, die zwar immer auf ihre Rechte gepocht, aber ihre Pflichten grob vernachlässigt haben", sagt er.
Mittlerweile haben 14 Flüchtlinge das Quartier in Drasenhofen bezogen, das im Rahmen des Asyl-Maßnahmenplans vorerst als Probebetrieb geführt werden wird. "Für uns ist wichtig, jetzt Erfahrungswerte zu sammeln. Immerhin ist es erstmalig, dass eine derartige Unterkunft installiert worden ist, in drei bzw. sechs Monaten werden die Erfahrungen evaluiert", so Waldhäusl.
"In Drasenhofen soll daher ein gewisses Maß an Ordnung und Struktur geboten werden, wie das ja auch bei unseren einheimischen, schwer erziehbaren Jugendlichen der Fall ist", erklärt der Landesrat weiter. "Nach einer gewissen Probezeit wird es letztlich eine Entscheidung über das weitere Vorgehen geben." (min)