"Verdoppelt sich" – Corona-Welle nicht mehr aufzuhalten

"Die Werte gehen in allen Bundesländern weiterhin steil nach oben", urteilt Molekularbiologe Ulrich Elling gegenüber "Heute". Ein Abflachen der Welle sie damit noch nicht in Sicht – ebenso, wie der Peak. Darüber, warum im österreichischen Abwasser derzeit neue Rekordzahlen bei der Viruslast gemessen werden, kann jedoch auch er nur mutmaßen: "Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass bereits die XBB-Linien für sehr hohe Zahlen sorgen. Sie machen in den Abwasserdaten derzeit noch rund 70 Prozent aus. Jetzt geht es allerdings nahtlos in die nächste Variante über."

Dabei handle es sich um die Pirola-Tochter JN.1, die bereits vor ein paar Wochen in Österreich angekommen ist. "Ihr Anteil verdoppelt sich weltweit jede Woche." Der Experte geht davon aus, dass die Variante noch diese Woche dominant wird und das Infektionsgeschehen übernehmen wird. "Sie wächst noch einmal viel schneller als ihre Vorgängerinnen. Zusammen mit anderen Effekte ist sie jetzt vermutlich dafür zuständig, dass die Kurve gar so weit hinaufgeht."

Wie gefährlich ist JN.1?

Gefährlicher sei JN.1 dennoch nicht. "Es sind immer SARS-CoV-2-Viren und sie machen immer Covid-19. Die Gefährlichkeit einer Variante definiert sich nur darüber, wie gut unser Immunsystem vorbereitet ist", sagt Elling.

Es würde keine überzeugenden Daten geben, dass irgendeine Variante andere Verläufe mache als die anderen. "Es sind immer Erkältungssymptome - zu denen seit Anfang an auch Bronchitis zählt. Das ist bitte kein neues Symptom. Natürlich können die klassischen Symptome auch schwer ausfallen, sie äußern sich nicht bei jedem Menschen ein bisschen anders."

Masken auch in Apotheken und Arztpraxen

Der beste Schutz vor einem schweren Verlauf sei derzeit die angepasste XBB-Impfung. Eine Maske können hingegen auch eine Ansteckung verhindern und die würde der Experte an weit mehr Orten als nur in den Spitälern wieder als Pflicht einführen: "Ein Arzt will Patienten helfen und da gehört schützen auf jeden Fall dazu. Gerade in Arztpraxen, Krankenhäusern und auch Apotheken kommen sehr viele Menschen zusammen, die entweder krank sind oder vulnerabel. Deshalb finde ich es aus ärztlicher Sicht total folgerichtig, dass man von seinem Hausrecht gebrauch macht und den Eintritt nur mit Maske erlaubt." Hier sei allerdings auch das Personal gefragt. "Bei Ärzten ist das eine Frage der Vorbildfunktion. Wenn die es nicht vormachen, dann kann nicht erwarten, dass andere glauben, es vernünftig eine Maske zu tragen."

Die Welle könne man nicht stoppen, aber steuern, wer sich ansteckt. "Sie wird so lange durchrauschen, bis wir gegen die aktuellen Varianten wieder eine Herdenimmunität aufgebaut haben. Wer allerdings zu dieser Herdenimmunität beiträgt, das ist ein Stück weit individuell steuerbar." Elling vergleicht das Tragen einer Maske mit einem Strandbesuch. "Wenn am Strand eine zu große Welle kommt, dann zieht man intuitiv den Kopf ein und taucht unten durch. Genauso funktioniert das auch bei einer Viruswelle, indem man versucht, sich nicht anzustecken. Man kann die Welle auslassen und gerade Menschen, die älter sind, sollten das dinglich tun, weil bei denen ganz klar das Risiko von einer schweren Erkrankung bestehen bleibt."

Ziel sei es, jedoch dennoch für alle sich so wenig wie möglich anzustecken, weil jede Erkrankung bringt das Risiko von Komplikationen mit sich bringe. "Es ist nicht wie beim Bodybuilding, dass man, je mehr man trainiert, umso stärker wird."