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"Geht wieder los" – was wir über Virus-Variante wissen

Mit BA.2.X ist eine neue Coronavirus-Variante aufgetaucht, die das Interesse von Experten weckt. Was das Gefährliche an dem BA.2-Abkömmling ist.

Heute Life
"Geht wieder los" – was wir über Virus-Variante wissen
Zuletzt hatten die Omikron-Varianten BA.2.86 und JN.1 für die höchste Corona-Welle aller Zeiten gesorgt.
ANNE-CHRISTINE POUJOULAT / AFP / picturedesk.com

Nachdem die höchste Corona-Welle aller Zeiten überstanden zu sein scheint, ist jetzt in Südafrika eine neue Variante aufgetaucht, die auch unsere Corona-Experten in Alarmbereitschaft versetzt: "Es geht wieder los", schrieb dazu Molekularbiologe Ulrich Elling auf X und verwies auf einen Thread von Tulio de Oliveira, einem in Südafrika tätigen Virologen.

Sars-Cov-2 entwickelt sich weiter.
Tulio de Oliveira
Virologe, Südafrika

Darin warnt der Experte: " In Südafrika wurde eine neue Abstammungslinie mit über 100 Mutationen (über 30 beim Spike-Protein)." Was bisher über die Variante BA.2.X bekannt ist und warum sie so viel Aufmerksamkeit erregt. 

Woher kommt die Variante BA.2.X?

Es handelt sich um einen weiteren Abkömmling der Omikron-Linie, allerdings unterscheidet sie sich stark von den zuletzt dominanten Varianten BA.2.86 (Pirola) und JN.1. "Die Variante unterscheidet sich genetisch von den derzeit zirkulierenden Omikron-Linien (insbesondere BA.2.86 und JN.1) und erste Analysen deuten darauf hin, dass sie wahrscheinlich aus BA.2 hervorgegangen ist", schreibt de Oliveira. Daher auch die Bezeichnung BA.2.X.

Allem Anschien nach handelt es sich bei BA.2.X um eine Schwesternlinie von BA.2.86 und JN.1.
Allem Anschien nach handelt es sich bei BA.2.X um eine Schwesternlinie von BA.2.86 und JN.1.
zvg

Wo wurde BA.2.X bisher nachgewiesen?

BA.2.X wurde bisher in acht Proben in den südafrikanischen Provinzen Limpopo und Gauteng nachgewiesen. Genauer gesagt im Distrikt Capricorn sowie in den Städten Johannesburg und Tshwane zwischen dem 20. September und dem 29. November 2023.

Was macht die Linie so gefährlich?

Die Frage, ob BA.2.X auf eine Art und Weise gefährlich ist, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantwortet werden. Da es sich jedoch um einen Omikron-Abkömmling handelt, kann davon ausgegangen werden, dass BA.2.X weniger zu schweren Verläufen führen wird. Genauso wie BA.2.86 und JN.1 wird diese Variante eher die oberen Atemwege betreffen und nicht, wie der Wuhan-Wildtyp oder Delta, die unteren Atemwege.

Warum sind die Corona-Experten dennoch hellhörig geworden?

Es handelt sich um die Abstammungslinie mit der größten Divergenz, die in diesem Jahr identifiziert wurde, so Tulio de Oliveira. BA.2.X würde über 100 Mutationen und sieben Deletionen (Verlust eines DNA-Abschnitts) aufweisen - davon über 30 Mutationen und drei Deletionen im Spike-Protein. Eben an der Stelle, die dem Coronavirus das Eindringen in die Zelle ermöglicht. "Viele Mutationen konzentrieren sich auf wichtige Regionen des Spike-Proteins", warnt der Virologe. Mehrere Mutationen hätten an wichtigen Antigenstellen in der Rezeptorbindungsdomäne stattgefunden. 

Viele Mutationen konzentrieren sich auf wichtige Regionen des Spike-Proteins.
Tulio de Oliveira
Virologe, Südafrika

Das kann insofern Auswirkungen haben, dass die neue Variante mindestens genauso ansteckend ist und sich damit noch schneller verbreiten könnte, wie JN.1. Diese hatte vor Weihnachten zu der größten Corona-Welle aller Zeiten geführt. Über 50.000 Personen meldeten sich in Österreich wegen Sars-Cov-2 bei der Österreichischen Gesundheitskasse krank. Gleichzeitig füllten sich die Krankenhäuser im Land. Mehr als 1.500 mussten mit der Diagnose Covid-19 stationär aufgenommen werden – über 50 wurden zum Peak intensivmedizinisch betreut.

Mehr als 1.500 mussten mit der Diagnose Covid-19 stationär aufgenommen werden – über 50 wurden zum Peak intensivmedizinisch betreut.
Mehr als 1.500 mussten mit der Diagnose Covid-19 stationär aufgenommen werden – über 50 wurden zum Peak intensivmedizinisch betreut.
Sari-Dashboard

Damit könnte BA.2.X auch zu einer neuen Welle führen. Zwar gibt es aktuell aufgrund zahlreicher durchgemachter JN.1-Infektionen und Impfungen eine höhe Immunität in der Bevölkerung. Die Mutationen im Spike-Protein könnten diese jedoch umgehen.

Wie schnell verbreitet sich die neue Variante?

Bezüglich der Verbreitung gibt es derzeit noch Entwarnung: "Die Anzeichen, dass sich die neue Abstammungslinie weit verbreitet und die derzeit dominanten BA.2/JN.1-Varianten ersetzt ist aktuell gering", so de Oliveira. Elling gibt jedoch zu bedenken: "Sie befindet sich derzeit auf niedrigem Niveau und zeigt kein schnelles Wachstum, aber zusätzliche Mutationen könnten das schnell ändern."

Ist die Variante auch schon in Österreich aufgetaucht?

Nein, bisher noch nicht. Aktuell gibt es nur Nachweise aus Südafrika.

red
Akt.