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"Der schlimmste Tatort, den ich je gesehen habe"

In Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania kam es zu einer Schießerei in einem jüdischen Gotteshaus. Es gibt elf Tote.

Heute Redaktion
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Ein 46 Jahre alter Mann hat am Samstag bei einem antisemitisch motivierten Attentat auf eine Synagoge in Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania elf Menschen getötet. Sechs weitere wurden verletzt.

Unter den Verletzten sind vier Polizisten, sagte Wendell Hissrich, Direktor für Öffentliche Sicherheit der Stadt Pittsburgh. Der Attentäter selbst wurde angeschossen und wird im Krankenhaus behandelt. Sein Social-Media-Profil deutet darauf hin, dass es sich um einen Waffennarren mit rechtsgerichteter Gesinnung handelt. Augenzeugen zufolge soll er beim Eindringen in die Synagoge gerufen haben: "Alle Juden müssen sterben."

Tat wird als Hassverbrechen eingestuft

Das Attentat ereignete sich während einer Namensgebungs-Zeremonie in dem Gotteshaus am jüdischen Feiertag Sabbat. Kinder wurden jedoch nach offiziellen Angaben nicht verletzt.

Dennoch sagte der FBI-Agent Bob Jones: "Es ist der schlimmste Tatort, den ich in 22 Jahren Berufserfahrung gesehen habe." Die Tat wird von den Behörden als Hassverbrechen eingestuft. Der Angreifer hatte mehrere Schusswaffen bei sich. Nach ersten Erkenntnissen besaß er sie legal.

(Quelle: 20Minuten/AP)

"Nicht in unserem Viertel"

Die "Tree-of-Life"-Synagoge in Pittsburgh gilt als ein konservatives jüdisches Gotteshaus, das jedoch offen für Neuerungen sei, wie der Präsident der jüdischen Gemeinde im Großraum Pittsburgh, Jeff Finkelstein, am Ort des Geschehens sagte. Normalerweise finden sich dort am Samstagmorgen rund 50 bis 60 Gläubige ein. Auch in anderen Gegenden der USA wurden sofort die Sicherheitsvorkehrungen für jüdische Einrichtungen erweitert.

In Squirrel Hill, wo die Synagoge steht, leben seinen Angaben zufolge rund 50 Prozent der im Großraum Pittsburgh ansässigen Juden. Finkelstein zeigte sich erschüttert: "So etwas sollte nicht passieren, nicht in einer Synagoge, nicht in unserem Viertel."

"Angriff gegen die Menschheit"

Der Hintergrund des Vorfalls war zunächst unklar. US-Präsident Donald Trump rief die Menschen in der Gegend via Twitter dazu auf, Schutz zu suchen. Später setzte er einen zweiten Tweet ab: "Die Ereignisse in Pittsburgh sind verheerender als bisher angenommen", so Trump.

"Diese bösartige antisemitische Attacke ist ein Angriff gegen die Menschheit", twitterte der Präsident am Samstagabend (Ortszeit). Nunmehr müssten alle daran arbeiten, "das Gift des Antisemitismus aus unserer Welt zu entfernen". "Wir müssen uns vereinigen, um den Hass zu überwinden." Amerika trauere um die Opfer des Massenmordes in der Synagoge.

Trauer in Israel

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu verurteilte die Schüsse scharf. "Mein Herz ist gebrochen und ich bin angewidert von der mörderischen Attacke auf eine Synagoge in Pittsburgh", sagte Netanjahu in einem Video-Statement. "Das gesamte israelische Volk trauert mit den Familien der Toten." Er sicherte den Betroffenen und Hinterbliebenen Unterstützung zu. "Wir stehen zusammen mit dem Amerikanischen Volk im Angesicht dieser furchtbaren antisemitischen Brutalität", sagte er.

Der israelische Generalkonsul in New York, Dani Dayan, hatte zuvor erklärt, das Geschehen werde als innere Angelegenheit Israels betrachtet, auch wenn es Tausende Kilometer von Israel entfernt passiert sei.

Der Jüdische Weltkongress (WJC) zeigte sich schockiert. Bei dem Vorfall handele es sich um einen "abscheulichen Terrorakt", sagte WJC-Präsident Ronald Lauder laut Mitteilung am Samstag in New York. "Das war ein Angriff nicht nur auf die jüdische Gemeinde, sondern auf ganz Amerika."

Reihe antisemitischer Taten

Die Schüsse von Pittsburgh sind der vorläufige Höhepunkt einer Reihe antisemitischer Straftaten in den vergangenen Jahren. In Europa gab es in den vergangenen zwei Jahrzehnten mehrere Anschläge auf jüdische Einrichtungen. Bei einem Terroranschlag auf eine Synagoge im tunesischen Djerba wurden 2002 21 Menschen getötet.

2012 griff ein Mann eine jüdische Schule in Toulouse an und ermordete drei Kinder, einen Lehrer und drei Soldaten. Der Angreifer starb dann im Kugelhagel der Polizei. Er hatte sich selbst als Al-Kaida-Anhänger bezeichnet. 2014 verübte ein Islamist einen Anschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel, vier Menschen kamen ums Leben. In Paris tötete ein Islamist 2015 vier Menschen in einem jüdischen Supermarkt.

Die Polizei von New York kündigte an, dass sie die SicherheitsmMaßnahmen für jüdische Einrichtungen der Stadt verstärke. Unter anderem würden zusätzliche Polizeistreifen eingerichtet.

Der Gouverneur des US-Bundesstaats Pennsylvania, Tom Wolf, twitterte, notwendig seien Maßnahmen, um derartige "Tragödien" künftig zu verhindern. Diese Gewalt dürfe nicht "als normal akzeptiert" werden.

(red)