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Alarm: Brücken-Ruine in Genua macht "Geräusche"

Die Behörden sperren das Gebiet unter der eingestürzten Brücke in Genua. Die Ruine macht ungewöhnliche Geräusche.

Heute Redaktion
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Aus Sicherheitsgründen haben Feuerwehrleute in Genua ihre Arbeit unter den Brückenresten vorläufig eingestellt. Die Brückenreste, die über evakuierten Wohnhäusern hängen, machen "Geräusche", die sich von denen in den vergangenen Tagen unterschieden, sagte Feuerwehr-Sprecher Luca Cari am Montag. Die Bewohner der Häuser dürften deshalb von nun an keine persönlichen Gegenstände mehr aus ihren Wohnungen holen.

Heute sollten die ersten betroffenen Familien neue Unterkünfte bekommen, kündigte der Regionalpräsident von Ligurien, Giovanni Toti, auf Twitter an. Bis zum 20. September sollten weitere 40 Wohnungen zur Verfügung stehen, bis Ende des Monats weitere 100. "Innerhalb von maximal acht Wochen gibt es ein Zuhause für alle", versprach er. Mehr als 500 Bewohner Genuas hatten ihre Wohnungen verlassen müssen.

Planer warnte vor Korrosion

Der Ingenieur, der die eingestürzte Brücke in Genua entworfen hat, hatte bereits 1979 vor den Gefahren der Korrosion gewarnt. Die nach ihm benannte Brücke müsse beständig gewartet werden, schrieb Riccardo Morandi in einem Bericht, aus dem der Fernsehsender RAI Auszüge veröffentlichte.

Meeresluft und Abgase von einem nahe gelegenen Stahlwerk hätten zu einem "bekannten Verlust der chemischen Oberflächenresistenz des Betons" geführt. Die Konstruktionsweise der Brücke sei zuverlässig, schrieb Morandi, aber "früher oder später, vielleicht in ein paar Jahren, wird es nötig sein, eine Behandlung anzuwenden, die aus der Entfernung von allen Rostspuren besteht".

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Zwei weitere Brücken



Morandi, der 1989 verstarb, baute zwei weitere Brücken im Stil des Viadukts in Genua, bei der spezielle Spannseilstrukturen mit isostatischen Balken kombiniert werden. Die General-Rafael-Urdaneta-Brücke über dem Maracaibo-See in Venezuela stürzte knapp zwei Jahre nach der Eröffnung 1962 teilweise ein, als ein Öltanker mit zwei der Brückenpfeiler kollidierte.

In Libyen musste das Bauwerk des Architekten, das zwanzig Kilometer westlich von Al-Beida die Schlucht des Wadi Al-Kuf überquert, bereits Ende der Neunzigerjahre saniert werden.

In der vergangenen Woche war ein großer Teil der Morandi-Brücke in Genua weggebrochen. Etwa 30 Fahrzeuge stürzten 45 Meter in die Tiefe. Nach Behördenangaben wurden 43 Menschen bei dem Unglück getötet.

(GP)