Szene
Psychedelische Rock-Oper im blutigen Drogenrausch
Rot glüht der Himmel, weiß blitzen die Zähne aus Nicolas Cages blutverschmiertem Gesicht. "Mandy" ist da!
Man stelle sich vor, Hieronymus Bosch wäre Harley gefahren und hätte nach ein paar Löschblättern LSD Passionsbilder gemalt. Man stelle sich "Das letzte Einhorn" als Live-Action-Splatter vor, in dem ein gefallener Prinz seine Dämonen mit einer Kettensäge zerteilt. Man stelle sich einen Horrorstreifen im bewaldeten Niemandsland der USA vor, den eine Psychedelic-Rockband als Beiwagerl eines satanischen Konzeptalbums in Eigenregie inszeniert. Vermischt man diese Bilder im Kopf, bekommt man eine ungefähre Vorstellung davon, was das Publikum in "Mandy" erwartet.
Ungefähr, weil man Panos Cosmatos' wahnwitzige, finstere Fantasterei (auf der großen Leinwand, mit fetter Soundanlage) gesehen haben muss, um sie ansatzweise begreifen zu können. Mit körnigen Bildern und trashiger Beleuchtung kreiert der Regisseur ein drogenumwölktes Höllenszenario zwischen No-Budget-Horror und Kunstinstallation. Dazu bohrt sich der Soundtrack des genialen Stimmungs-Tüftlers Jóhann Jóhannsson ("Sicario", "Arrival") in die Knochen und nagt an den Eingeweiden.
Der Trailer von "Mandy":
Biker, LSD und Hellebarde
Holzfäller Red (Nicolas Cage, mit dem irrsten Blick seit "Face/Off") lebt zurückgezogen mit seiner Freundin Mandy (Andrea Riseborough) in den Shadow Mountains. Am Straßenrand fällt sie dem Sektenguru Jeremiah (Linus Roache) ins Auge, der ein Trio teuflischer Biker beschwört, um sich der Holden zu bemächtigen. LDS-Augentropfen sollen sie gefügig machen, doch Mandy hat in ihrem benebelten Zustand nur Hohn für Jeremiah übrig. Sie endet als Aschehäufchen. Mit Armbrust und selbst geschmiedeter Hellebarde rächt Red daraufhin ihren Tod.
Großartig ungenießbar
Um die Zuseher nicht vollends zu überfordern, lockert Panos Cosmatos sein Horrorkunstwerk gelegentlich mit kleinen Comic-Relief-Momenten auf. Ein elektrischer Fensterheber, faustgroße Kokshaufen und ein ungleicher Kettensägen-Schwertkampf sorgen für Lacher. Etwas benommen geht man am Ende aber doch aus dem Saal - und weiß nicht so recht, ob der Film nun großartig oder ungenießbar war. In Österreich feiert er am Eröffnungsabend des /slash-Filmfestivals am 20. September Premiere. "Held" Nicolas Cage persönlich hat sich als Gast angekündigt. Regulär startet "Mandy" acht Tage später (28.9.) in den Kinos.