Szene
Liebe und Leidenschaft in der heimischen Provinz
Der neue Film der österreichischen Regisseurin und Drehbuchautorin Katharina Mückstein.
Einfach könnte es sein. Mati (Sophie Stockinger) müsste nur den Avancen ihres Kumpels Sebastian (Jack Hofer) nachgeben, dann dürfte sie weiterhin Teil seiner Burschen-Clique sein, die mit Gatschhupfern das österreichische Landleben und im Pillenrausch die Dorfdisko unsicher macht. Matis Eltern Gabriele (Kathrin Resetarits) und Paul (Dominik Warta) müssten nur ihren Rohbau fertigstellen, dann wäre das Familienglück endlich komplett und vielleicht wieder mehr Feuer in der Beziehung. Paul müsste sich nur endlich eingestehen, dass er schwul ist, dann hätte zumindest das Lügen ein Ende.
Einfach könnte es sein, ist es aber meistens nicht. Katharina Mücksteins "L'Animale" dreht sich um Menschen, die verbissen aneinander vorbeileben. Wüsste Paul, dass Gabriele sein Geheimnis kennt, fiele es ihm womöglich leichter, sich selbst zu akzeptieren. Wüsste Sebastian, dass Mati sich in die Supermarktangestellte Carla (Julia Franz Richter) verschaut hat, könnte er ihre Zurückweisung womöglich besser verkraften.
Nah dran am Leben
Das Niederreißen der Beziehungszwickmühlen scheint nur ein paar Worte, ein kurzes Eingeständnis entfernt. Ist es in Wirklichkeit zwar nicht, doch der Blick auf die Probleme der Mitmenschen fällt nun mal schärfer aus als der auf die eigenen.
"L'Animale" ist nah dran am richtigen Leben, aber weniger durch die unglamourösen Provinzrealitäten zwischen Dorfdisko und Rohbau, als ausgerechnet durch den vermeintlich allwissenden Blick auf das Geschehen, der die eigenen Mängel in puncto Selbstreflexion deutlich werden lässt. Mückstein beschwört ein Gefühl der Zerrissenheit, dass sich in ihren Charakteren spiegelt.
"L'Animale" startet am 16. März 2018 in den österreichischen Kinos.