Szene
"Limehouse Golem": Jagd nach mysteriösem Killer
Die Literaturverfilmung schickt die Zuseher ins London des späten 19. Jahrhunderts. Dort treibt ein wahnsinniger Serienkiller sein Unwesen.
Basierend auf dem Roman "Dan Leno and the Limehouse Golem" und dem Drehbuch von Jane Goldman hat der bislang eher unbekannte Regisseur Juan Carlos Medina die packende Story über ungeklärte Morde im heruntergekommenen Londoner Stadtteil Limehouse auf die Kinoleinwand gebracht.
Die Story
Dem kurz vor der Pensionierung stehenden Scotland-Yard-Inspektor John Kildare (Bill Nighy) wird der ermittlungstechnisch eher aussichtslose Fall des "Limehouse Golem" umgehängt. Vier Mal hat der mysteriöse Killer bislang zugeschlagen, ohne jedoch verwertbare Spuren für die Polizei zu hinterlassen.
Kildare stolpert durch Zufall rasch über eine heiße Spur und hat plötzlich vier Hauptverdächtige. John Cree (Sam Reid), einer der Verdächtigen, kam kürzlich unter noch ungeklärten Umständen ums Leben. Seine Frau Elizabeth (Olivia Cooke), eine bekannte "Music Hall"-Darstellerin, wird beschuldigt, ihn getötet zu haben.
Die Ermittlungen führen Kildare ins zwielichtige Milieu der "Music Hall"-Szene. Denn neben Cree ist mit Dan Leno (Douglas Booth) auch deren Star einer der möglichen "Golem"-Verdächtigen.
In düsteren Rückblenden werden die vier Mordfälle aufgerollt. Jeder der vier Verdächtigen, unter ihnen auch Karl Marx (Henry Goodman), schlüpft dabei einmal in die Rolle des Mörders. Gegen Ende wird die Jagd nach dem tatsächlichen Täter für Kildare ein Wettlauf gegen die Zeit.
Jack The Ripper-Abklatsch?
Aufgrund des Plots und des Settings muss sich "The Limehouse Golem" natürlich zu allererst Vergleiche mit dem historischen Kriminalfall von Jack The Ripper gefallen lassen.
Und diese Parallelen sind durchaus berechtigt. London. Mysteriöser Serienkiller. Scotland Yard. Klingt alles vertraut. Die eigenwillige Erzählstruktur sowie die schon von vornherein feststehenden Verdächtigen geben der Story allerdings eine frische Eigenständigkeit. Hinzu kommt die glaubwürdige Darstellung des Casts, die es dem Publikum leichter macht, jede der vielen Wendungen, die die Geschichte nimmt, problemlos zu verfolgen.
Manche Handlungsdetails wie die angedeutete Homosexualität von Inspektor Kildare oder der in der damaligen Zeit wieder erstarkende Antisemitismus in London, der aus dem Mörder das medial erschaffene Sagenmonster macht, werden zwar angerissen, jedoch nicht näher erörtert.
Das spätviktorianische London wird von Medina so dargestellt, wie man es sich erwartet. Düster, schmutzig und gefährlich. Durch Karl Marx erhält der Film zusätzlich historisches Flair.
Fazit
Für die Hauptrolle wäre ursprünglich Alan Rickman geplant gewesen, doch der Oscar-Preisträger verließ das Projekt nach seiner Krebs-Diagnose. Es wäre für "The Limehouse Golem" wünschenswert gewesen, ein so prominentes Zugpferd an der Spitze des Casts zu haben. Bill Nighy macht seine Sache außerordentlich gut, doch hätte Rickman sicher mehr Leute in die Kinos gebracht.
"The Limehouse Golem" erzählt eine schlüssige, spannende Geschichte, verzichtet auf unnötige Special Effects und bleibt spannend bis zum Schluss. Wer auf historisch angehauchte Kriminalthriller steht, kommt hier voll auf seine Kosten.