Gesundheit
Zweiter Lockdown: "Das Contact-Tracing hat versagt"
Gynäkologin Denise Tiringer gründete vor genau einem Jahr das Institut für Frauengesundheit "Santé Femme".
Nur wenige Monate nach der Eröffnung des Instituts für Frauengesundheit "Santé Femme" kam der acht Wochen lange Lockdown aufgrund der Coronavirus-Pandemie. Zwar waren die Gynäkologin Denise Tiringer und ihre Kollegen nicht von einer Schließung betroffen, dennoch durfte nur eingeschränkt behandelt werden. Wir haben mit der Ärztin über die derzeitige Situation gesprochen:
Wie ist es Ihnen nach dem ersten Lockdown ergangen?
Dr. Denise Tiringer: Durch Kurzarbeit und Eigenkapital-Reserven waren keine Kündigungen notwendig. Wir konnten nach relativ kurzer Zeit unter Einhaltung strenger Hygienemaßnahmen wieder einen geregelten Betrieb herstellen und haben mit Zuversicht, auch motiviert durch Maßnahmen der Regierung, wie der Investitionsförderung, zusätzlich investiert.
Die Regierungshilfen machen somit durchaus Sinn?
Ja, das hilft vor allem auch psychologisch und ist motivierend, rein wirtschaftlich ist der Impact eher gering.
Welche Folgen hätte ein zweiter Lockdown für Sie?
Da dieser wegen fehlender politischer Handlungsbereitschaft in den letzten Monaten nun unausweichlich scheint, wird es wohl wieder notwendig sein, zusätzlich Kapital in das Unternehmen einzubringen. Ich hoffe nur, dass vor dem Hintergrund dieses abermaligen Lockdowns die Regierung endlich befreit von einzelnen Befindlichkeiten handelt, um zukünftig Stabilität und Sicherheit für den Fortbestand vieler österreichischer Unternehmen herzustellen.
Hätte die Regierung Ihrer Meinung nach also früher Handeln sollen? Inwieweit?
Im Nachhinein ist es immer einfach Kritik zu üben, jedoch war bereits seit einiger Zeit die aktuelle Entwicklung absehbar. Demokratien eignen sich offensichtlich weniger gut, um rasch unpopuläre Maßnahmen zur Krisenbewältigung zu setzen. Das von der Regierung so wichtig gesehene Contact-Tracing hat versagt, weil es mit angezogener Handbremse fährt, mit Zettelwirtschaft in der Gastronomie, mündlicher Befragung von positiv Getesteten und der Zustellung von Bescheiden per Post, statt auf moderne Technologien zu setzen und in Sekundenschnelle Betroffene zu informieren – und das ganz ohne Personalaufwand.