Teure Lebensmittel

Zweifach-Mama Maha (38): "Kaffee ist schwer leistbar"

Maha A. (38) lebt mit Mann und zwei Kindern in Favoriten. Obwohl beide Elternteile arbeiten, ist es für die Familie finanziell eng.

Christine Ziechert
Zweifach-Mama Maha (38): "Kaffee ist schwer leistbar"
Maha A. besucht einmal pro Woche die Lebensmittel-Ausgabestelle "Waldkloster" der Caritas.
Sabine Hertel

Einmal pro Woche ist Maha A. (38) in der LeO-Ausgabestelle "Waldkloster" der Caritas am Gellertplatz (Favoriten) zu Gast. Die Preise im Supermarkt sind hoch, im LeO erhält die Mutter eines Sohnes (9) und einer Tochter (2) um 4,60 Euro ein Lebensmittelpaket, das sie sich selbst zusammenstellen kann.

"Wenn ich hier einkaufe, kann ich gut sparen. Außerdem sind die Lebensmittel wirklich hochwertig", erzählt die studierte Pädagogin und Sozialarbeiterin im Gespräch mit "Heute". Die gebürtige Syrerin kam vor über neun Jahren nach Österreich, wenig später kam ihr erstes Kind zur Welt: "Es waren schwierige Zeiten, wir hatten damals finanzielle Probleme und am Anfang natürlich auch Sprachschwierigkeiten", erinnert sich die 38-Jährige.

Im Handel sind die Preise sehr hoch, Kaffee zum Beispiel ist schwer leistbar
Maha (38)
besucht die LeO-Ausgabestelle der Caritas

Der Tipp einer Bekannten brachte sie schließlich auf die LeO-Ausgabestelle: "Ich wollte es einfach ausprobieren. Es war eine erfolgreiche Erfahrung. Aber ich komme auch her, um das nette Team zu treffen", lacht Maha.

Ihr Mann suchte lange nach Arbeit, fand schließlich eine Stelle in einem Restaurant. Maha selbst ist seit rund zwei Monaten als Freizeitpädagogin an einer Volksschule tätig. Trotzdem benötigt sie die Hilfe der Caritas: "Ich kaufe hier Brot, Gemüse, Obst und Milchprodukte. Im Handel sind die Preise sehr hoch, Kaffee zum Beispiel ist schwer leistbar", meint die 38-Jährige.

Armut ist in Österreich weiblich

Neben Mehrkindfamilien, Mindestpensionisten und Arbeitssuchenden sind besonders auch Frauen armutsgefährdet, gab Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler im Rahmen einer Pressekonferenz am Mittwoch bekannt: "Ein Blick in unsere Einrichtungen zeigt: Armut ist in Österreich weiblich. Insbesondere sind es Alleinerziehende – zu 83 % Frauen –, die besonders stark betroffen sind."

Um die Situation in Zahlen sichtbar zu machen, beauftragte die Caritas die Statistik Austria mit einer Sonderauswertung. In 2,5 Jahren (Q4 2021 bis Q1 2024) wurden vierteljährlich rund 3.000 Personen immer wieder etwa zum Auskommen mit ihrem Einkommen, die Belastung durch Wohnkosten, zur psychischen Gesundheit und zur Leistbarkeit von unerwarteten Ausgaben befragt.

Caritas-Pressekonferenz zum Thema Frauenarmut

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    Die Caritas präsentierte im Rahmen einer Pressekonferenz Daten zu Frauenarmut.
    Die Caritas präsentierte im Rahmen einer Pressekonferenz Daten zu Frauenarmut.
    Sabine Hertel

    Wohnkosten als schwere finanzielle Belastung

    Das Ergebnis: "In den vergangenen Jahren haben besonders Alleinerzieherinnen eine Verschlechterung ihrer Situation wahrgenommen. Mit Jahresende 2021 gaben 19 % an, Schwierigkeiten zu haben, mit ihrem Einkommen auszukommen. Im 3. Quartal 2022 waren es bereits 38 %", berichtet die Projektverantwortliche, Janina Enachescu. Laut Erhebung waren zudem etwa für 41,5 % im 1. Quartal 2024 die Wohnkosten eine schwere finanzielle Belastung. Und mehr als die Hälfte der Alleinerzieher kann unerwartete Ausgaben nicht bezahlen, ohne sich dafür Geld zu leihen.

    Der zunehmende finanzielle Druck, dem viele nicht mehr standhalten können, zeigt sich auch bei der Caritas-Sozialberatung: "Wir führen jährlich rund 60.000 Beratungen durch. Zu uns kommen Menschen, die finanziell mit dem Rücken zur Wand stehen. Krise für Krise steigt die Nachfrage. Wir sehen, dass die Menschen langfristig Hilfe brauchen. Denn Armut kann jeden von uns treffen", erklärt Doris Anzengruber, Leiterin der Sozialberatung der Caritas der Erzdiözese Wien.

    Viele Frauen haben kein Loch mehr, um den Gürtel enger zu schnallen
    Klaus Schwertner
    Direktor der Caritas der Erzdiözese Wien

    Dass die Schlangen bei den Lebensmittelausgaben in den letzten Jahren länger geworden sind, bestätigt auch der Direktor der Caritas der Erzdiözese Wien, Klaus Schwertner: "Viele Frauen haben kein Loch mehr, um den Gürtel enger zu schnallen. Oft trauen sie sich auch nicht, aus den Caritas-Häusern auszuziehen, weil sie Angst vor den hohen Mieten, Lebensmittel- und Energiekosten haben."

    Die Caritas fordert daher die Anerkennung von Care-Arbeit durch Frauen (vier Stunden täglich!), den flächendeckenden Ausbau der Kinderbetreuung und bessere Arbeitsbedingungen sowie höhere Entlohnung in frauenspezifischen Bereichen: "Wir brauchen endlich Halbe-Halbe! Wir brauchen gesetzliche Rahmenbedingungen für eine faire Verteilung und Bewertung von Care-Arbeit", so Caritas-Präsidentin Tödtling-Musenbichler abschließend.

    Auf den Punkt gebracht

    • Maha A., eine zweifache Mutter aus Favoriten, kämpft trotz Arbeit mit finanziellen Schwierigkeiten und erhält wöchentlich Unterstützung von der Caritas-LeO-Ausgabestelle, um hochwertige Lebensmittel zu erschwinglichen Preisen zu kaufen
    • Die Caritas betont, dass besonders Frauen, Alleinerziehende und Mehrkindfamilien von Armut betroffen sind, und zeigt durch eine Sonderauswertung der Statistik Austria, dass die finanzielle Belastung in den letzten Jahren erheblich zugenommen hat
    cz
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