Berlin
Zwei Patienten getötet: Vier Jahre Haft für Kardiologen
Knapp ein Jahr nach seiner Verhaftung ist der Herzmediziner der Berliner Charité zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden.
Nach dem Tod zweier Patienten ist ein Oberarzt der Berliner Charité zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt worden. Das Landgericht Berlin sprach den 56-jährigen Herzmediziner am Freitag des zweifachen Totschlags schuldig.
Die Verhaftung des Arztes erfolgte bereits im Mai 2023. Gegen ihn bestand damals der Verdacht, in zwei Fällen in den Jahren 2021 und 2022 Patienten auf der Intensivstation wissentlich so hohe Dosen des Sedierungsmittels Propofol verabreicht zu haben, dass diese starben.
"Damit ohnehin sterbende Patienten nicht leiden"
Gemäß der Bild-Zeitung handelt es sich bei den Opfern des Arztes um einen 73-Jährigen sowie eine gleichaltrige Frau. Der Kardiologe habe laut der Aussage einer Krankenschwester hohe Dosen des Sedierungsmittels gespritzt oder spritzen lassen – "damit ohnehin sterbende Patienten nicht leiden".
"Der Angeklagte wollte sein Ermessen durchsetzen, wann Leben noch lebenswert ist und wann nicht", so der Staatsanwalt Martin Knispel. Beim Arzt bestehe auch Wiederholungsgefahr, weshalb Knispel eine lebenslange Haftstrafe forderte. Die Verteidigung des 56-Jährigen argumentierte derweil, dass indirekte Sterbehilfe absolut im Ermessen des Arztes liege. Der Mann wurde laut Staatsanwaltschaft bereits im August 2022 von der Charité freigestellt.
Klinik reichte Anzeige gegen Arzt ein
Die Staatsanwaltschaft hatte nach eigenen Angaben damals aufgrund einer Anzeige des Universitätsklinikums Ermittlungen aufgenommen. Der dringende Tatverdacht habe sich aber erst ergeben, nachdem ein medizinisches Gutachten erstellt worden war. Die Staatsanwaltschaft habe daraufhin einen Haftbefehl erwirkt.
Der Arzt hatte vor Gericht nicht nur seinen Freispruch, sondern auch eine Entschädigung für die 353 Tage hinter Gitter verlangt.
Die Charité erklärte zum Hintergrund des Verdachts, dass im August 2022 ein anonymer Hinweis zu "einem nicht-rechtmäßigen medizinischen Vorgehen mit Todesfolge" eingegangen sei. Demnach soll sich dies am Charité-Standort im Berliner Stadtteil Wedding ereignet haben – in der medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin auf dem Campus Virchow-Klinikum.