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Liebe, Rassismus und zu viel Hype um 'Beale Street'

Für "Moonlight" gewann er den Oscar, nun bringt Barry Jenkins "If Beale Street Could Talk" ins Kino.

Heute Redaktion
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Harlem, New York, in den Siebzigern: Fonny (Stephan James) haust in einer Bruchbude, weil ihm kein Weißer eine Wohnung vermieten will. Mit Gelegenheitsjobs hält er sich über Wasser, das Herz des 22-Jährigen hängt aber an der Kunst, aus Holzblöcken schnitzt er abstrakte Skulpturen.

Weil er kein Geld hat, führt Fonny seine Freundin Tish (KiKi Layne), 19 Jahre jung, in ein mexikanisches Restaurant aus, dessen Besitzer (Diego Luna) er kennt. Nach einem Gratis-Dinner spazieren die beiden unter einem roten Regenschirm durch den New Yorker Regen. Streicher erklingen im Hintergrund, Liebe liegt in der Luft.

Der Trailer von "If Beale Street Could Talk":

Alte Formeln, neuer Groove

Wir sehen eine klassische Hollywood-Liebesgeschichte, keine Frage. Mit dem großen, entscheidenden Unterschied, dass die Protagonisten, die Sprache, die Alltagskultur des Films allesamt Schwarz sind. Genau davon lebt diese Rückführung in eine Zeit, als das Kino langsam Farbe annahm, sich aber nur zu einer einzigen Hautfarbe bekannte.

Das Harlem-Setting verpasst der Love Story einen aufregenden Groove. Soll heißen das Liebesfilm-Gerüst bleibt stehen, wird aber auf ungewohnte Weise ausgeschmückt. Es gibt das obligatorische Händchenhalten im Park, nur bietet der Beau seiner Liebsten dabei ein bisschen Pot an. Auch die Konfrontation der Teenagerin mit ihrer herrischen Schwiegermutter (Aunjanue Ellis) ist ein Muss, dabei geht es verbal aber richtig heftig zur Sache (die beste Szene des Films).

Aufbegehren gegen die Unterdrückung

Wirklich anders ist die Darstellung der unheilbedrohten, jungen Liebe durch ihre politische Komponente. Kein familiärer Klassenunterschied macht dem Pärchen zu schaffen, sondern die Unterdrückung der Schwarzen Minderheit in einem durch und durch rassistischen System.

Als Tish Fonny von ihrer Schwangerschaft erzählt, sitzt er bereits für ein Verbrechen hinter Gittern, das er nicht begangen hat. Ein weißer Cop (Ed Skrein) dichtet Fonny eine Vergewaltigung an. Tish und ihre Mutter Sharon (Regina King) setzen alle Hebel in Bewegung, um den Unschuldigen zu entlasten und stoßen auf unüberwindbare Hindernisse.

Gut, aber nicht zwingend

Im Gegensatz zu seinem poetischen, Oscar-prämierten Drama "Moonlight" arbeitet Regisseur und Drehbuchautor Barry Jenkins hier zu oft mit der Brechstange. Eingeblendete Schwarzweiß-Fotografien prangern das traurige Schicksal der Harlem-Community an, Tishs Erzählstimme aus dem Off erinnert nicht selten an eine Doku-Sprecherin.

So ist "If Beale Street Could Talk" am Ende lediglich ein Liebesfilm mit frischem Touch. Die wichtige Message bleibt nicht hängen. Die Oscar-Chancen des Films - bester Soundtrack, beste weibliche Nebendarstellerin (Regina King) und bestes adaptiertes Drehbuch - halten sich daher in Grenzen.

Der Titel des Dramas geht übrigens auf eine Straße in Memphis zurück (nicht in New Orleans, wie James Baldwin, der Autor der Romanvorlage schrieb), in der Amerikas Schwarze Kultur blühte und gedieh.

Fazit:

via GIPHY

"If Beale Street Could Talk" startet am 8. März in den österreichischen Kinos.