Wien
Zwei Jahre Bauzeit! Endlich fließt Bier im Gleisgarten
Nachhaltig, jung, zugänglich – der neue Gleisgarten eröffnet nun nach einigen Verzögerungen mit viel Grün, einer Brauerei und großem Programm.
Zunächst war die Eröffnung für Winter 2022/2023 geplant, als neuer Termin wurde das Frühjahr 2023 angesetzt. Immer wieder gab es Verzögerungen. In so einem alten Gebäude wie der einstigen Remise der Badner Bahn in der Eichenstraße 2 (Wien-Meidling) gebe es immer wieder Überraschungen und so hätten sich die Eröffnung verzögert, erklärt Felix Bollen. Eine schwere Geburt. Nach einem Wechsel an der Führungsspitze im Sommer diesen Jahres ging es dann aber rasch. "Insgesamt liegen zwei Jahre Bauzeit hinter dem Gleisgarten", so Gleisgarten Marketingchef Felix Bollen (27). Die letzten drei davon hat Felix Bollen mit seinem Team betreut.
Er und seine drei Freunde und Geschäftspartner haben selbst Hand angelegt, standen in Bauschuhen im Staub und im Lärm und haben sich viele Gedanken gemacht, wie man die einstige Remise auf 1.000 Quadratmetern im Winter angenehm warm und im Sommer schön kühl bekommt – und zwar klimaschonend. Lange war der Ansprechpartner der Gleisgartenplanung Martin Rohrbacher. Wegen verschiedener Vorstellungen habe man sich im August dann im Frieden geschäftlich voneinander getrennt. Und nach einigen Verzögerungen sieht es nun so aus, als wäre es nun wirklich soweit: "Wir sind ab heute geöffnet", freute sich Felix Bollen am Montag.
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Warum hatte es so viele Verzögerungen gegeben? Unter anderem stellte sich heraus, dass die Stahlträger in der Halle Blei enthielten und fachmännisch behandelt werden mussten, um unschädlich zu sein. "Den Großteil der schönen, historischen Architektur haben wir aber nicht angefasst." Übrigens sind auch die Gleise der einstigen Remise der Badner Bahn noch erhalten. In die 1,40 Meter tiefen Arbeitsschächte an den Gleisen wurden 50 Jahre alte Olivenbäume und acht Meter hohe Palmen eingepflanzt. "Was für eine Arbeit, die hoch zu stemmen". Die Ladenschilder sind übrigens dem Design der Schilder der alten Badner Bahn nachempfunden.
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Neue Bühne für kostenloses Kulturprogramm
Für die erste Baustellenparty am Samstag (30. September) hatten sich 950 Wiener beworben, 100 konnten schließlich teilnehmen – die übrigen Interessenten von der Warteliste werden bei kommenden Baustellenpartys berücksichtigt. Denn davon wird es noch ein paar geben, auch wenn das erste offene Event in der Halle schon am 6. Oktober stieg: Der Foodblogg Award wurde auf der Bühne der Gleishalle vergeben. Das Fest ist Teil des Gesamtkonzepts: kostenlose, vielseitige Veranstaltungen auf der eigenes eingerichteten Bühne. Orchestermusik, Workshops für Kinder, Studentenabende und monatlich wechselnde Kunst sind geplant. Immer was los, immer was Neues.
Es gab rund 40 Gastronomen, die gern einen Platz im Gleisgarten bekommen wollten. Platz war für neun. "Die acht eingemieteten Restaurants zahlen einen bestimmten Prozentsatz ihres Umsatzes als Miete." Das sind: Papa Duck, Iris, Ragazzi Pinsa, Gnaoua Kittchen, Local Hero, Trixie Kiddo's, Sojado, Vienna Kraft. Und ein neuntes Lokal in der Gleishalle wechselt monatlich: "Hier kann jeden Monat ein neuer Jungkoch sein Konzept probieren" – und sich einen Namen machen, denn es passen 550 Menschen in die Halle und davon wird der eine oder andere Hunger und Neugier mitbringen. Draußen auf weiteren 500 Quadratmetern finden zusätzlich Gäste Platz. Und auch wenn es viele Lokale gibt, es besteht kein Konsumationszwang. "Wir wollen alle erreichen, Familien, Studenten, alle. Auch preislich. Ein Mittagsteller soll im Gleisgarten für jeden leistbar sein."
Mit Anfang 20 schon sehr viel Business-Erfahrung
Die Stadt fördert das Kulturprogramm im Gleisgraten und war hilfreich bei der Bürokratie, beispielsweise bei den Anlagegenehmigungen. Den monetären Einsatz aber tragen die vier Jungunternehmer selbst. Auch wenn sie erst Anfang bis Mitte 20 sind – sie haben schon sehr viel Businesserfahrung. Mit 21 Jahren hatte Felix Bollen bereits seine erste Brauerei in London eröffnet. In drei weiteren Jahren folgten drei weitere Brauereien in London und insgesamt 16 Bars in Foodhalls, so wie die Gleishalle eine sein wird. Und eine Bierbrauerei ist auch wieder in den Gleisgarten eingezogen: "Da hier alles vor Ort entsteht, sparen wir 75 Prozent CO2".
Wenig Müll, wenig Verpackung, nachhaltige Produktion, kurze Wege, lokale Lieferanten, kein Coca Cola, kein Nestlé – hinter dem Projekt steckt viel Idealismus. "Wir wollen ein nachhaltigen Gegenprogramm sein – ohne die großen Namen". Die Gleishalle steht mitten in einem neuen Wohngebiet. Für die Anwohner gibt es ab 7.30 Uhr am Caféfenster frisch duftenden Kaffee. Damit aber außer feinem Kaffeegeruch nichts nach außen dringt, dafür ist gesorgt. Auch Lärmschutz ist durch Windfänge gegeben und der Gastgarten draußen ist ab 22 Uhr geschlossen. Drinnen darf bis 1 Uhr nachts Party sein.