Österreich

"Zwei Frauen mit Kind – Es gibt viele Hasskommentare"

Gemeinsam mit ihrer Frau lacht Sängerin Virginia Ernst Anfeindungen auf Insta mit witzigen Videos weg. Fans lieben sie dafür – und werden immer mehr.

Sandra Kartik
Virginia Ernst geht auf Instagram mit Humor gegen Hass im Netz vor. Im Netz gibt die Sängerin auch Einblicke in ihr Leben mit Ehefrau Dora und ihrem Sohn (re.).
Virginia Ernst geht auf Instagram mit Humor gegen Hass im Netz vor. Im Netz gibt die Sängerin auch Einblicke in ihr Leben mit Ehefrau Dora und ihrem Sohn (re.).
Sabine Hertel, Instagram

Ihren größten Hit "Fly Up High" sang Virginia Ernst im Vorjahr mit ihrer Ehefrau Dorothea "Dora" Ernst (30) ein. Fünf Jahre sind die beiden verheiratet, im Juni haben sie ihre tiefe Verbindung am Standesamt in St. Pölten nochmal erneuert. Seit einem Jahr krönt ihr Sohn das Glück der Wienerinnen. Der gemeinsame Höhenflug, den sie auch auf Instagram liebe- und humorvoll feiern, kennt jedoch auch viele Tiefen, verrät die 31-Jährige im "Heute"-Interview.

Verlobung nach drei Wochen Beziehung

"Es war kein Zuckerschlecken, wir hatten viele Auf und Abs. Eine Beziehung ist harte Arbeit. Wir haben uns nach drei Wochen verlobt und sehr schnell geheiratet. Erst nach einem oder zwei Jahren haben wir uns richtig kennengelernt", erzählt Ernst ernst. "Wir sind nicht perfekt, das will ich auch gar nicht. Aber egal, wie schwer es auch ist, wir reden drüber." Oder machen ein gelungenes Video darüber und teilen es mit ihren Fans.

In der Pandemie verbrachte die Musikerin weniger Zeit auf der Bühne und mehr daheim. Das nutze sie, um ihre komödiantische Seite mit coolen Clips auszuleben. "Meine Musik ist seriös, aber grundsätzlich bin ich ein lustiger Mensch. Das kann ich jetzt zeigen. Ich verfilme Geschichten aus dem Leben und kann damit positive Vibes versprühen. Die letzten Jahre waren für alle schwierig genug." Seither wächst die Community ihrer inzwischen fast 27.000 Follower täglich.

Ernst mit Spaß gegen Hass

Doch mit der gestiegenen Reichweite nehmen auch die negativen Reaktionen zu. "Ich hab' schon immer Hasskommentare bekommen, ich kann ein Lied davon singen." Doch Ernst entgegnet den Anfeindungen mit fehlendem Ernst. Sie teilt etwa lächelnd Beleidigungen gegen sie auf Insta und tanzt mit ihrer Frau Dora dazu. "Ich mache mir jetzt einen Spaß daraus. Ich möchte zeigen, dass man das auf die leichte Schulter nehmen soll, sonst krepiert man." Oft sind das "Postings voller Grammatik- und Rechtschreibfehler und die Profile haben null Follower."

Das Familienleben der offen lesbischen Sängerin ist für manche Grund genug für Verbal-Angriffe. "Wir sind zwei Frauen mit einem Kind, wir sind Zielscheibe von vielen Hasskommentaren. Was wir in den sozialen Medien schon alles an den Kopf geworfen bekommen haben! Auf der Straße traut sich das dann niemand." Ein besonders untergriffiger Nazi-Kommentar mit Todesdrohung zu ihrem Hochzeitsfoto ließ Ernst erstmals auch über eine Anzeige nachdenken. "Es ist wichtig, dass man hier die Polizei einsetzt, um diese Leute von den Plattformen zu entfernen."

Dora ist die Mama

Die Künstlerin wünscht sich, dass es "Normalität wird, dass zwei Frauen wie wir ein Kind haben und das auf Social Media teilen können. Da sind wir leider noch weit weg davon." Für Ernst war es deshalb auch wichtig, den Weg zum gemeinsamen Baby mit Anderen zu teilen. Ihre Frau Dora ist durch eine Samenspende schwanger geworden. "Viele Leute wissen gar nicht, wie das funktioniert. Wir hatten eine Insemination. Wir wollen aufklären und zeigen, dass es ganz normal ist, auf dritte Hilfe zurückzugreifen."

"Wenn du weder Mama noch Papa bist, kreiere dir deinen eigenen Namen. Natürlich bin ich Mama zwei, aber ich will nicht so genannt werden."

Dora ist "die Mama", Virginia Ernst hat sich eine eigene Bezeichnung als Elternteil ausgesucht. "Wenn du weder Mama noch Papa bist, kreiere dir deinen eigenen Namen. Natürlich bin ich Mama zwei, aber ich will nicht so genannt werden." Ihr Sohn wird auch nicht "rosa oder blau" erzogen. "Wenn er später mal nach Hause kommt und einen Freund hat, dann ist das eben so."

"Wir wollen noch mehr Kinder"

Das junge Ehepaar wünscht sich in Zukunft mehr Kinder. "Da kommen noch drei oder vier dazu, eine ganze Mannschaft wäre cool", lacht Ernst. Dass sie selbst auch schwanger werden will, kann die Sängerin derzeit ausschließen. "Ich habe großen Respekt davor, aber ich würde das selbst nicht wagen."

Seit September 2021 gibt es für gleichgeschlechtliche Paare in Österreich auch eine andere Möglichkeit, gemeinsam ein Kind zu bekommen: Einer Frau wird eine Eizelle entnommen und der anderen eingesetzt, die das Baby dann bekommt. "Das wäre auch eine Möglichkeit für uns." Für die 31-Jährige "macht es keinen Unterschied, ob das Kind von mir oder von der Dora ausgetragen wird. Es ist unser Kind."

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    Virginia Ernst und ihre Frau Dora freuen sich über Nachwuchs.
    Virginia Ernst und ihre Frau Dora freuen sich über Nachwuchs.
    Elisabeth Lechner
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