Für Radweg
Zwei Fahrspuren weniger am Ring – "Schnapsidee!"
Für Wiens Grünen-Chefin Judith Pühringer ist es denkbar, dass dem Ring-Radweg zwei Fahrspuren geopfert werden. Die Autofahrer-Clubs sehen das anders.
Die Chefin der Wiener Grünen, Judith Pühringer freut sich, dass die Radwege ausgebaut werden, aber: "Wenn man sich anschaut, wie, würde ich sagen, too little too late", erklärte die 48-Jährige unlängst im "Heute"-Interview.
Auch der Ring-Radweg müsste schleunigst angegangen werden, so Pühringer. Um genügend Platz für schnelle und langsame Radfahrer zu schaffen, sei es international mittlerweile üblich, Zwei-Richtungs-Radwege zu bauen. Für den Ring-Radweg könnte man also andenken, zwei der drei derzeitigen Spuren für Radfahrer zu verwenden, meint die Wiener Grünen-Chefin – bei 25.000 Kraftfahrzeugen, die täglich über den Ring brettern.
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„Zwei von drei Fahrspuren am Ring in Fahrradwege umzuwandeln, ist eine ökoromantische Schnappsidee“
Diese Idee kommt naturgemäß bei den Autofahrer-Clubs weniger gut an: "Zwei von drei Fahrspuren am Ring in Fahrradwege umzuwandeln, ist eine ökoromantische Schnappsidee, die jeder Vernunft widerspricht. Der Ring ist eine wichtige Verkehrsader, die allen Verkehrsteilnehmern entsprechend Platz bietet. Er ist breit genug, um eine vernünftige Radweglösung auch ohne Reduzierung der Fahrspuren zu ermöglichen", erklärt Günther Schweizer, Landesgeschäftsführer ARBÖ Wien.
Die Verengung der Ringstraße würde dazu führen, dass sich der motorisierte Individualverkehr verlagere und Kraftfahrer nicht weniger fahren würden, sondern einfach andere Wege suchen: "Die Ausweichrouten zum Ring wie zum Beispiel der Gürtel sind schon jetzt stark befahren. Die Verkehrsbelastung würde dort noch mehr zunehmen", so Schweizer.
Ausweichrouten in Wohngebiete
Ins gleiche Horn stößt auch ÖAMTC-Verkehrsexperte Matthias Nagler: "Die Ringstraße hat den Zweck, den motorisierten Verkehr zu bündeln und um das historische Stadtzentrum herumzuführen. Hier die Leistungsfähigkeit – im Sinne des Vorschlags der Grünen – einzuschränken, führt zu Umwegverkehren in den angrenzenden Wohngebieten."
Mit einer Gesamtbreite von 57 Metern handle es sich um einen der breitesten Straßenzüge von ganz Wien: "Ein Miteinander aller Mobilitätsformen mit ausreichend Platz für alle ist möglich. Eine funktionstüchtige, lebenswerte Stadt braucht klar definierte Lebensadern, auf denen der motorisierte Verkehr gebündelt und weitestgehend frei und ungehindert fließen kann", meint Nagler.
Auf den Punkt gebracht
- Die Wiener Grünen-Chefin Judith Pühringer schlägt vor, dem Ring-Radweg zwei Autospuren zu opfern, um Platz für schnelle und langsame Radfahrer zu schaffen
- Die Autofahrer-Clubs lehnen diesen Vorschlag ab, da sie befürchten, dass die Verengung des Rings zu einer Verlagerung des Verkehrs in angrenzende Wohngebiete führen würde
- Sie argumentieren, dass die Ringstraße ausreichend Platz für alle Verkehrsteilnehmer bietet und die Leistungsfähigkeit nicht eingeschränkt werden sollte