Ukraine

"Zurückziehen oder sterben" – Prigoschin warnt Putin

Prigoschin klagt über Munitionsmangel und droht mit dem Abzug aus Bachmut. Die ukrainische Gegenoffensive könnte für Russland katastrophal enden.

Jewgeni Prigoschin vor einem Friedhof für die Gefallenen seiner Wagner-Söldner bei Gorjatschi Kljutsch, Region Krasnodar, Anfang April 2023
Jewgeni Prigoschin vor einem Friedhof für die Gefallenen seiner Wagner-Söldner bei Gorjatschi Kljutsch, Region Krasnodar, Anfang April 2023
Concord Group Handout / AFP / picturedesk.com

Der Chef der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, sieht schwarz für sich und seine Söldner in der Schlacht um Bachmut. Er stellt nun Wladimir Putin und dessen Militärführung ein Ultimatum: Entweder werde ihm mehr Munition geliefert, oder er werde seine Söldner aus der seit letztem August umkämpften Stadt im Osten der Ukraine abzuziehen.

Seinen Angaben zufolge erhielten die Söldner bloß 800 der 4.000 Granaten pro Tag, die sie derzeit anfordern würden. Es ist nicht das erste Mal, dass der 61-Jährige sich über Munitionsmangel beklagt. Seine heftiger und öffentlich ausgetragene  "hochkarätige Fehde" mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu schien sich zuletzt eigentlich etwas beruhigt zu haben, doch offenbar gibt es immer noch massive Probleme in den russischen Reihen.

Die Verluste unter Prigoschins Wagner-Söldnern seien wegen der fehlenden Artilleriemunition fünfmal höher als nötig, beklagte "Putins Koch" in einem Interview mit einem dem Kreml nahestehenden Militärblogger am 29. April: "Wird das Munitionsdefizit nicht aufgefüllt, sind wir gezwungen – um nicht nachher wie feige Ratten zu rennen – uns entweder organisiert zurückzuziehen oder zu sterben."

Derweil kommt es zu vermehrten Angriffen der Ukrainer auf Treibstofflager und Versorgungsrouten. Auch der Drohnenangriff auf die von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim hat nach Darstellung des ukrainischen Militärs der Vorbereitung auf die geplante Gegenoffensive gedient.

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    Wagner-Chef <a data-li-document-ref="100255572" href="https://www.heute.at/g/-100255572">Jewgeni Prigoschin</a> in einem Video, das ihn mit russischer Fahne auf dem Rathaus von Bachmut zeigen soll. Es wurde am 3. April 2023 veröffentlicht.
    Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin in einem Video, das ihn mit russischer Fahne auf dem Rathaus von Bachmut zeigen soll. Es wurde am 3. April 2023 veröffentlicht.
    Concord Press Service/Handout via REUTERS

    Prigoschin warnt vor Gegenoffensive

    Der Wagner-Chef rechnet damit, dass die ukrainische Gegenoffensive noch vor dem 15. Mai stattfinden könnte. Das russische Militär sei nicht darauf vorbereitet, Angriffe abzuwehren. "Diese Gegenoffensive könnte zu einer Katastrophe für unser Land werden", sagt der Wagner-Chef.

    Der genaue Zeitpunkt ist aber vor allem vom Wetter abhängig, wie Oberst Markus Reisner des Österreichischen Bundesheeres kürzlich in einer seiner Analysen betonte. Dabei räumte er auch mit dem Mythos auf, die Uralt-Panzer, die die russische Armee mittlerweile in die Schlacht wirft, seien zu Nichts zu gebrauchen.

    Prigoschins Drohung, sich aus Bachmut zurückzuziehen, könnte auch darauf hindeuten, dass er befürchtet, dass die russischen Stellungen im Rücken von Bachmut für Gegenangriffe anfällig sind, wie die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) schreibt.

    Jobangebot für "Schlächter von Mariupol"

    Derweil macht Prigoschin auch ein unmoralisches Angebot an einen der höchsten Offiziere im russischen Verteidigungsministerium. Generaloberst Michail Jewgenjewitsch Misinzew, der erst kürzlich des Amtes  des stellvertretenden russischen Verteidigungsministers für Logistik enthoben wurde, solle doch auch bei Wagner anheuern.

    Der Söldner-Chef bot dem geschassten "Schlächter von Mariupol", offenbar eine Stelle als Wagner-Vizekommandant an. Laut Prigoschin sei Misinzew wegen seiner Widerspenstigkeit entlassen worden.

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      Helmut Graf
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