Wien
Zu wenig Wohnraum in Wien: Experte hat düstere Prognose
Wohnen wird immer teurer. Nicht nur steigende Inflation und Zinsen sind schuld. Die Lage am Wohnungsmarkt verschärft sich auch durch andere Gründe.
Grund dafür ist fehlender Wohnraum. Die Anzahl der Fertigstellungen in Wien wird bis 2025 um mehr als 53 Prozent sinken, immer mehr Projektstarts werden verschoben.
Fertigstellungsziel könnte unterschritten werden
Die Wohnungsfertigstellungen werden von heuer knapp 15.900 auf höchstens 7.500 Einheiten im Jahr 2025 einknicken, rechnet EHL-Immobilien-Chef Michael Ehlmaier. "Wir erfahren aber praktisch wöchentlich von Projekten, die vorläufig gestoppt werden", erzählt EHL Wohnen-Geschäftsführerin Karina Schunker. Man rechne damit, dass wohl sogar diese niedrige Fertigstellungszahl unterschritten wird.
Gründe dafür sieht Schunker in den hohen Baupreisen und den deutlich gestiegenen Finanzierungskosten. Aber auch Diskussionen um Mietbeschränkungen oder Indexierungen gelten als Unsicherheitsfaktoren. "Hier droht eine Angebotslücke, die Wohnen in weiterer Folge in einem wirklich problematischen Ausmaß teurer machen könnte", so Schunker.
"Man kann und muss Schrauben drehen"
Aktuell gibt es wenig Bereitschaft, neue Projekte zu starten oder zu erwerben. Viele Großinvestoren ziehen tendenziell eher sogar Mittel aus dem Immobiliensegment ab. Die Experten rechnen damit, dass dieser Trend erst aufhört, wenn die Europäische Zentralbank ihre Zinsanhebungen abgeschlossen hat.
Schunker fordert nun politische Maßnahmen: "Man kann und muss an vielen Schrauben drehen!" Umwidmungs- und Bauverfahren müssen beschleunigt werden, die Nutzung von Baulücken und der Ausbau von Bestandsobjekten müsse erleichtert werden und für vorgeschriebene, teure Nachhaltigkeitsmaßnahmen muss es entsprechende Förderungen geben, so die Forderung.
Die politische Debatte von Mietbeschränkungen hätte gegenteiligen Effekte und würde Mieten sogar nach oben treiben meint Schunker. Einerseits brauche es natürlich Anreize um mehr Kapital in Wohnungsneubau zu stecken. Jedoch braucht es auch bereits jetzt zielgerichtete Unterstützung für all jene, die sich derzeitige Mieten nicht mehr leisten können.