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Zu viele Touristen: Kult-Stadt Venedig stirbt aus

Venedig gilt als Wahrzeichen Italiens, die Sehenswürdigkeiten sind weltweit bekannt. Gerade aber wegen der Touristen droht die Stadt nun abzusterben.

Nicolas Kubrak
Solche Bilder sind in Venedig Alltag: Die Touristenmassen sorgen dafür, dass die Altstadt abstirbt.
Solche Bilder sind in Venedig Alltag: Die Touristenmassen sorgen dafür, dass die Altstadt abstirbt.
Daisuke Tomita / AP / picturedesk.com

Venedig ist bekannt für seinen Charme, seine ikonischen Kanalstraßen und den bildhaften Markusplatz bekannt. Jährlich kommen Millionen von Touristen in die Lagunenstadt, um all die Sehenswürdigkeiten mit eigenem Auge zu sehen. Doch was lange Zeit ein Segen für Venedig war, wird immer mehr zu einem Fluch – die Altstadt stirbt aus. Die Einwohnerzahl des historischen Zentrums ist zum ersten Mal unter 50.000 gesunken, teilte die Stadtverwaltung am Donnerstag mit. Am Mittwoch lag die Zahl der Einwohner im Zentrum der berühmten Lagunenstadt bei 49.997.

Einwohnerzahl schrumpft, Touristenzahl vervierfacht

Die Entvölkerung des Zentrums von Venedig ist seit Jahren ein heiß diskutiertes Thema. Vor 20 Jahren betrug die Einwohnerzahl Venedigs 64.000 Personen. Vor zehn Jahren, im Jahr 2012, war sie auf 58.200 gesunken.

Die Bewohner verlassen das Zentrum in Scharen. Innerhalb einer Generation ist die Bevölkerung fast um ein Drittel geschrumpft. Dafür hat sich die Zahl der Touristen in den letzten 25 Jahren dagegen beinahe vervierfacht. Fast die Hälfte derer, die noch in Venedig leben, sind über 60, nur etwa 9.000 sind unter 18. Die Sterberate ist ungefähr dreimal so hoch wie die der Geburten.

Der Canal Grande ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Venedigs.
Der Canal Grande ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Venedigs.
A. Tamboly / Westend61 / picturedesk.com

"Werden so zur Geisterstadt"

Die eingesessenen Venezianer ziehen weg - oft schweren Herzens. "Wenn wir so weiter machen, werden wir zu einer Geisterstadt wie Pompeji", meinte Matteo Secchi von der Organisation "Venessia.com", die sich für das Überleben der Stadt einsetzt. Unermüdlich warnt er vor einem "Venexodus". Vor allem die Jugend scheint es satt zu haben, horrende Preise für Grundnahrungsmittel zu zahlen, den Touristenstrom zu erdulden, kein Auto zu besitzen und darüber hinaus Unsummen für eine kleine Wohnung auszugeben.

Einwohner sollen zurückgelockt werden

Bürgermeister Luigi Brugnaro bestreitet, dass Venedig eine Zukunft als Museumsstadt bevorsteht. Wenn man die Einwohner der Insel berücksichtige, zähle die Lagune circa 77.000 Einwohner. Hinzu gebe es 25.000 Studenten und 35.000 Pendler, die den Tag in Venedig verbringen.

Es gehe darum, so Bürgermeister Brugnaro, die Eigenkräfte Venedigs zu stärken. Mit weniger Bürokratie und Steuern sowie mehr finanziellen Anreizen sollten Einwohner nach Venedig zurückgelockt werden. Familien müssten mehr gefördert werden, Studenten der lokalen Universität könnten mit Fördermaßnahmen nach Ende des Studiums zum Verbleib in der Lagunenstadt bewogen werden. Es gibt ja doch noch Hoffnungsschimmer, meint Brugnaro.

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