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"Zorya: The Celestial Sisters" im Test – fast himmlisch
Ein Puzzle-Game im Koop? "Zorya: The Celestial Sisters" zeigt, wie das Spaß machen kann. Das himmlische Abenteuer um zwei Gottes-Schwestern im Test.
Aysu als Göttin der Nacht ist auf der Erde gestrandet und will zurück in den Himmel, ihre Schwester Solveig als Göttin der Sonne will ihr zwar helfen – doch durch die Problematik ist nun das Land Viraj rund um die Uhr in Sonne getaucht. Nun haben die beiden göttlichen Schwestern ein Problem, denn Aysu kann ihre Kräfte nur wiedererlangen, wenn sie Dunkelheit um sich hat. Das ist der Ausgangspunkt eines neuen Games namens "Zorya: The Celestial Sisters" für Nintendo Switch und PC.
Eigentlich ist die Lösung des Problems eine ganz leichte: Der Spieler muss nur dafür sorgen, dass sich Aysu im Schatten fortbewegt und so ihre Kräfte einsammelt. Allerdings liegen die Kräfte quer durchs Land verstreut und Spieler müssen sich von Schatten zu Schatten handeln, um dahin zu gelangen. Gleichzeitig locken die Schatten aber auch Feinde an, die nur mit Solveigs Sonnenenergie besiegt werden können. Die Beschreibung zeigt es schon ganz gut: Knifflig ist manchmal untertrieben.
Bildhübsches Game mit einigen Hürden
"Zorya: The Celestial Sisters" von TLM und MadLife serviert Spielern ein faszinierendes Konzept – Puzzle-Lösen im Koop! Damit dazu auch genügend Spieler vorhanden sind, dürfen Gamer auf Nintendo Switch und PC per Crossplay miteinander zocken. Außerdem muss nur einer der Koop-Spieler das Game tatsächlich besitzen und kann den anderen Spieler per Freundespass in das Game einladen. Das ist ein echter Komfort für Koop-Freunde. Auch das bildhübsche Design kann sich sehen lassen. Dem gegenüber stehen aber auch einige Hürden.
So verändert sich das Gameplay kaum, sondern nur der Schwierigkeitsgrad der Levels, und die Steuerung zeigt sich manches Mal unnötig kompliziert. Anders als viele Koop-Games nimmt "Zorya" dafür das Tempo raus und lässt Spieler nachdenken, experimentieren und rätseln. Das ist auch nötig, denn der Spieler muss geschickt verschiedene Mechaniken bedenken und sie in Einklang bringen. Ein Beispiel: Ein Spieler steuert Solveig, der andere Aysu. Weil Aysu sich nur im Schatten fortbewegen kann, muss Solveig die Zeit manipulieren, um je nach Stand der Sonne neue Schattenpfade für ihre Schwester zu schaffen.
Interessante Perspektiven für beide Spieler
Stehen aber Pforten oder ähnliches im Weg, können die dazugehörigen Mechanismen nur mit Sonnenlicht aktiviert werden. Aysu wiederum hat nicht nur die Aufgabe, die Schattenpfade abzulaufen, sondern kann Feinde und Puzzle-Elemente auch per Windkraft vom Schatten in die Sonne blasen. Ist das anfangs alles noch recht einfach, erfordern spätere Levels das Vorausdenken um nicht nur eine, sondern oft sogar zwei Ecken. Das liegt aber eher an der Zusammenarbeit und Koordination als an der Komplexität der Rätsel. Die Vorgangsweise bleibt nämlich meist die gleiche.
Man lernt eine neue Mechanik und muss sie fortan richtig einsetzen, wird aber kaum mit erfrischenden Puzzle-Abläufen konfrontiert, sondern bekommt immer mehr Bekanntes aneinandergereiht. Interessant ist aber, wie sehr sich auch bei der Perspektive die beiden Spieler-Rollen unterscheiden. Solveig als Göttin der Sonne bewohnt weiter den Himmel – wer die Kontrolle über sie übernimmt, sieht die Spielwelt aus der Vogelperspektive und darf die gesamte Karte überblicken. Aysu dagegen, die auf der Erde gefangen ist, wird aus einer Art Third-Person-Perspektive gelenkt.
Ungleichgewicht beim Start des Spiels
Gerade zu Beginn unterscheidet sich der Anspruch an die Koop-Spieler extrem. Wer Solveig übernimmt, rätselt oft minutenlang darüber, wie er den Schatten bewegt und die Karte dreht, um den Weg ins Ziel sicher zu machen – der Spieler von Aysu dagegen muss oftmals nur den Schattenpfad ins Ziel ablaufen. Erst mit späteren Levels bekommen auch Aysu-Spieler mit versteckten Plattformen, angreifenden Feinden und aktivierbaren Mechanismen mehr zu tun. Landet Aysu übrigens zu lange in der Sonne, erliegt sie den Strahlen und beide Spieler müssen das jeweilige Level von vorne beginnen.
Betrachtet man beide Perspektiven der Spieler, könnte es sich fast um zwei vollkommen unterschiedliche Games handeln, die da gezockt werden – das ist der Reiz von "Zorya: The Celestial Sisters". Eine gewisse Monotonie kann man dem Game aber nicht absprechen: Das Prinzip, immer komplizierter Säulen zu verschieben und die Sonne so zu steuern, dass sie begehbare Schattenpfade wirft, nutzt sich zumindest für Spieler, die unter Druck zocken wollen, irgendwann etwas ab. Wer dagegen lieber in aller Ruhe spielt, ist bei "Zorya: The Celestial Sisters" richtig.
Zwischen Genialität und minutenlangem Warten
Lob gebührt den Machern auch für das konsequente Umsetzen der Story. Die Handlung zeigt, wie die Sonnengöttin verehrt wird und ihre Schwester buchstäblich in ihrem Schatten steht. Um die Welt vor dem Zerfall zu retten und das Gleichgewicht zu bewahren, müssen sich die Schwestern aber wieder zusammenraufen – und Solveig leitet ihre jüngere Gottes-Schwester vom Himmel herab auf die richtigen Pfade. Was uns zum Kernelement bringt: Ist man nicht kommunikativ, sollte man die Finger vom Spiel lassen. Das Game erfordert nämlich einen ständigen und umfassenden Austausch der Mitspieler.
Dadurch, dass der Aysu-Spieler oft nicht einmal sieht, was hinter der nächsten Ecke oder einer Wand verborgen liegt, ist der Solveig-Spieler in der Verantwortung, ihn anzuleiten und die Richtungen vorzugeben. Andererseits muss der Aysu-Spieler melden, wenn er die Sonnenstrahlen von Solveig gegen Feinde braucht oder einen Schalter gefunden hat, zu dem er einen Schattenweg benötigt. Dabei zeigt sich aber auch eines: Die meiste Denk- und Tüftelarbeit bleibt an Solveig hängen, während der Aysu-Spieler in manchen Situationen zum minutenlangen Abwarten gezwungen wird.
Trotz aller Mankos ein fast himmlisches Koop-Game
Das Spiel unterstützt sowohl Online-Koop als auch einen lokalen Koop auf einem geteilten Bildschirm, in beiden Fällen dürfen die Spieler in einem Durchgang auch freie die übernommenen Rollen wechseln. Etwas knifflig wurde die Steuerung umgesetzt. Solveig darf mit den Q- und E-Tasten die Sonne selbst bewegen, während der Sonnenstrahl gegen Feinde und für Mechanismen mit der W-A-S-D-Kombo manövriert wird. Weil es dazu auch eine sich bewegende Kamera gibt, kommt da manchmal der Drehwurm in die Sache. Per Klick kann zudem mit Objekten interagiert oder der Feind gelähmt werden.
Trotz aller Kritik kann "Zorya: The Celestial Sisters" als Puzzle-Koop-Game überzeugen. Grafisch gibt es eine bunte und bildgewaltige Kulisse, in der besonders die Lichteffekte beeindrucken. Zusammen mit dem ungewöhnlichen Perspektiven-Mix der beiden Spieler und den recht unterschiedlichen Anforderungen an die Zocker ergibt das ein erfrischend neuartiges Videospiel – das allerdings nur sein volles Potenzial entfalten kann, wenn die beiden Spieler auch tatsächlich bereit sind, jeden kleinsten Schritt im Spiel zu besprechen und sich zu koordinieren.