Innsbruck-Stichwahl
Zank um FPÖ bei wildem Polit-Showdown im ORF
Showdown in Innsbruck: Am Sonntag entscheidet sich, ob Amtsinhaber Georg Willi oder Herausforderer Johannes Anzengruber den Bürgermeister-Posten holt.
Es war ein Paukenschlag in der Innsbrucker Politik: Grünen-Bürgermeister Georg Willi kam bei der Wahl vor zwei Wochen auf 22,89 Prozent der Stimmen und muss nun am Sonntag in die Stichwahl gegen Johannes Anzengruber, der sich von der ÖVP abspaltete und mit seiner neuen Liste 19,36 Prozent erreichte. Beide Politiker gehen von einem sehr engen Rennen aus. Willi will auch bei einer Wahlniederlage in der Politik und der Stadtregierung bleiben und eine Dreierkoalition aus seiner Partei, den Anzengruber-Politikern und der SPÖ bevorzugen.
Weit weniger zu verlieren hat in der Stichwahl Anzengruber, der bereits das Ergebnis aus dem ersten Wahlgang als "phänomenal" bezeichnet hatte. Anzengruber ist es auch, der sich offener für andere Mehrheiten zeigt und offenbar die FPÖ nicht kategorisch ausschließen will, nur weil Politiker "von einer anderen Partei" seien. Bei ORF-Moderator Martin Thür am späten Donnerstagabend in der "ZIB2" kam es vor der Stichwahl noch zu einer Konfrontation von Willi und Anzengruber, die sich beide in der Nachrichten-Sendung äußerst kämpferisch zeigten.
Bisheriger Bürgermeister will eine "Caprese-Koalition"
"Der entscheidende Abend war der Wahlabend des 14. Aprils", so Willi, da seien die Parteien "abgestraft worden", die "für die Blockaden und Intrigen verantwortlich" gewesen seien, die es in den letzten sechs Jahren in Innsbruck gegeben habe. Mit Anzengruber wolle Willi nun eine "Caprese-Koalition" aus Grün-Weiß-Rot bilden. "Wir haben gesehen, dass die Parteitaktik und Befindlichkeiten im Vordergrund gestanden sind die letzten sechs Jahre", konterte dagegen Anzengruber, er dagegen habe Partei und System hintenan gestellt und die Projekte nach vorne.
"Es ist viel weitergegangen, es gab 3.300 Entscheidungen", verteidigte sich Willi. Ihm gehe um drei Dinge – leistbares Wohnen, Wohlfühl-Plätze für die Menschen in der Stadt und Teilhabe von Menschen, die wenig hätten, am sozialen Leben. "Ein Innsbruck für alle" wolle Willi schaffen: "Bei mir stehen im Vorzimmer Leute mit Tränen in den Augen, damit sie eine Stadtwohnung bekommen." Ähnlich klang das auch bei Anzengruber, der für verstärkten Mietkauf, unterbundenes Preisdumping und dem Mensch im Mittelpunkt plädierte.
Wahltag: Amtsinhaber Willi (Grüne) kommt per Rad, Lassenberger (FPÖ) mit Mama:
Uneinigkeit bei Umgang mit der FPÖ
Betreutes Seniorenwohnungen, bessere Schulbildung und Kinderbetreuung, eine Verhinderung von Teuerungen bei gemeinnützigen Wohnungen, das alles wolle Anzengruber umsetzen. "Der Johannes Anzengruber kommt mir manchmal vor wie eine Blackbox, die auf einige Fragen noch keine Antwort gibt", erklärte Willi schließlich, als Anzengruber sich bei bevorzugten Koalitionen nicht in die Karten blicken lassen wollte. Und genau bei diesem Thema könnte es sich an der FPÖ spalten. Willi wolle die FPÖ in keiner Form in die Regierungsarbeit einbeziehen.
Grund: Die FPÖ habe bei politischen Beschlüssen zum kommunalem Wohnbau blockiert, damit habe sie sich selbst abgeschrieben, so Willi. Auch, wenn das einen nicht-amtsführenden FPÖ-Stadtrat bedeute. "Ich finde es äußerst undemokratisch von Georg Willi", kritisierte Anzengruber, vor der Stichwahl lade Willi bereits zu Sondierungsgesprächen und tue so, als werde er das alles lenken. "Mir ist es wichtig, dass man mit allen spricht", die Beschlüsse der Zukunft bräuchten eine breite Mehrheit, so Anzengruber. Willi schließe dagegen andere Parteien aus.