Wien

"Zahlen mehr für Energie als für Miete" – Not nimmt zu

Noch nie war das Angebot so groß! Die pfarrlichen Wärmestuben der Caritas Erzdiözese Wien bieten Menschen noch bis März einen Platz zum Verweilen.

"Es ist leider Realität, dass manche Menschen bereits mehr für Energie als für die Miete zahlen", so Klaus Schwertner, gf. Caritasdirektor der Erzdiözese Wien.
"Es ist leider Realität, dass manche Menschen bereits mehr für Energie als für die Miete zahlen", so Klaus Schwertner, gf. Caritasdirektor der Erzdiözese Wien.
Getty Images (Symbolbild)

"Trotz der ungewöhnlich warmen Temperaturen zum Jahreswechsel, bleibt die Zahl der Menschen, die die Wärmestuben der Caritas der Erzdiözese Wien aufsuchen, hoch. Ein warmes Zimmer und Menschen, mit denen man sich austauschen und unterhalten kann, sind für viele Menschen in Österreich aktuell keine Selbstverständlichkeit", betont Klaus Schwertner, gf. Caritasdirektor der Erzdiözese Wien. 38 Pfarren und 1 Verein haben seit November und noch bis März ihre Türen geöffnet, um Menschen mit Mahlzeiten zu versorgen, Gesellschaft möglich zu machen und um einen Ort anzubieten, an dem sich Betroffene aufwärmen können.

"Die Not in Österreich nimmt zu. Gerade in Zeiten, in denen immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft unter Druck geraten, die Energiepreise steigen und Lebensmittel teurer werden, sind die pfarrlichen Wärmestuben ein Ausdruck des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Es spielt keine Rolle, warum jemand in die Wärmestuben kommt, die freiwilligen Helferinnen und Helfer der Pfarren heißen alle Gäste willkommen. So passiert Hilfe auf Augenhöhe."

Die Wärmestuben bieten nicht nur einen warmen Aufenthaltsraum, sondern ermöglichen den Gästen auch Austausch und Ansprache. Dieses Gefühl des Willkommenseins und das Zusammenkommen mit anderen wird von vielen Gästen gerade rund um den Jahreswechsel, da das Gefühl von Isolation und Einsamkeit besonders intensiv wahrgenommen werden, sehr geschätzt.

Erstmals Wärmestuben eigens für Frauen

Die Gründe, weshalb die Gäste eine Wärmestube besuchen, sind vielfältig. Es kommen wohnungslose Menschen, aber auch Armutsbetroffene und Mindestpensionisten, die vielleicht noch eine kleine Wohnung haben, aber diese nicht mehr angemessen warmhalten können. Auch Familien, denen nicht genügend Geld für Lebensmittel übrigbleibt, suchen vermehrt Wärmestuben auf. Da auch immer mehr Frauen das Angebot in den Wärmestuben wahrnehmen möchten, wurden in dieser Saison erstmals vier Frauenwärmestuben eingerichtet. "Wohnungslose und armutsbetroffene Frauen sind in öffentlichen Räumen oft unsichtbar. Daher ist es wichtig, spezielle Angebote und gezielte Hilfestellung für betroffene Frauen anzubieten. Unsere Frauenwärmestuben ermöglichen uns, noch besser auf die Bedürfnisse unserer weiblichen Gäste eingehen zu können", so Maria Sofaly, Leiterin der Wärmestuben.

Das Angebot der Wärmestuben ist aufgrund der großen Nachfrage über die Jahre enorm gewachsen. Während 2015 noch in 17 Wärmestuben 5.673 Gäste begrüßt wurden, konnten im vergangenen Winter in 36 Wärmestuben bereits über 10.855 Gäste an 286 Tagen bewirtet werden. Die Anzahl der freiwilligen Helfer in den Wärmestuben hat sich in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt und lag 2022 bei über 1.000.

Bedarf an Begegnung und Austausch

Es sind nicht nur die warmen Räume und Mahlzeiten, die die Wärmestuben so beliebt machen. Essentiell für das Konzept ist es auch, Raum für Begegnung und Austausch zu schaffen und den Gästen ein offenes Ohr für ihre Anliegen zu leihen. Klaus Schwertner sagt dazu: "Sich jemandem anvertrauen zu können, eigene Erfahrungen zu teilen, Anteilnahme zu spüren und sich gehört zu fühlen, kann Menschen in herausfordernden Situationen Hoffnung und Zuversicht schenken. Es darf nicht unterschätzt werden, wie viel Kraft in zwischenmenschlichen Begegnungen liegen kann."

Bereits vor der Corona-Krise hatten etwa 372.000 Menschen in Österreich niemandem in ihrem Umfeld, mit dem sie persönliche Gespräche führen konnten. Neben zahlreichen Initiativen und Begegnungsorten wie den pfarrlichen Wärmestuben, hat die Caritas gemeinsam mit Magenta und der Kronen Zeitung als ganzjährliches Angebot zusätzlich das "Plaudernetz" ins Leben gerufen. Hier werden Menschen unter der Nummer 05 1776 100 mit Freiwilligen verbunden, die ihnen gerne zuhören und mit denen sie sich austauschen können.

"Zahlen mehr für Energie als für Miete"

Nicht nur in den Wärmestuben, auch bei anderen Angeboten der Caritas wird sichtbar, dass der Druck bei vielen Menschen steigt. Mehr als ein Drittel aller Haushalte hat Probleme, die täglichen Lebenserhaltungskosten zu decken. Vor allem die hohen Energiekosten sind für viele nicht mehr zu bewältigen. "Bereits vor den Teuerungen konnten etwa 148.000 Menschen ihre Wohnräume nicht angemessen heizen. Diese Zahl droht sich enorm zu erhöhen. Rund zwei Drittel der Anfragen in unserer Sozialberatung kommen von Menschen, die sich die Energiekosten nicht mehr leisten können. Es ist leider Realität, dass manche Menschen bereits mehr für Energie als für die Miete zahlen. Vielen bleibt daher kein Geld für andere Ausgaben wie Lebensmittel übrig", so Schwertner.

Besonders betroffen sind Haushalte im untersten Einkommensdrittel. Ergebnisse des Caritas-Monitors, der gemeinsam mit dem SORA-Institut durchgeführt wurde, zeigen, dass 7 von 10 Personen mit geringem Einkommen sich sorgen, ihre Wohnung nicht mehr heizen zu können. Das trifft nicht nur erwachsene Personen, sondern auch viele Familien und Kinder.

Das Angebot der Wärmestuben wäre ohne das zahlreiche Engagement der freiwilligen Helfer nicht möglich. Durch die erhöhte Nachfrage steigt jedoch auch der Bedarf an Spenden. Wenn Sie die Wärmestuben unterstützen möchten, können Sie das über das Spendenkonto der Caritas Wien:

Caritas Spendenkonto
IBAN: AT47 2011 1890 8900 0000
BIC: GIBAATWWXXX
Verwendungszweck: Wärmestuben Pfarrcaritas
Alternativ können Sie Besucher der Wärmestuben auch ein warmes Getränk und eine Mahlzeit über den Wirhelfen.shop schenken: https://wirhelfen.shop/schenk-warme-fur-menschen-in-den-warmestuben/

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