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Xiaomi Qicycle im Test: Das wirklich smarte E-Bike

Das Xiaomi QiCycle zeigt sich im "Heute"-Test als überragend gutes Elektro-Fahrrad. Einzig: Allzu leicht zu bekommen ist es hierzulande leider nicht.

Rene Findenig
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Macht gute Figur, fährt sich super, ist aber nicht allzu leicht zu bekommen: das Xiaomi E-Bike.
Macht gute Figur, fährt sich super, ist aber nicht allzu leicht zu bekommen: das Xiaomi E-Bike.
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Xiaomi kann nicht nur Smartphones! Der Elektronikhersteller schwingt sich immer mehr auf, so gut wie alle Bereiche vo Smart Home über Telekommunikation bis hin zu Mobilität abzudecken. So gibt es neben Smartphones auch E-Scooter, smarte Heißluft-Fritteusen, Luftreiniger, Roboter-Staubsauger und vieles mehr. Und auch ein E-Bike hat das Unternehmen im Sortiment. Während das Qicycle in China bereits zu den Rennern unter den Elektro-Fahrrädern zählt, ist es hierzulande leider kaum zu haben. Und wenn, dann um recht hohe Preise. Während es in China um rund 400 Euro verkauft wird, findet man es hierzulande derzeit kaum unter 1.000 Euro. Zuschlagen würden wir hierzulande jedenfalls schon bei 600 bis 700 Euro.

In der Europa-Version den Bikes musste man lange Zeit Englisch können, nun sind aber sowohl Betriebsanleitung als auch das Einstellungsmenü am Rad selbst auch auf Deutsch verfügbar. Optisch sagt das Bike schon beim Auspacken ganz klar, für was es gemacht wurde: Das klassisch schwarze Fahrrad ist kompakt, lässt sich zum Business-Termin ebenso mitnehmen wie zum Kurzausflug durch die Stadt und es zeigt sich sehr transportabel. Das Bike ist nämlich auch für die Mitnahme im Auto oder in den Öffis zusammenklappbar und bringt trotz Akku und Aluminium-Aufbau nur rund 14,5 Kilogramm auf die Waage. Die Verarbeitung ist gut, die Scharniere zum Zusammen- und Aufklappen halten fest und sicher.

Lenker des Bikes lässt sich nicht höhenverstellen

Der Rahmen ist trotz der niedrigen Höhe des Bikes recht dick geraten und hält dadurch auch etwas mehr an Körpergewicht aus. Bei der Ausstattung ist es für den Straßenverkehr gemacht, zwei LED-Leuchten sind vorne und hinten am Bike verbaut. Auf der Vorderseite strahlt weißes Licht aus dem Rahmen unter dem Lenker ab, auf der Hinterseite strahlt das LED-Licht direkt hinter dem verbauten Akku und dem Ladeanschluss rot. Beide Lichter sind stark genug, um den Fahrer oder die Fahrerin in dunklen Umgebungen erkennbar zu machen. Der Sattelüberzug besteht aus einem weichen, aber überraschend soliden Kunststoff, der Inhalt ist leicht gepolstert. Das macht auch etwas längere Fahrradtouren durchaus angenehm.

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    Optisch sagt das E-Bike von Xiaomi schon beim Auspacken ganz klar, für was es gemacht wurde: Das klassisch schwarze Fahrrad ist kompakt, lässt sich zum ...
    Optisch sagt das E-Bike von Xiaomi schon beim Auspacken ganz klar, für was es gemacht wurde: Das klassisch schwarze Fahrrad ist kompakt, lässt sich zum ...
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    Der Sattel lässt sich so höhenverstellen, dass auch größere Personen das E-Bike nutzen können, ab einer Körpergröße von zwei Metern wird es aber wohl problematisch. Vor allem auch deshalb, weil der Lenker im Gegensatz zum Sattel nicht allzu verstellt werden kann. Größere Biker müssen also damit leben, etwas "gebuckelter" Fahren zu müssen, ein kleines Manko des E-Bikes. Zum besseren Einschätzen: Die Abmessungen des Qicycles betragen rund 92 x 55 x 105 Zentimeter. Zurück zum Lenker: An ihm finden sich eine simple Klingel, die Shimano-Gangschaltung, die Bremsen (Seilzug am Vorderrad, am Hinterrad kommt eine Trommelbremse zum Einsatz) und der "Bordcomputer" in Form eines kleinen, bedienbaren Displays.

    Sehr simple Bedienung und einfacher Aufbau

    Montiert sind am Rad standardisierte 16-Zoll-Reifen, die sich mit jedem herkömmlichen Fahrradventil aufpumpen lassen. Auch hier ein Hinweis: Geliefert wird das Bike komplett ohne Fahrradbleche für die Reifen, wer aber viel im Regen und Schmutz unterwegs ist, kann sich diese als Zubehör bestellen und ganz simpel selbst montieren. Gleiches gilt für einen Gepäckträger oder andere Sattel-Varianten. Einen Fahrrad-Ständer zum Abstellen gibt es dafür. Für den "Heute"-Test kam das Bike übrigens bereits fertig zusammengebaut an, das nochmalige Zerlegen und Wiederaufbauen zeigte aber, dass die Montage kinderleicht vonstatten geht und selbst für Anfänger logisch und ohne großen Aufwand schaffbar ist. Klasse!

    Selbiges gilt für die Bedienung des Bikes per Display. Zwar wird am 1,8 Zoll großen und überraschend leuchtstarken OLED-Bildschirm etwas Sprache ausgespielt, grundlegende Symbol-Kenntnisse reichen aber vollkommen aus, um zu wissen, was das Bike einem gerade sagen will. Zur Bedienung gibt es selbsterklärende "Auf"- und "Ab"-Tasten sowie eine "Power"- und eine "Menü"-Taste. Eingeschaltet zeigt das Display beim Fahren nicht nur die zurückgelegte Strecke und die Geschwindigkeit, sondern auch den Akkustand und eine vermutlich eher grobe Schätzung des Kalorienverbrauchs an. In Verbindung mit der zugehörigen Smartphone-App können zudem Systemsoftware-Updates eingespielt werden.

    Überragendes Fahrgefühl und smarte Motor-Modi

    Nun zum Eigentlichen, nämlich dem Fahren. Und das fühlt sich trotz der kompakten Größe des Bikes fantastisch an! Die drei Gänge sind gut auf auch steilere Anstiege, gemütliches Dahinfahren und ordentliches Reintreten auf ebenen Straßen ausgelegt, der Bremsweg ist fantastisch kurz.  Durch den niedrigen Schwerpunkt des Bikes gibt es zudem eine fast unübertroffene Wendigkeit und selbst in scharfen Kurven hat man immer ein Gefühl der Sicherheit. Die Bremsen sind zudem so gut eingestellt, dass es eigentlich nicht möglich sein sollte, bei einer Vollbremsung über den Lenker zu "köpfeln". Der wahre Clou kommt aber erst, denn die drei verschiedenen E-Bike-Motor-Modi sind smart und richtig genial durchdacht. 

    Xiaomi bietet am Display des Qicycles die Auswahl zwischen Eco-, Standard- und Turbo-Modus. Vereinfacht schaltet der Eco-Modus die halbe Trittkraft als Motorleistung dazu, beim Standard-Modus ist es die volle Trittkraft nochmal als Motorleistung und beim Turbo-Modus bekommt man eine zusätzliche Unterstützung von 150 Prozent. Das E-Bike erreicht dabei im Maximum ein (Motoren-)Tempo von 25 Kilometern pro Stunde. Das Ausgefeilte an den Modis mit Trittkrafterkennung ist, dass das Bike je nach Kraftaufwand auch stärker oder schwächer beschleunigt. Es gibt also keinerlei ruckartigen Bike-Bewegungen beim Anfahren, dafür aber die Möglichkeit, recht schnell vom Fleck zu kommen.

    Die Reichweite des Bikes beeindruckt im Test

    Die Modi können, müssen aber nicht aktiviert werden. Wer sich möglicherweise im dichten Verkehr unwohl fühlt oder sich erst an das Bike gewöhnen will, kann die Motor-Unterstützung auch komplett abschalten. Generell gilt: Der Turbo-Modus empfiehlt sich wohl am ehesten auf freien Straßen- und Radwegen, im Verkehr ist man mit Eco- oder Standard-Modus etwas kontrollierter und sicherer unterwegs. Durch die Geschwindigkeitsbegrenzung und die vorhandene Ausstattung sollte des Bike jedenfalls für den österreichischen Verkehr zugelassen sein. Und wie lange hält der Akku durch? Das kommt wohl auch auf das Gewicht des Fahrers an. Xiaomi selbst spricht von einer Reichweite von rund 45 bis sogar 50 Kilometern.

    Im Eco-Modus bei einem Gewicht der Testperson von 85 Kilogramm reichte es für immerhin 40 Kilometer, im Standard- und Turbo-Modus nimmt diese Reichweite um jeweils rund fünf Kilometer ab. Dennoch eine sehr starke Leistung des Fahrrads, da sind sogar etwas längere Bike-Touren problemlos möglich. Die Ladezeit beträgt insgesamt knapp über drei Stunden, vier kleine LED-Leuchten zeigen den aktuellen Ladestand an. Ebenfalls richtig smart: Der Akku lässt sich auch vom Nutzer selbst ganz leicht austauschen, indem man einfach den Sattel entfernt und den Akku entnimmt. So muss man nicht zu teuren Services, sollte der eingebaute Akku irgendwann streiken oder die Leistung einfach schwächer werden. 

    Praktisches Transportieren und ein echter Bike-Hit

    Auch das Zusammenfalten des Rads zum Transportieren geschieht einfach. Dazu werden einfach die Klapp-Hebel am Rahmen und am Lenker gelöst, schon kann der Sattel nach oben gezogen werden und die Pedale werden eingeklappt. Dadurch lässt sich das Bike dann zusammenfalten und durch das Hinunterschieben des Sattels in dieser Position fixieren. Im zusammengeklappten Zustand misst das Bike nun rund 100 x 65 x 45 Zentimeter und kann am Rahmen gepackt und getragen werden.  Was der Clou gewesen wäre, aber leider fehlt: In der App beziehungsweise am Bike gibt es bisher keine "Find My Bike"-Funktion, mit der man das Fahrrad im Fall eines Diebstahls orten könnte. Schade, aber verschmerzbar.

    In wenigen Sekunden transportbereit: So sieht das Xiaomi E-Bike im zusammengeklappten Zustand aus.
    In wenigen Sekunden transportbereit: So sieht das Xiaomi E-Bike im zusammengeklappten Zustand aus.
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    Das Xiaomi Qicycle, hierzulande im Handel eher unter dem Namen Xiaomi Mi Smart Electric Folding Bike zu finden, hat nur zwei Probleme, den am österreichischen Markt eher hohen Preis und die schlechte Verfügbarkeit. Aktuell (24. Juni 2022) lässt sich das Bike um 999 Euro über die Xiaomi-Austria-Webseite bestellen. Am Bike selbst gibt es nichts auszusetzen, im Gegenteil. Die Verarbeitung ist gut, der Zusammenbau und das Zusammenfalten funktionieren kinderleicht, das Fahrgefühl ist fantastisch und in Sachen Motorleistung hat das Rad selbst weit teureren E-Bikes einiges voraus. Auch die Akkuleistung ist für ein Elektro-Fahrrad gut, er lädt halbwegs schnell und hält auch für längere Fahrrad-Touren passend durch.