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Xiaomi 12 im Test: Der Allrounder wird zum Flaggschiff

Groß trumpft Xiaomi mit dem neuen Smartphone 12 Pro auf. Doch im Test macht ausgerechnet der kleinere Bruder 12 dem Flaggschiff mächtig Konkurrenz.

Rene Findenig
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Bringt den großen Pro-Bruder mächtig ins Schwitzen: das "kleine" Xiaomi 12.
Bringt den großen Pro-Bruder mächtig ins Schwitzen: das "kleine" Xiaomi 12.
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Zwischen dem Xiaomi 12 Pro (ab 1.149 Euro), das im "Heute"-Test dicke Pluspunkte sammelte, und dem Xiaomi 12 (ab 899 Euro), dem Standard-Modell der neuen Smartphone-Serie, liegen immerhin 250 Euro. Doch genau dieser Unterschied bringt das Pro-Modell unter Druck – nicht, weil es nicht ausgezeichnet abschneidet, sondern weil der kleine Bruder sich bei der Leistung nah am Spitzenmodell orientiert. Das ist kein Wunder, wenn man die technischen Daten betrachtet: Das Xiaomi 12 gleicht bei der Ausstattung der Xiaomi 12 Pro in vielen Bereichen, etwa dem superflotten neuen Snapdragon-Prozessor.

Auch das Design ist fast ident mit dem Pro-Modell und die Farben sind es erst recht. Die gesamte neue Xiaomi-12-Serie gibt es in grauer, blauer oder lila Farbe. Wie bei der gesamten Smartphone-Serie verzichtet das Unternehmen bei der Verpackung vollkommen auf nicht-recyclebare Kunststoffe, Zubehör wie Kabel, Ladegerät und Schutzhülle gibt es aber weiter im Lieferumfang. Und: Statt einem glänzenden gibt es nun ein mattes Gehäuse-Design den neuen Smartphones, das nicht nur optisch mit kleinen Details, die in der Sonne funkeln, gut gefällt, sondern auch Kratzer und Fingerabdrücke fernhält.

Auch das Xiaomi 12 gilt als Flaggschiff

Display sowie Smartphone-Rückseite sind auch beim Xiaomi 12 aus Gorilla Glass Victus gefertigt und damit besonders gut geschützt. Als besonderer Hingucker ist der Aluminium-Rahmen zwischen Bildschirm und Rückseite des Modells auch in der matten Farbe des Modells gehalten – also entweder Hellblau, Zartviolett oder Dunkelgrau-Schwarz. Das Smartphone liegt mit dem neuen Design samtig in der Hand, fühlt sich dabei gleichzeitig weniger rutschig an. Nicht umsonst sagt Xiaomi, dass es dieses Jahr zwei Flaggschiffe bei der Serie gebe, neben dem Pro-Modell gilt auch das Xiaomi 12 als Aushängeschild.

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    Zwischen dem Xiaomi 12 Pro (ab 1.149 Euro), das <a href="https://www.heute.at/s/-100198086">im <em>"Heute"</em>-Test</a> dicke Pluspunkte sammelte, und dem Xiaomi 12 (ab 899 Euro), dem Standard-Modell der neuen...
    Zwischen dem Xiaomi 12 Pro (ab 1.149 Euro), das im "Heute"-Test dicke Pluspunkte sammelte, und dem Xiaomi 12 (ab 899 Euro), dem Standard-Modell der neuen...
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    An der rechten Gehäuseseite sind traditionell die Lautstärke-Wippe und der Power-Button zu finden – selbst sie zeigen sich farblich abgestimmt auf das jeweilige Modell. Aus der Rückseite steht ein rechteckiger, andersfärbiger Kamera-Block hervor, der aber deutlich dezenter als bei einigen Vorgängern und Konkurrenten ausgefallen ist. So liegt das Smartphone beinahe ohne Wackler auf dem Tisch auf. Ein Manko bleibt: Das Gerät dürfte wasserdicht sein, eine IP-Zertifizierung gibt es aber nicht. Das hatten wir bereits im Test zum Xiaomi 12 Pro beklagt und es ist ein Schnitzer, der eigentlich nicht sein dürfte.

    Bei der Leistung ein Hightech-Smartphone

    Dafür steht das Smartphone bei der Leistung seinem großen Bruder um nichts nach. Auch im Xiaomi 12 werkt als Prozessor der Qualcomm Snapdragon 8 Gen 1, nach fast einhelliger Meinung der derzeit stärkste Smartphone-Chip der Welt. Leistungsdefizite sind damit Geschichte: Multitasking, Gaming, Streamen, nichts zwingt das Gerät in die Knie. Richtig ist sogar: Mit keiner Anwendung konnten wir im Test auch nur ansatzweise für Verzögerungen oder Ruckler sorgen. Bei der Leistung ist das 899-Euro-Handy auf Augenhöhe mit weit teureren Flaggschiffen und gibt sich keinerlei Blöße.

    Im Gegensatz zum Pro-Modell spürt man jedoch bei dauerhafter Intensivnutzung eine deutliche Erwärmung des Handys, besorgniserregend wird diese aber nicht. Als Arbeitsspeicher kommen 8 Gigabyte zum Einsatz, während es beim Xiaomi 12 Pro 12 sind – den Unterschied wird man aber in der Praxis kaum merken. Eher ist da wahrscheinlich, dass der Speicher von 128 statt 256 Gigabyte irgendwann knapp werden könnte, denn eine Möglichkeit, diesen zu erweitern, gibt es trotz zwei verbauten SIM-Steckplätzen nicht. Dafür feuern beide SIM-Slots mit der neuesten Mobilfunktechnologie 5G.

    Auch beim Display ähnlich perfekt wie das Pro

    Beeindruckend geht es auch beim Display des Xiaomi 12 weiter. War der Bildschirm des Pro-Modells mitunter das Beste, das wir bei Smartphone-Tests entdecken durften, folgt das Xiaomi 12 direkt im Windschatten. Das OLED-Display ist 6,3 Zoll groß, löst mit 2.400 x 1.080 Pixel auf und bietet ebenfalls sehr schmale Displayränder und die superflüssige Bildwiederholrate von bis zu 120 Hertz. Im Vergleich zum Pro-Modell macht man da nur bei der Auflösung und der maximalen Helligkeit kleine Abstriche – bei Sonnenlicht ist der Bildschirm aber ebenfalls ablesbar –,  der Gesamteindruck fällt aber fantastisch aus.

    Fantastisches Display: Hohe Helligkeit, tolle Farben, super Kontraste – wie schon unser Eindruck beim Pro-Modell.
    Fantastisches Display: Hohe Helligkeit, tolle Farben, super Kontraste – wie schon unser Eindruck beim Pro-Modell.
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    Das Display zeigt eine hohe Helligkeit, tolle Farben, super Kontraste – wie schon unser Eindruck beim Pro-Modell. HDR, knackige Darstellung, smarte Regelung, auch das Display zählt zum Allerbesten, das es am Markt gibt. Unter dem Display gibt es zudem wieder jede Menge Hightech mit Wi-Fi 6, Bluetooth 5.2, NFC, Infrarot-Blaster, in den Bildschirm integrierten Fingerabdrucksensor, Gesichtserkennung und vier Stereo-Lautsprechern. Letztere sind in Kooperation mit Harman Kardon abgestimmt und können sich hören lassen. Bis auf hohe Lautstärken gibt es klaren und druckvollen Sound auf die Ohren.

    Ladung zwar nicht mit Turbo, aber trotzdem schnell

    In einer Hinsicht kann das Xiaomi 12 allerdings nicht mit dem Pro-Modell mithalten, und das ist bei der Ladung. Während das Pro mit 120-Watt am Kabel und einem extra Turbo-Modus in unter 20 Minuten voll aufgefüllt werden kann, gibt es beim Xiaomi 12 "nur" 67-Watt-Schnellladen per Kabel. Die Anführungszeichen beim "nur" gibt es deshalb, weil viele Konkurrenten nicht einmal an die 67 Watt herankommen. Das Xiaomi 12 ist damit in rund 35 Minuten wieder komplett voll. Wie beim Pro-Modell gibt es außerdem kabelloses Laden mit 50 Watt per separat zu erwerbendem Ladegerät und 10 Watt Umkehrladung.

    In Sachen Akku schlägt das Xiaomi 12 letztlich aber sogar seinen großen Bruder, trotz geringfügig kleinerem Akku mit 4.500 Milliamperestunden. Beim Pro reicht die Batterie für rund einen Tag, beim Xiaomi 12 sind es dagegen schon zwei, drei Stunden mehr. Das dürfte daran liegen, dass die geringere Display-Auflösung und -Helligkeit nicht so sehr auf den Akku schlägt. Im Vergleich zu anderen Flaggschiff-Geräten liegen die Xiaomi-Smartphones in diesem Bereich minimal zurück, allzu dramatisch ist dies aber nicht, da dies von der schnellen Ladeleistung wieder gut ausgeglichen wird.

    Kamera ist die größte Überraschung des Geräts

    Was in Sachen Ausstattung noch etwas seltsam ist: Beim USB-C-Anschluss an der Unterseite gibt es nicht den Standard 3.0, sondern 2.0. Auch bei der Kamera-Ausstattung unterscheiden sich die beiden Xiaomi-Flaggschiffe dann letztlich doch noch ziemlich deutlich voneinander. Während das Pro auf ein Dreifach-Kamerasystem samt Telekamera, Ultraweitwinkel und Weitwinkel mit je 50 Megapixel (MP) setzt, kommen beim Xiaomi 12 neben der 50-MP-Weitwinkelkamera mit optischer Bildstabilisierung eine 13-MP-Ultraweitwinkelkamera und eine 5-MP-Telemakrokamera zum Einsatz. Was interessant ist.

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      Auch bei der Kamera-Ausstattung unterscheiden sich die beiden Xiaomi-Flaggschiffe dann letztlich doch noch ziemlich deutlich voneinander.&nbsp;
      Auch bei der Kamera-Ausstattung unterscheiden sich die beiden Xiaomi-Flaggschiffe dann letztlich doch noch ziemlich deutlich voneinander.
      Heute

      Interessant deshalb, weil die Unterschiede bei den geknipsten Fotos zwischen Xiaomi 12 Pro und Xiaomi 12 beinahe nicht vorhanden sind. Bei Tageslicht zählt auch das Xiaomi 12 zu den allerbesten Kamera-Smartphones mit atemberaubend scharfen und natürlichen Bildern. Auch in der Nacht ändert sich dieser Eindruck so gut wie gar nicht, die Qualität nimmt nur unwesentlich ab und zeigt sich vor allem darin, dass je nach Situation die Schärfe etwas reduziert ist. In einigen Situationen scheint das 12 aber sogar mit der Dunkelheit oder dem Zoom noch besser zurechtzukommen als das Pro – Eindrücke bietet die Fotoshow.

      Das Xiaomi 12 ist zurecht ein echtes Flaggschiff

      Der exzellente Kameraeindruck setzt sich auf der Front mit der 32-MP-Selfie-Cam fort. Außerdem kann auch das Xiaomi 12 8K-Clips aufnehmen und verfügt über smarte Aufnahme-Funktionen, die beispielsweise sich bewegende Motive auch kurzzeitig verdeckt von Mauern und Co. automatisch verfolgen können oder mit einem eigenen Ultra-Nachtmodus dunkle spektakuläre Videos in dunklen Umgebungen ermöglichen. Bei all diesem Lob für das Smartphone bleibt letztlich nur ein Wunsch offen, nämlich, dass Xiaomi auch bald die Variante mit 256 GB Speicher in Österreich auf den Markt bringt.

      Das Xiaomi 12 kann im "Heute"-Test nicht nur mit dem Xiaomi 12 Pro mithalten, sondern liegt in Teilbereichen der Kamera und des Akkus sogar leicht vorne, während das Display und die Ladeleistung nicht ganz am Pro-Niveau sind, aber noch immer exzellent abschneiden. Bis auf den nicht offiziellen IP-Schutz (wasserdicht dürfte das Gerät nach unseren Testeindrücken dennoch sein) und Kleinigkeiten wie dem USB-Standard ist das Xiaomi 12 ein fantastisches Handy. Und sogar so fantastisch, dass es zurecht als Flaggschiff betitelt wird und dem teureren Pro-Handy ernsthafte Konkurrenz macht.