Österreich

Wirtin kocht: "Sperrstunde weiterer Todesstoß für uns"

Lokalbetreiberin Farangis Firozian stößt die Sperrstunde ab 22 Uhr und das gesamte Pandemie-Management der Regierung sauer auf. "Es reicht!"

Sandra Kartik
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Farangis Firozian betreibt das Lokal "Soulkitchen" in Wien-Landstraße. Die Wirtin rechnet nach zwei Jahren Pandemie mit der Regierung ab.
Farangis Firozian betreibt das Lokal "Soulkitchen" in Wien-Landstraße. Die Wirtin rechnet nach zwei Jahren Pandemie mit der Regierung ab.
privat

Farangis Firozian führt das Lokal "Soulkitchen" in Wien-Landstraße mit Leidenschaft. Nach knapp zwei Jahren Pandemie geht ihr aber langsam die Luft aus. Auf Facebook macht sie ihrem Ärger Luft und rechnet mit der Regierung ab: "Es ist echt hart, ein so schönes Projekt wie die 'Soulkitchen' derartig leiden zu sehen. Dank der Sabotage und systematischen Willkür der Regierung stehen viele Kollegen vor dem endgültigen Aus-Button. Wenn man bedenkt wieviel Zeit, Expertise und Liebe wir hineingesteckt haben, um jetzt als politischer Spielball zu enden", schäumt sie. Der Umgang mit der Pandemie habe der ganzen Branche das Genick gebrochen.

Gäste stornieren, Geld fehlt

Die Sperrstunde um 22 Uhr, die ab 27. Dezember für alle Lokale gilt, verschlimmert die Situation. "Es ist furchtbar: Waren für nächste Woche wurden bereits eingekauft und sind aufgrund der mehrgängigen Dinner bereits am Vorbereiten, Einkochen und Einreduzieren. Die Reservierungen wurden bereits getätigt und das Personal eingeteilt." Nicht nur für die "Soulkitchen" bedeutet das: "Die Hilfsgelder sind noch nicht da. Die Liquidität ist quasi auf Null, da mit dem letzten Geld in Hoffnung auf die getätigten Reservierungen eingekauft wurde."

Gäste feiern Silvester eben erst um 24 Uhr und nicht um 22 Uhr, "somit wird storniert, was das Zeug hält und wir bleiben auf den Kosten sitzen." Firozian klagt an: "Ich werfe der Regierung Vorsatz vor." Ohne Planbarkeit werden Lokale "durch dieses Hin und Her verbrannt und ruiniert". Sie fordert eine hundertprozentige Kompensation für den Schaden und Förderungen, um "mit Unterstützung aus dieser Asche zu wandern. Wir hatten bisher 11 Monate zu und dafür die vollen Kosten inklusive Personal. Das ist die Hälfte der Pandemie."

Keine Entlastung, wie versprochen

Firozian musste auch bereits zwei Mal ihr Team umstrukturieren, um auf die ständigen Lockdowns und Änderungen reagieren zu können. "Völlig sinnfrei ist das", ärgert sie sich.

Die bisherigen Hilfen der Regierung sieht die Gastronomin kritisch: "Danke für den 5-Prozent-Steuersatz, den wir in 11 Monaten Lockdown so super nutzen konnten und den ihr nicht verlängern wollt. Danke für den Überbrückungskredit, den wir nie bekamen. Danke für die Aufhebung des Epidemiegesetzes mitten in der Pandemie. Danke für die Stundungen, die wir jetzt im Lockdown bereits ohne Einnahmen zurückzahlen sollen. Danke für die Wirtschaftshilfen, die einem Bruchteil unseres Schadens entsprechen, den die Regierung allein zu verschulden hat."

Wütend führt sie auf Facebook weiter aus: "Danke für das Spalten unserer geliebten Gäste und Kollegen in oasch und leiwand. Danke auch für die tolle Joboffensive des AMS, welches unser hochgeschätztes, ausgebildetes Personal aus der Kurzarbeit heraus in andere Branchen umschult."

"Das muss ein Ende haben"

Für die Wirtin ist klar: "Das muss ein für alle Mal ein Ende haben. Die Gastro ist nicht der Sündenbock der Pandemie. Es ist die Politik." Laut Firozian habe sich die Gastronomie penibel an alle vorgeschriebenen Verordnungen gehalten.

Auch seien alle Mitarbeiter in ihrem Team geimpft und geboostert. "Während wir in der sicheren Gastfreundschaft im letzten Lockdown wieder weggesperrt wurden, durfte im Handel munter völlig unsicher geshoppt werden. So wie letztes Jahr." Das muss im kommenden Jahr und bei einem möglicherweise neuen drohenden Lockdown anders werden, fordert sie. "Wenn uns lieb ist, dass es die Gastro in Zukunft in ihrer Vielfalt noch gibt, müssen wir jetzt alle zusammenhalten und alles geben."

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