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Forscher entdecken Wrack von "unsinkbarem" Kriegsschiff

Die USS Nevada diente in beiden Weltkriegen und überstand selbst den Angriff auf Pearl Harbor und zwei Atomexplosionen ohne unterzugehen. Jetzt zeigen schaurig-schöne Videoaufnahmen die letzte Ruhestätte des "unsinkbaren" Kriegsschiffs in der Tiefsee.

Roman Palman
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Rostiger Stahl ragt im Scheinwerferlicht des unbemannten Tauchroboters wie eine Ruine aus dem grauen Schlick des Meeresbodens. Auch jetzt noch, nach über 70 Jahren, sind die Markierungen an den Bordwänden des Wracks lesbar. Die gestochen scharfen Bilder zeigen die letzten Überreste der USS Nevada, die lange Zeit den Ruf hatte "unsinkbar" zu sein. 

Forscher auf dem Schiff "Pacific Constructor" haben das Wrack rund 65 Seemeilen südwestlich des Pazifik-Stützpunktes Pearl Harbor auf Hawaii in 4.677 Metern Tiefe entdeckt. Wie die Organisation "Ocean Infinity" am Montag bekanntgab, war ihre Crew bereits zu Jahresbeginn ausgelaufen. Als dann die Corona-Pandemie begann, der Welt den Atem zu nehmen, entschieden die Männer und Frauen an Bord, auf See zu bleiben und in Kooperation mit der Organisation "Search" weitere Forschungen durchzuführen. So stießen sie schließlich auf das Wrack der USS Nevada.

"Die Nevada ist eine Ikone, die für die Resilienz und auch die Sturheit der Amerikaner steht. [...] Die physische Realität des Schiffes, das jetzt in der Dunkelheit des großen Museums der Meere ruht, erinnert uns nicht nur an vergangene Ereignisse, sondern auch an all jene, die die Vereinigten Staaten in zwei Weltkriegen verteidigt haben", zeigt sich Meeresarchäologe James Delgado begeistert von dem Fund.

Kriegsschiff überstand Kriege, Torpedos und Atombomben

Die USS Nevada kann in der Tat auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Nach ihrem Stapellauf 1914 wurde sie von der US-Navy sowohl im Ersten, also auch im Zweiten Weltkrieg eingesetzt. Besonders in Letzterem bewies das Kriegsschiff eine Widerstandsfähigkeit, die ihr bald einen legendären Ruf einbrachte. 

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    Die USS Nevada bei der Passage des Panama-Kanals, der den Pazifik mit dem Atlantik verbindet, um das Jahr 1920.
    Die USS Nevada bei der Passage des Panama-Kanals, der den Pazifik mit dem Atlantik verbindet, um das Jahr 1920.
    picturedesk.com/Mary Evans/Pharcide

    Den japanischen Überraschungsangriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 überstand sie trotz mehrerer Torpedo- und Bombentreffer, weil es ihrer Crew gelungen war, Fahrt aufzunehmen und das schwer beschädigte Schiff auf Grund zu setzen. 50 Seeleute verloren dabei ihr Leben – dafür konnte die Nevada in rund drei Monaten repariert, modernisiert und in den Atlantik gebracht werden. Dort lieferte sie unterstützendes Feuer bei der Vorbereitung der Alliierten Invasion in der Normandie. Zurück im Pazifik war das Schlachtschiff bei der Offensive gegen Japan vor Iwo Jima und Okinawa im Einsatz.

    Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges hatte die Nevada als Kampfeinheit ausgedient und musste als Ziel bei Atombombentests herhalten. Der erste Nuklearsprengkopf "Able" sollte am 1. Juli 1946 direkt über dem mittlerweile auf Orange umlackierten Schiff explodieren. Doch er verfehlte das Ziel um mehrere hundert Meter, weshalb die Nevada zwar beschädigt, aber nicht versenkt wurde. Auch den folgenden "Baker"-Nukleartest am 25. Juli überstand sie. Erst zwei Jahre nach ihrer Außerdienststellung fand die USS Nevada ihre letzte Ruhe. Am 31. Juli 1948 wurde das "unsinkbare" Testschiff bei Zielübungen von Geschützfeuer und Lufttorpedos endgültig versenkt.