Integration durch Sprache

"Wos host g'sogt?" – so lernen Migranten jetzt Dialekt

Nicht jeder versteht "ois" auf Anhieb – vor allem in Österreich. Dialektkurse helfen Migranten, nicht nur mitzukommen, sondern auch mitzuplaudern.
Lea Strauch
28.02.2025, 05:00

Was bringt perfektes Hochdeutsch, wenn der Verkäufer im Supermarkt im schönsten Mundart-Singsang spricht? Damit Migranten in Oberösterreich nicht mehr ratlos an der Wursttheke stehen müssen, soll es künftig Dialektkurse geben. Neu ist die Idee hierzulande freilich nicht: Seit mittlerweile sieben Jahren lernen Neu-Österreicher den Dialekt mit Dominik Klinger (44).

Auch im Dialekt gibt es Regeln

In seiner Zeit als Deutsch-Trainer für Flüchtlinge stießen seine Schützlinge immer wieder auf ein Problem: "Deutsch ist so eine schöne Sprache, aber die spricht hier niemand", erklärt der Berufschullehrer im Gespräch mit "Heute". In der Arbeit oder im Fußballverein – die Kommunikation mit den österreichischen Kollegen gestaltet sich oft schwierig.

„Deutsch ist so eine schöne Sprache, aber die spricht hier niemand.“
Dominik Klinger (44)Berufschullehrer, ORF-Moderator und Dialekttrainer

Im Zwei-Augen-Gespräch hätten die meisten zwar kein Problem damit, auf Hochdeutsch zu wechseln. Aber: "Sobald man in einer Gruppe ist, fallen sie gnadenlos in den Dialekt." Dann könnten viele nurmehr "nicken und lächeln". Das will Klinger, der auch als Moderator für Radio Oberösterreich hinter dem Mikro steht, mit seinen Kursen ändern.

Sich Mundart anzueignen ist nämlich gar nicht so schwer: "Wir sagen eh deutsche Wörter, sprechen sie aber anders aus", erklärt der 44-Jährige. Und: Es gibt Regeln, die man trainieren kann. Die befolgen Oberösterreicher "erstaunlich konsequent und mit ungeheurer Genauigkeit, obwohl wir sie nie gelernt haben".

Zum Beispiel: Aus "AL" wird "OI" – aus "kalt" wird "koit". Klinger stellt aber klar: "Wer reinkommt und kein Deutsch kann ist mit meinem Kurs unglücklich." Grundsätzlich empfiehlt er für den Einstieg das Niveau A2 oder höher.

Ein kleines Problem gibt es aber noch: Unterlagen für Dialektkurse sind derzeit Mangelware. Das will Klinger noch dieses Jahr ändern. Aktuell arbeitet er gemeinsam mit einem ehemaligen Kursteilnehmer an einem Lehrbuch – ein erstes Probekapitel von "Wos host g'sogt?" gibt es schon.

Preisgekrönte Methode

Übrigens besuchen nicht nur Migranten seinen Dialekt-Kurs: Auch der deutsche Schauspieler Claudius von Stolzmann bediente sich für eine Theaterrolle der Klinger-Methode. Für die Performance gab es vergangenes Jahr prompt den Nestroy-Preis als bester Schauspieler.

Dass Dialektkurse bald ein Schwerpunkt des heimischen Integrationsressorts sein sollen, findet der 44-Jährige super: "Meine Erfahrung ist, dass die Leute sehr happy sind, wenn sie es gelernt haben." Klinger gesteht aber mit einem Schmunzeln: "Beim ärgsten Innviertler-Hausruck-Bauern wird's natürlich trotzdem schwer."

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